Vor wenigen Wochen ordnete die Regierung von Donald Trump sowie dessen rechtsgerichtetes Kabinett die Abschiebung des Studenten Mahmoud Khalil an. Ihm wurde vorgeworfen, sich an den Protesten gegen die israelische Kriegsverbrechen im Gazastreifen beteiligt zu haben. Nun scheint sich die schwarz-rote Berliner Landesregierung an diesem umstrittenen Vorgehen ein Beispiel zu nehmen. Trotz Widerstands aus dem Innenministerium hat sie die Abschiebung von vier jungen Menschen angeordnet – drei von ihnen stammen aus der Europäischen Union, eine Person aus den Vereinigten Staaten. Der Grund: Sie hatten gegen Israels Kriegsverbrechen demonstriert.
Von der Abschiebung bedroht sind vier junge Menschen, die an Protesten gegen den Gaza-Krieg teilgenommen haben. Keiner von ihnen ist vorbestraft. Die Betroffenen sind Kasia Wlaszczyk aus Polen, die beiden irischen StaatsbĂĽrger Shane O’Brien und Roberta Murray sowie Cooper Longbottom aus den USA. Die Verwaltung des Berliner Innenministeriums, die die Abschiebung veranlasste, verweist gegenĂĽber dem „Tagesspiegel“ auf angebliche Straftaten, darunter die Teilnahme an einer „gewaltbereiten und vermummten Personengruppe“, „signifikante Sachbeschädigungen“ sowie das Anbringen von „Graffitis mit Bezug zum ,Israel-Palästina-Komplex’ und weitere Straftaten“. Dennoch hat es sogar innerhalb des Ministeriums Zweifel gegeben haben, ob diese VorwĂĽrfe ausreichen, um die Abschiebung von drei EU-BĂĽrgern zu rechtfertigen, weswegen diese zuerst ausgesetzt wurde.
Die gegen die vier erhobenen VorwĂĽrfe umfassen unter anderem Blockaden und Sachbeschädigungen – Vergehen, die in der Vergangenheit nicht zu Abschiebungen von EU-StaatsbĂĽrgern fĂĽhrten. Keine der gegen sie erhobenen Anzeigen hat bislang zu einer Verurteilung gefĂĽhrt. Besonders brisant ist der Fall von Shane O’Brien: Als konkreter Abschiebegrund wird angefĂĽhrt, er habe einen Polizisten als Faschisten bezeichnet. Vor Gericht wurde er jedoch von diesem Vorwurf freigesprochen. Zudem wird drei der Studierenden zur Last gelegt, an Demonstrationen teilgenommen zu haben, in denen Slogans wie „From the river to the sea, Palestine will be free“ gerufen wurden, nicht jedoch, dass sie diese selbst gerufen habe, sowie „Free Palestine“, eine Parole gegen die es keinerlei strafrechtliche MaĂźnahmen gibt.
Taktik der autoritären Rechten
Der Berliner Menschenrechtsanwalt Alexander Gorski, der zwei der Betroffenen vertritt, äuĂźerte sich gegenĂĽber „The Intercept“ besorgt ĂĽber die politische Dimension der Abschiebungen: „Was wir hier sehen, stammt direkt aus dem Handbuch der extremen Rechten. Man sieht es sowohl in den USA als auch in Deutschland: Politischer Dissens wird durch Angriffe auf den Migrationsstatus von Demonstrierenden zum Schweigen gebracht.“ Kritik kam auch aus der Politik, die linke Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke erklärte: „Es ist zutiefst befremdlich, dass eine schwarz-rote Regierung dabei auf die gleichen politischen Mittel wie Trump setzt und nicht davor zurĂĽckschreckt, das Aufenthaltsrecht zur UnterdrĂĽckung politischer Haltungen zu missbrauchen.“
Die Abschiebungsandrohung stellt ein Angriff auf die Meinungsfreiheit dar und geschieht vor dem Hintergrund einer wachsenden globalen Repression gegen Proteste, die sich gegen Israels Krieg in Gaza richten. Während zehntausende Palästinenser von Israel getötet wurden und humanitäre Organisationen von einem Genozid sprechen, versucht die deutsche wie auch die US-Regierung, Demonstrationen gegen diese Zustände zu kriminalisieren. Der Schulterschluss mit Israels rechtester Regierung, wird auch in Deutschland verwendet um autoritäre Maßnahmen durchzudrücken und Menschenrechtsproteste einzuschränken. Dies wurde in der letzten Zeit immer häufiger von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert.
Auch die Betroffenen selbst sehen sich als Teil einer globalen Welle staatlicher Repression gegen Protestbewegungen. Sie erklären: „Deutschlands Entzug eines Studentenvisums sowie der FreizĂĽgigkeit von drei EU-BĂĽrger:innen innerhalb der EU stellt eine beispiellose Eskalation mit weitreichenden Konsequenzen dar. Dies erinnert an die Trump-Regierung, die Abschiebungen als UnterdrĂĽckungsmethode gegen in den USA lebende Menschen einsetzte, die ihr Recht auf freie MeinungsäuĂźerung ausĂĽbten. Auch Griechenland versucht, ähnliche MaĂźnahmen gegen neun EU- und britische Aktivist:innen durchzusetzen – obwohl alle strafrechtlichen Anklagen gegen sie fallen gelassen wurden. Diese Eskalationen sollten alle Bewegungen alarmieren, die sich staatlicher Gewalt entgegenstellen.“
Dabei betonen sie, dass diese Abschiebungen nicht nur sie persönlich treffen, sondern die gesamte Bewegung verängstigen soll, insbesondere palästinensische und muslimische Menschen. Sie warnen: „Unsere Abschiebung ist ein politischer Akt – ein Versuch, eine gesamte Bewegung einzuschĂĽchtern. Indem Deutschland uns unsere Bewegungsfreiheit entzieht, verschärft es seine Repression gegen pro-palästinensische Stimmen – insbesondere gegen palästinensische, muslimische und arabische Gemeinschaften.“
Trotz der drohenden Abschiebung zeigen sich die vier entschlossen, rechtliche Schritte einzuleiten und ihren Widerstand fortzusetzen. Sie kĂĽndigen an: „Mit unserem Anwaltsteam werden wir gegen die Abschiebung bis vor die höchsten Gerichte kämpfen. Wir stehen solidarisch mit allen, die – in Deutschland und weltweit – wegen ihres Einsatzes fĂĽr Gerechtigkeit verