Wenn Journalisten Krankenhäuser sturmreif schreiben

Israels Armee hat das Gesundheitssystem im Gazastreifen nahezu vollständig zerstört: mit Bomben, Blockaden und der Unterstützung vieler Journalisten.

“Israel greift die Infrastruktur der Hamas an“, meldete die Tagesschau. Vom „Kampf um die Hamas-Zentrale“ berichtete BILD. Die FAZ titelte: „Einmarsch in die Terrorbasis“. Worüber Medien mit diesen und hunderten ähnlichen Schlagzeilen vor einem Jahr berichteten, war nicht das Schleifen einer schwer gesicherten Festungsanlage, nicht der Sturm auf eine mit Waffen und Kämpfern gefüllte Garnison. Der Ort, den Medien wochenlang zur “Terrorbasis” und “Hamas-Zentrale” erklärte, war ein Krankenhaus. Und der vermeintliche “Kampf” fand nicht zwischen zwei feindlichen Truppen statt. Stattdessen standen sich eine hochgerüstete Armee auf der einen und tausende Patienten, Ärzte und andere wehrlose Menschen auf der anderen Seite gegenüber. Als die israelische Armee ihre Truppen schließlich wieder abzog, waren vom einst größten Krankenhaus im Gazastreifen kaum mehr als Trümmer und Massengräber übrig. Die angebliche “Hamas-Kommandozentrale” unter Gazas Al-Schifa-Klinik wurde nie gefunden.

Wenn Journalisten Krankenhäuser zum Abschuss freigeben. Hier in der BILD am 20.11.23.

Vielleicht der größte unter all den Tabubrüchen

Über ein Jahr dauert der Krieg im Nahen Osten nun schon an. Zehntausende Menschen wurden getötet, hunderttausende verwundet, Millionen ins Elend gestürzt, große Teile Palästinas und des Libanon liegen in Trümmern. Und mit ihnen jede Menge einstige Gewissheiten über internationales Recht, westliche Werte, zivilisatorische Errungenschaften, den unbestimmten Glauben, dass jedes Unrecht doch irgendwann einmal ein Ende haben muss.

Die Geschichte des Krieges, mit dem Israel seit dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 die Region überzieht, ist auch eine nicht enden wollender Tabubrüche. In der immer länger werdenden Liste schockierender Ereignisse, ist kaum eine Entwicklungen so unfassbar, so folgenreich für die Betroffenen, wie wenn ausgerechnet jene Orte zum Ziel von Leid und Zerstörung werden, die selbst kein anderes Ziel haben, als Menschen vor Leid zu bewahren.

Was die FAZ mit “Terrorbasis” meinte, war das größte Krankenhaus des Gazastreifens.

Nicht versehentlich, sondern systematisch, lange angekündigt und vorbereitet. Nicht im Nebel des Krieges, sondern vor den Augen der Welt. Nicht als ein fürchterlicher Einzelfall, sondern immer und wieder. Nicht durch irgendeinen abtrünnigen, isolierten Paria dieser Welt, sondern mit den Waffen und Geldern der Mächtigen. Nicht begleitet von medialer Empörung und journalistischen Enthüllungen, sondern mit der propagandistischen Unterstützung vieler Medienschaffender, die solang immer neue PR-Meldungen über die “Hamas-Kommandozentrale unterm Krankenhaus” abschrieben, bis vom Gesundheitssystem des Gazastreifens nichts mehr übrig war.

Schon nach einer Woche bekam die Al-Schifa-Klinik ihr “Todesurteil”

Wie Israels Armee mit medialer Rückendeckung das Gesundheitssystem des Gazastreifens zerstörte, lässt sich am Beispiel jeder der 36 Kliniken in der Region erzählen. Aber der Fall des Al-Schifa-Krankenhauses ist besonders: Weil die Propaganda-Kampagne gegen die Klinik die erste ihrer Art war und damit den Weg für viele weitere ebnete. Und weil die Stürmung und die spätere Zerstörung der Klinik, die allein für ein Drittel der Gesundheitsversorgung im Küstenstreifen verantwortlich war, die schlimmsten Folgen mit sich brachte.

Nach dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 und der anschließenden Bombardierung des Gazastreifens durch Israels Armee dauerte es nicht lang, bis das Al-Schifa-Krankenhaus im Zentrum von Gaza-Stadt unter der Last immer neuer Toter und Verwundeter drohte zusammenzubrechen. Schon am 12. Oktober warnte der Direktor des Krankenhauses Mohammad Abu Salmiya, der Kollaps des Krankenhauses stünde unmittelbar bevor. Bis zu 20 Tote und 100 Verletzte würden die Klinik stündlich erreichen, erklärte Abu Salmiya gegenüber Israels +972-Magazin.

Eine der wenigen Schlagzeilen bevor die IDF die Al-Schifa-Klinik auf die mediale Agenda setzte. Potsdamer Neueste Nachrichten am 13.11.23.

Während der Bedarf nach medizinischer Versorgung in Gaza immer größer wurde, nahmen die Möglichkeiten, diese zu gewährleisten, immer weiter ab. Infolge der israelischen Totalblockade des Gazastreifens fehlte es an allem: Strom, Wasser, Medikamenten und medizinischen Materialien. Hinzu kam die Ankündigung gewaltsamer Vertreibungen durch die israelische Armee. Als “Todesurteil” für die tausenden Patienten des Krankenhauses bezeichnete die WHO schon am 14. Oktober 2023 die sogenannten “Evakuierungsaufforderungen” Israels.

Schon zu diesem Zeitpunkt, eine Woche nach Beginn des Krieges, so die WHO, hatten Israels Angriffe auf das Al-Schifa-Krankenhaus völkerrechtliche Grenzen längst überschritten, moralische ohnehin. Doch für Schlagzeilen sorgte die Situation in der Klinik in deutschen Medien bis zu diesem Zeitpunkt kaum. Ein Bericht in den Potsdamer Neuesten Nachrichten vom 13. Oktober 2023 gehörte zu den wenigen, in denen Medien auf die katastrophale Lage aufmerksam machten.

Erst eine IDF-Pressekonferenz brachte die Al-Schifa-Klinik auf die Titelseiten

Das Desinteresse deutscher Medien änderte sich schlagartig zwei Wochen später. Nicht etwa, weil Journalistinnen endlich die zahllosen und immer verzweifelter werdenden Berichte und Appelle von Ärzten, Reportern und anderen Augenzeugen aufgegriffen hätten. Eine Pressekonferenz der israelischen Armee brachte die Al-Schifa-Klinik weltweit in die Schlagzeilen.

Die Hamas hat Krankenhäuser in Kommando- und Kontrollzentren sowie Verstecke für Hamas-Terroristen und Kommandanten verwandelt.

So lautete das Statement vom Sprecher der israelischen Armee Daniel Hagari vom 27. Oktober 2023. Nicht nur die Hamas, auch die Krankenhausleitung, die Vereinten Nationen, WHO und Hilfsorganisationen wiesen die Anschuldigungen sofort und vehement zurück und machten auf deren tödliche Implikationen aufmerksam. Es nützt nichts.

“Israelische Armee: Hamas-Kommandozentrale wohl unter Klinik”: Diese und ähnliche Schlagzeilen erschienen in den nächsten Tagen in deutschen Medien dutzendfach. Eine Pressekonferenz der israelischen Armee verschaffte dem Krankenhaus jene Aufmerksamkeit, um die Hilfsorganisation seit Wochen vergeblich gefleht hatten. Die Wirkung war allerdings die gegenteilige: Statt auf das zunehmende Leid der Menschen im Krankenhaus aufmerksam zu machen, machten sich Medien nun daran, die Klinik als Angriffsziel zu markieren.

Erst infolge einer Pressekonferenz der IDF interessierten sich Medien für die Al-Schifa-Klinik. Kölner Stadtanzeiger vom 28.10.23.

Die Tagesschau berichtet über die israelische Fiktion, nicht aber über die Realität des Krankenhauses

Am 27. Oktober 2023 ist das Al-Schifa-Krankenhaus erstmals Thema in den Abendnachrichten der Tagesschau. In einem Beitrag über “Angriffe auf Ziele der Hamas” heißt es, das israelische Militär wolle “belegen, dass sich unter dem größten Krankenhaus eine Hamas-Kommandozentrale befindet.” Die Worte der Korrespondentin werden begleitet von den mittlerweile berühmt-berüchtigten 3D-Animationen der IDF.

In der Optik einer “Dungeons and Dragons”-Erweiterung zum Videospiel “Die Sims” sieht man in einem mehrstöckigen unterirdischen Bunkerkomplex kleine animierte Hamas-Kämpfer umherlaufen. Auf die Idee, die Glaubwürdigkeit dieser Präsentation in Frage zu stellen, kommt die Tagesschau nicht. Unabhängige und glaubwürdige Stimmen etwa von Vertreterinnen von Hilfsorganisationen, die die Anschuldigungen zurückweisen, hört man in der Tagesschau ebenso wenig wie Schilderungen zur immer katastrophaler werdenden Situation tausender Patienten und zehntausender weiterer Menschen, die sich vor israelischen Bomben in das Krankenhaus geflüchtet haben.

Am 27.11.23 präsentiert die Tagesschau die IDF-Animation vom angeblichen “Hamas-Kommandozentrum”. Gefunden wird dieses nie.

Am Tag darauf ist das Al-Schifa-Krankenhaus erneut Thema in den Abendnachrichten der Tagesschau. Wieder hört das Publikum ausschließlich die israelischen Anschuldigungen. “Israel wirft der Terrororganisation Hamas vor, sie betreibe ihre Kommandozentrale unter der größten Klinik im Gazastreifen”, sagt der Sprecher. Es folgt ein Statement von Herzi Halevi, dem Generalstabschef der israelischen Armee.

Nicht alle deutschen Medien berichten so einseitig wie die Tagesschau. In vielen Zeitungen erscheinen auch Berichte, die für die Not in der Klinik sensibilisieren und der Darstellung der israelischen Armee andere Perspektiven gegenüberstellen. Doch dominant sind die unbelegten Behauptungen aus dem israelischen PR-Apparat überall.

Dass der “perfide Komplex” nie gefunden wird, wird das Welt-Publikum nie erfahren.

Viele Medien stellen Behauptungen der IDF als Tatsache dar

Dass für viele Medien die Al-Schifa-Klinik vor allem dann ein Thema ist, wenn sie in den Pressemitteilungen der israelischen Armee vorkommt, erkennt man auch daran, dass das mediale Interesse Anfang November zunächst wieder nachlässt – und das obwohl die Situation im Krankenhaus immer katastrophaler, die Hilferufe von Ärztinnen, internationalen Organisationen und NGOs immer lauter werden. Der Grund für das Desinteresse: Neue Anschuldigungen durch die israelische Armee bleiben aus.

Das ändert sich ab dem 13. November 2023. Immer häufiger schlagen nun israelische Bomben und Raketen in der Nachbarschaft des Krankenhaus ein. Auch gegen Gebäude des Krankenhauses gibt es erste Angriffe. Begleitet werden die Attacken von neuen Anschuldigungen. Hundertfach werden die Meldungen über “Hamas-Waffen”, “Hamas-Kämpfer”, “Hamas-Bunker” , “Hamas-Tunnel” und “Hamas-Geiseln” in dem und um das Krankenhaus von deutschen Medien verbreitet. Kritisch hinterfragt werden die Darstellungen der israelischen Armee nur selten.

BILD vom 20. November 2023.

Im Gegenteil: Viele Medien räumen den unbelegten Behauptungen nicht nur viel Platz ein, sie stellen sie oftmals als Tatsache dar. “Perfider Komplex! So sieht die Kommandozentrale der Hamas-Terroristen unter der Klinik aus!”, heißt es am 15. November 2023 in Die Welt. Das Schwester-Medium BILD formuliert es noch etwas plakativer: “Die Terror-Klink ist enttarnt.”

Nicht nur die Redakteure von Springers Rechtsaußen-Medien missachten bei der Berichterstattung über das Thema die Grundsätze ihres eigenen Handwerks: “Israelische Armee findet Waffen im Al-Schifa-Krankenhaus”, erfährt am 16. November 2023 das Publikum von “MDR aktuell”. Der einzige Beleg ist auch hier einer, der keiner ist: die Behauptungen der israelischen Armee.

“Israel entdeckt Hamas-Tunnel unter Kliniken.” Diese dpa-Meldung vom 18. November 2023 wird von dutzenden Medien verbreitet. Wie die dpa oder jene Zeitungen, die ihre Meldung übernehmen, die für solch eine Tatsachenbehauptung notwendige Verifizierung erbracht haben, erfährt man in den Beiträgen nicht.

Ohne Überprüfung erschien diese Behauptung der israelischen Armee in Form einer dpa-Meldung in dutzenden Zeitungen als Tatsache. Hier: WAZ vom 18.11.23

Weltweit widerlegen Journalistinnen israelische Propaganda – nur deutsche sind nicht unter ihnen

Auch in den Medien anderer westlicher Staaten hat die israelische Kampagne gegen das Al-Schifa-Krankenhaus Erfolg. Aber in einem wesentlichen Punkt unterscheidet sich die Berichterstattung vieler internationaler Journalistinnen von der ihrer deutschen Kollegen: Sie prüfen nach. Anders als es die Disclaimer am Ende vieler Berichte glauben machen, lassen sich Angaben überprüfen – auch in diesem Krieg. Eine kleine Auswahl:

  • Als die israelische Armee ein Video mit vermeintlichen Waffenfunden im Al-Schifa-Krankenhaus präsentiert, dokumentieren Reporter der BBC zahlreiche Unstimmigkeiten. Dazu gehörten Schnitte im angeblich unbearbeiteten Video und der Umstand, dass sich vermeintliche von der Hamas zurückgelassene Waffen während der Anwesenheit der IDF auf wundersame Weise vermehrt zu haben scheinen. Auch dass die Hamas ihre Kalaschnikows ausgerechnet hinter einem für metallische Gegenstände empfindlichen MRT-Gerät lagern soll, mutet merkwürdig an.
  • Als die Nachricht vom angeblich geheimen Hamas-Tunnel unter dem Krankenhaus um die Welt gelt, recherchieren u.a. Reporter von The Intercept nach. Sie präsentieren den wahren Baumeister des vermeintlichen “Terror-Tunnels”. Israel selbst habe die Tunnel in den 80ern mit amerikanischer Unterstützung gebaut.
  • Auch die Washington Post nimmt Israels Behauptungen über vermeintliche Hamas-Tunnel genauer unter die Lupe. Anhand von Satellitenfotos und anderen Dokumenten kommen die Reporter zu dem Schluss: Für keinen der von der IDF präsentierten Tunnel lasse sich eine militärische Nutzung der Hamas nachweisen. Zudem seien die Tunnel nicht einmal mit dem Krankenhaus verbunden.
Anders als in Deutschland überprüfen amerikanische und britische Medien Israels Vorwürfe. BBC Verifty am 18.11.23.

Auch Journalisten von APSky News und CNN überprüfen Angaben der israelischen Armee, die das Al-Schifa Krankenhaus mit der Hamas in Verbindung bringen sollen. Sie alle kommen zum selben Ergebnis: Keine der israelischen Anschuldigungen lässt sich verifizieren. Auch Amnesty International und eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen können später keinen einzigen glaubhaften Beleg für Israels Vorwürfe ausmachen.

Ein Laptop und etwas journalistisches Handwerkszeug hätten ausgereicht

Die zahlreichen Faktenchecks und investigative Recherchen, die in Medien weltweit erschienen, zeigen auch: Doch, Angaben lassen sich überprüfen. Man muss nur wollen. Viele deutsche Medien wollten es nicht.

Auch ohne selbst in Gaza zu sein, lassen sich viele der Anschuldigungen der israelischen Armee widerlegen oder zumindest in Zweifel ziehen. Oftmals reichte dazu ein Laptop, ein Telefon, etwas Ehrgeiz und der Wille, seiner journalistischen Verantwortung gerecht zu werden. Doch bis auf wenige Ausnahmen interessierten sich deutsche Medien selbst dann nicht für die Wahrheit hinter der israelischen Propaganda, wenn ausländische Kollegen ihnen die Recherchearbeit schon abgenommen hatten.

Weste, Kalaschnikow, zwei Dosen WD40. In vielen Krankenhäusern dürfte das Wachpersonal besser ausgestattet sein als die Hamas in ihrer angeblichen Kommandozentrale. Screenshot aus IDF-Video.

Sogar ohne jegliche Recherche hätte jedem Journalisten, der seinen Job ernst nimmt, auffallen müssen, dass an der IDF-Story von der “Hamas-Kommandozentrale” etwas nicht stimmen kann. Denn die “Beweise”, die die israelische Armee Mitte November vorlegte, passten so gar nicht zum riesigen unterirdischen Bunkerkomplex, von dem sie noch Ende Oktober gesprochen hatte.

Im Gegenteil: Die Bilder von einigen wenigen Waffenfunden inmitten medizinischer Behandlungsräume und Gerätschaften scheinen eher zu belegen: Es gibt keine “Hamas-Kommandozentrale” unter der Al-Schifa-Klinik. Die Washington Post hat einmal aufgezählt, was wirklich auf den vermeintlichen Beweisfotos- und videos der israelischen Armee zu sehen ist:

  • mehrere militärische Uniformen
  • elf Waffen
  • drei militärische Westen, davon eine mit Hamas-Logo
  • neun Granaten
  • zwei Korane
  • eine Gebetskette
  • eine Packung Datteln

In vielen Krankenhäusern der Welt dürfte schon das Wachpersonal besser ausgerüstet sein als die Hamas in ihrer angeblichen “Kommandozentrale”. “Die Beweise der IDF reichen bisher bei Weitem nicht aus, um das al-Schifa-Krankenhaus als Hauptquartier der Hamas darzustellen”, schreibt The Guardian. Zu dieser einfach zu treffenden Feststellung hätte auch jede deutsche Redaktion kommen können. Die meisten entschieden sich dagegen.

Zu dieser einfachen Feststellung hätte auch jede deutsche Redaktion kommen können. Fast alle entschieden sich dagegen. The Guardian vom 17.11.2023.

Journalismus: Oder soll man es lassen?

Statt selbst zu recherchieren oder zumindest Angaben der israelischen Armee auf Plausibilität zu überprüfen, veröffentlichten viele deutsche Medien ihre eigene Art von “Faktenchecks” – jene ohne Fakten, dafür mit noch mehr unbelegten Behauptungen der israelischen PR-Maschinerie.

Unter der Überschrift “Wo ist die Terrorzentrale” erfahren Leserinnen von Die Zeit am 22. November 2023: “Was die IDF präsentiert haben, lässt sich nicht vom Tisch wischen” und es gebe nur noch “kleinere Ungereimtheiten in der Auslegung der Funde durch die IDF.”

Zu dieser Erkenntnis kommt Die Zeit nicht etwa durch eigene Recherchen. Auch auf die Untersuchungen von Kollegen oder anderen unabhängigen Quellen verweisen die Autoren nicht. Stattdessen verweist Die Zeit auf die Aussage eines Ex-Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet, der Redaktion erzählt erzählt habe, dass die Hamas eine “Operationszentrale” im Krankenhaus unterhalte.

Die Zeit überprüft also eine unbelegte Behauptung aus dem israelischen Sicherheitsapparat anhand einer unbelegten Behauptung aus dem israelischen Sicherheitsapparat. Der Rest des Beitrages besteht dann konsequenter Weise vor allem aus der Darstellung der israelischen Armee. Die einzige weitere Stimme, die in dem Beitrag zu Wort kommt: ein Sprecher der IDF, der die Skepsis der Weltöffentlichkeit an Israels Anschuldigungen beklagt.

Faktenchecks ohne Fakten, dafür mit noch mehr israelischen Behauptungen. Tagesspiegel vom 15. November 2023.

Deutsche Medien lassen Israel sich selbst überprüfen

Solche “Faktenchecks”, in denen die unbelegten Behauptungen israelischer Behörden dadurch verifiziert werden sollen, indem man sie mit unbelegten Behauptungen anderer israelischer Behörden abgleicht, erscheinen vielen deutschen Medien. “Was über das Al-Schifa-Krankenhaus bekannt ist” verspricht auch die Tagesschau ihrem Publikum zu verraten.

In dem Beitrag erfährt man dann aber doch kaum etwas darüber, was über die Klinik bekannt ist, dafür noch mehr darüber, was die israelische Armee über die Klinik behauptet. Zur Frage “Warum ist das Krankenhaus so umkämpft” gibt die Tagesschau noch einmal die bekannten israelischen Vorwürfe wieder. Gefolgt vom üblichen Eingeständnis journalistischer Arbeitsverweigerung: “Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht.” 

Auch auf die Frage “Was unternimmt Israel angesichts der Notlage?” liefert die Tagesschau vor allem die PR der IDF. Israel habe angeboten, frühgeborene Babys aus dem Krankenhauses zu retten, habe deshalb Brutkästen und Treibstoff für die Generatoren geliefert, heißt es. Dass die Babys überhaupt erst in Lebensgefahr gerieten, weil die israelische Armee die Stromversorgung des Krankenhauses zerstörte und zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Babys tot sind, erfährt das Tagesschau-Publikum nicht. 

Sieben Minuten darf Israels Armee-Sprecher in die Kamera lügen, dass Israel keine Krankenhäuser angreift. Widersprochen wird ihm nicht.

Wer nun denkt, es kann nicht mehr irreführender werden, wird von der Tagesschau-Redaktion abermals überrascht: Teil des Beitrages ist auch ein ausführliches Interview – nicht mit dem unabhängigen Vertreter einer Hilfsorganisation, sondern mit Israels Armeesprecher Arye Shalicar. Sieben Minuten lang darf dieser alle Propaganda-Takes seines Militärs noch einmal vortragen und spricht von “dutzenden Krankenhäusern im Gazastreifen, die Terror-Zentralen sind”.  Zu einem Zeitpunkt, als Medien weltweit fast stündlich über neue Angriffe Israels auf die Al-Schifa-Klinik berichten, lügt Shalicar in die Kamera, dass man Krankenhäuser “nicht angreifen würde”. Die Sprecherin widerspricht ihm kein einziges Mal.

Berichte von Ärzten, NGOS und anderen unabhängigen Quellen bekommen weit weniger Aufmerksamkeit als die Propaganda der IDF

Am Abend darauf sind Israels Angriffe auf das Al-Schifa-Krankenhaus dann auch endlich Thema in den Abendnachrichten der Tagesschau – zumindest die Version der israelischen Armee. In dem zweieinhalb minütigen Beitrag erfahren die Zuschauerinnen gleich dreimal, dass sich der Angriff gegen eine “Hamas-Kommandozentrale” richte: erst durch den Tagesschau-Sprecher, dann durch die Korrespondentin und schließlich noch einmal vom israelischen Armeesprecher selbst. Vom realen Schrecken und Terror, den die israelische Armee in dieser Zeit über die Menschen in der angeblichen “Terror-Zentrale” bringt, vermittelt der Beitrag nichts. 

Nicht in allen Medien ist die Darstellung so einseitig wie in der Tagesschau. In vielen Beiträgen wird auch auf das Leid der Menschen in und um das Al-Schifa-Krankenhaus aufmerksam gemacht. Aber für alle großen Medien in Deutschland gilt: Die glaubwürdigen und gut belegten Berichte von Ärzten und Vertreterinnen von NGOs und internationalen Organisationen bekommen weit weniger Aufmerksamkeit als die unbelegten Behauptungen offizieller israelischer Stellen.

Hier ist eine kleine Auswahl der Nachrichten rund um die Erstürmung des Al-Schifa-Krankenhauses, die in deutschen Medien für gar keine oder weit weniger Schlagzeilen sorgten als die Propaganda der israelischen Armee:

Aus einem unter allen Umständen zu schützenden Ort machten Journalisten ein legitimes Kriegsziel

Was Medien mit ihrer einseitigen Berichterstattung über die angebliche “Terror-Klinik” hinterlassen, ist nicht nur ein zerstörtes Krankenhaus und ungezählte Tote. „Wann verliert eine Klinik den Schutz des Völkerrechts?“, fragt die Tagesschau am Tag der Erstürmung des Al-Shifa-Krankenhauses. Mit diesem und vielen weiteren Beiträgen tragen Medien dazu bei, den Raum des Möglichen zu verschieben.

Galten Krankenhäuser in früheren Kriegen, sei es im Nahen Osten oder anderswo, ohne jede Frage als absolut schützenswerte Orte und jeder Angriff auf sie als Kriegsverbrechen, war es nun im öffentlichen Diskurs zunehmend möglich, Krankenhäuser als legitime Angriffsziele zu markieren.  Die Frage von Angriffen auf Krankenhäuser wandelte sich von einem absoluten Tabu zu einer Frage von „Pro und Contra“ oder wie Die Zeit am 11. November 2023 schrieb zum “Kerndilemma des Krieges”. Ein Dilemma sei es für Israel wohlgemerkt, nicht für die Bevölkerung. 

Aus Massakern und Kriegsverbrechen machte Die Zeit ein “Dilemma” – für die israelische Armee, nicht die Menschen im Krankenhaus.

Als die israelische Armee ihren realen Terror über die angebliche “Terror-Klinik” brachte, waren viele Medien schon zur nächsten “Hamas-Kommandozentrale” weitergezogen

Über viele der Verbrechen und Tragödien, die sich rund um die Al-Schifa-Klinik abspielten, kann man bis heute nur in ausländischen Medien lesen. Das liegt auch daran, dass das Krankenhaus bald wieder aus den Pressemitteilungen der israelischen Armee und damit aus der Wahrnehmung vieler deutscher Medien verschwand.

Die Angriffe auf die Al-Schifa-Klinik waren noch voll im Gang, da markierte die Tagesschau schon das nächste Angriffsziel: das Rantisi-Kinderkrankenhaus in Gaza-Stadt. Tagesschau vom 14.11.23.

An seine Stelle rückten Propagandammeldungen über neue Krankenhäuser. Als die israelische Armee ihren realen Terror über die angebliche Terror-Klinik brachte, waren die meisten Medien schon zur nächsten „Hamas-Kommandozentrale“ weitergezogen.

IDF-Propaganda über das Kamal Adwan-Krankenhaus. BILD vom 18. Dezember 2023.

Seitdem Medien über die vermeintliche „Hamas-Zentrale“ unter der Al-Schifa-Klinik berichteten, hat die israelische Armee jedes einzelne Krankenhaus im Gazastreifen angegriffen, gestürmt, bombardiert und teilweise oder ganz zerstört. Fast immer gingen den Angriffen Propaganda-Kampagnen der israelischen Armee voraus: über „Hamas-Waffenlager“, „Hamas-Tunnel“, „Hamas-Abschussrampen“ oder „Hamas-Kommandozentralen“. Immer wieder übernahmen viele deutsche Medien diese Meldungen. Nicht ein einziges Mal haben sich Israels Vorwürfe unabhängig bestätigen lassen.

Anstatt das eigene Versagen aufzuarbeiten, machten deutsche Medien genauso weiter

Wer dachte deutsche Medien hätten zumindest im Fall des Al-Schifa-Krankenhauses ihre Lektion gelernt, wurde im März 2024 eines Besseren belehrt. Fast ein halbes Jahr hatten Redaktionen Zeit, ihren Beitrag zu Propaganda und Massakern selbstkritisch aufzuarbeiten und Maßnahmen zu ergreifen, damit sich solch ein Versagen nicht wiederholt. Getan haben sie es nicht.

Als die israelische Armee am 18. März 2024 wieder gegen tausende schutz- und wehrlose Menschen in der Klinik vorrückte, konnte sie sich abermals auf die propagandistische Rückendeckung vieler deutscher Medien verlassen.

on der Al-Schifa-Klinik ließ die israelische Armee nur Trümmer und Massengräber übrig. Foto: Forensic Architecture

Im oder unter dem Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt vermutet Israel eine Kommandozentrale der Hamas. Nun läuft dort eine Militäraktion. Man wolle ‘vorsichtig’ vorgehen, heißt es.

So berichtet Der Spiegel am 18. März 2024 über die erneute Stürmung des Krankenhauses.

In der Tagesschau überlässt man an jenem Abend die Darstellung gleich ganz der israelischen Armee. “Wir wissen, dass sich führende Hamas-Terroristen im Al-Schifa-Krankenhaus organisiert haben und von dort aus Angriffe gegen Israel koordinieren”, erklärt IDF-Sprecher Daniel Hagari vor Millionen Zuschauern. Kritik, Einordnungen oder Verweise darauf, wie löchrig und tödlich diese Propaganda bereits in der Vergangenheit war, liefert die Tagesschau-Sprecherin nicht.

Im Beitrag von ZDFHeute werden aus israelischen Behauptungen gleich Tatsachen gemacht. Über das Al-Schifa-Krankenhaus erklärt der Reporter: “Israels Armee ist dort gegen Hamas-Kämpfer vorangegangen.” Begleitet werden die Aussagen von einem PR-Video der IDF. Anschließend erhält Israels Regierungssprecher Avi Hyman das Wort.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf: Text-Bild-Schere bei ntv.

Eine winzige dpa-Meldung für eines der größten Massaker

Auch in den folgenden Tagen orientiert sich der Großteil der Berichterstattung in Deutschland an der Darstellung der israelischen Armee. Vom Terror, mit dem die Armee abermals das Krankenhaus und seine Insassen überzieht, bekommen Konsumentinnen deutscher Medien zunächst wieder nicht viel mit.

Stattdessen dominieren von der IDF übernommene Meldungen, die dem Schrecken versuchen, einen positiven Spin zu verleihen: “Hohe Hamas-Funktionäre getötet”, lautete eine dpa-Meldung vom 19. März 2023, die in dutzenden deutschen Zeitungen landet. “Israel ruft zur Evakuierung von Al-Schifa-Krankenhaus und Umgebung auf”, lautet eine weitere.

Erfolgsmeldungen der israelischen Armee dominieren die Berichterstattung über die Al-Schifa-Klinik. Neue Westfälische vom 19.3.2023
Diese dpa-Meldung ist das einzige, was viele Zeitungsleserinnen über das Massaker an hunderten Menschen erfahren.

Als rund zwei Wochen später die israelische Armee wieder aus dem Krankenhaus abzieht, offenbart sich der Welt ein Schrecken, der frühere Angriffe noch einmal in den Schatten stellt. Die “präzise operative Tätigkeit” der israelischen Armee (Die Zeit) hat hunderte Tote und ein völlig zerstörtes Krankenhaus hinterlassen.

Auf CNN berichten Augenzeugen, wie israelische Soldaten Ärzte und Pfleger exekutierten. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus erklärt, die israelische Armee habe vom Krankenhaus “nur noch eine leere Hülle mit Menschengräbern” zurückgelassen. Die im Gazastreifen aktive schweizerische Hilfsorganisation “Euro-Mediterranean Human Rights Monitor” spricht gar von “einem der größten Massaker der palästinensischen Geschichte.”

Auch einige deutsche Medien weisen auf das Ausmaß des Schreckens hin. Doch dominant sind abermals Meldungen und Berichte, die die Darstellungen der israelischen Armee übernehmen und somit die Verbrechen im Al-Schifa-Krankenhaus ignorieren, relativieren und rechtfertigen.

Während am 1. April Israels Zerstörung des Al-Schifa-Krankenhauses und die Massaker an hunderten Menschen weltweit die Schlagzeilen bestimmen, findet sich in vielen deutschen Tageszeitungen lediglich diese kleine dpa-Meldung:

Klinik-Einsatz beendet
GAZA (dpa). Nach zweiwöchigen Gefechten hat die israelische Armee ihren groß angelegten Anti-Terror-Einsatz in der größten Klinik im Gazastreifen beendet. Dabei seien mehr als 200 Kämpfer der islamistischen Hamas und andere Extremisten getötet worden, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Hunderte weitere hätten sich ergeben.

Viele Medien berichten gar nicht mehr, wenn mal wieder ein Krankenhaus bombardiert wird

Ein Jahr nachdem die israelische Armee erstmals ein Krankenhaus zur “Terror-Basis” erklärt hat, gehören Angriffe auf die verbleibenden Orte medizinischer Versorgung zum Alltag im Gazastreifen. Auf die Unterstützung vieler deutscher Medien kann sich die israelische Propagandamaschinerie nach wie vor verlassen.

Die hat sich mittlerweile noch einmal verschärft: Sorgten die Angriffe auf das Al-Schifa-Krankenhaus im Oktober und November 2023 zwar für sehr irreführende aber immerhin überhaupt für mediale Berichterstattung, finden die aktuellen israelischen Angriffe auf die Überreste des palästinensischen Gesundheitssystems im Gazastreifen kaum noch ihren Weg in die Schlagzeilen.

Israels Angriffe auf das Kamal Adwan-Krankenhaus interessierte deutsche Medien so gut wie gar nicht. The New Arab vom 5.11.2024.

Mit der Kamal Adwan-Klinik in Beit Lahiya belagert und beschießt die israelische Armee seit Mitte Oktober 2024 das letzte funktionierende Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen. In deutschen Medien sind die Angriffe, die zu anderen Zeiten und bei anderen politischen Konstellationen noch für Breaking News und Schlagzeilen auf Titelseiten gesorgt hätten, so gut wie kein Thema.

Seit Ende September hat Israel seine Angriffe gegen die Gesundheitsversorgung auch auf den Libanon ausgedehnt. 55 Krankenhäuser seien bereits angegriffen worden, berichtete Human Rights Watch Ende Oktober 2024. Auch diese Krankenhäuser und die Menschen, die auf sie angewiesen sind, warten weitgehend vergeblich auf das Interesse deutscher Journalisten.

Gezielte Zerstörung, konsequentes Wegschauen

Auch eine mediale Auseinandersetzung mit israelischen Motiven abseits der Erzählung vom “Kampf gegen die Hamas” sucht man nach wie vor vergeblich. Berichte, die Angriffe auf Krankenhäuser in den Kontext von Strategien der Zermürbung, Vertreibung oder des Genozids stellen, sind in deutschen Medien nach wie vor eine Seltenheit – trotz zahlreicher glaubwürdiger Untersuchungen, die genau diese Deutung untermauern.

„Eine gezielte Politik zur Zerstörung des Gesundheitssystems im Gazastreifen.“ Dies bescheinigten die Vereinten Nationen Israel in einem ausführlichen Bericht am 10. Oktober 2024. Für den Zeitraum vom 7. Oktober bis 30. Juli 2024 dokumentiert die Untersuchung insgesamt 498 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen, 113 Angriffe auf Rettungsfahrzeuge und die Tötung von über 500 Ärzten und Pflegern im Gazastreifen. Über 1000 weitere seien von Israel verschleppt oder verwundet worden. Von den 36 Krankenhäusern im Gazastreifen seien 20 vollständig außer Betrieb, auch die übrigen könnten ihre Arbeit nur noch eingeschränkt ausüben.

Auch zum Vorwurf, die Hamas missbrauche Krankenhäuser für “Terror-Operation” nimmt die Untersuchungskommission Stellung: Gegen 85 Prozent aller medizinischen Einrichtungen habe Israel entsprechende Vorwürfe erhoben. In keinem Fall hätten die israelischen Behörden ausreichende Beweise vorgelegt. Auch von den zahlreichen Krankenhausmitarbeitern, die für den Bericht interviewt wurden, habe keiner solche Vorwürfe bestätigen können. Das abschließende Urteil der UN-Untersuchungskommission:

Die Kommission stellt fest, dass Israel eine gezielte Politik umgesetzt hat, um das Gesundheitssystem in Gaza zu zerstören. Israelische Sicherheitskräfte haben vorsätzlich medizinisches Personal getötet, verletzt, verhaftet, festgehalten, misshandelt und gefoltert sowie gezielt medizinische Fahrzeuge angegriffen, was die Kriegsverbrechen des vorsätzlichen Tötens und der Misshandlung sowie das Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Ausrottung darstellt.

IDF-Propaganda mit Der Spiegel-Logo. Diesmal über einen angeblichen Hisbollah-Bunker unter Beiruts Al-Sahel-Krankenhaus.

Deutsche Medien berichten lieber über die nächste israelische Propagandameldung als über den unabhängigen UN-Bericht

Auch der umfassende und unabhängige Bericht der Untersuchungskommission der Vereinten Nationen hat in Redaktionen nicht zu Umdenken, Selbstkritik und der Übernahme von Verantwortung für die eigene tödliche Rolle geführt. Deutsche Medien wählten einen einfacheren Weg: Sie ignorierten die Untersuchung. Bis auf wenige Ausnahmen berichteten deutsche Medien gar nicht über den Bericht.

Anders als unzählige Propaganda-Meldungen der IDF war die UN-Untersuchung weder der Tagesschau oder ZDFHeute, noch der dpa oder den großen überregionalen Tageszeitung eine Erwähnung wert.

Ein Jahr nach Beginn der Kampagne gegen Gazas Al-Schifa Klinik markierten Medien weiterhin Krankenhäuser als Angriffsziel: Hier Beiruts Al-Sahel-Klinik in der BILD vom 22.10.24.

Dass sich deutsche Medien nun gar nicht mehr für Krankenhäuser interessieren, bedeutet das allerdings auch nicht. Nur der Absender der Nachricht muss eben stimmen. Wenige Tage nachdem die meisten Medien den umfassenden UN-Bericht zur Zerstörung des palästinensischen Gesundheitssystems ignoriert hatten, drehten sich Titelseiten und Abendnachrichten doch wieder um ein Krankenhaus.

Fast genau ein Jahr nachdem Medien begannen, den tödlichen Hoax über eine “Hamas-Kommandozentrale” unter dem Al-Schifa-Krankenhaus zu verbreiten, machten sie wieder einen “Terror-Bunker” aus. “Unter einem Krankenhaus südlich von Beirut soll sich ein Bunker der Hisbollah mit Millionen Dollar an Bargeld und Gold befinden”, erfährt das Tagesschau-Publikum am 23. Oktober 2024. Anlass für die Berichterstattung damals wie heute: Eine Meldung aus der PR-Abteilung der israelischen Armee.

Das Aufmacherbild stammt aus der Reihe “Guernica – Gaza” des palästinensischen Künstlers Mohammed Al Hawajri. Was es damit auf sich hat, erfahrt ihr in dieser Broschüre.

Dieser Artikel von Fabian Goldmann erschien am 10. November 2024 auf seinem Blog Schantall und die Scharia und wurde mit freundlicher Genehmigung des Autors auf etos.media zweitveröffentlicht.

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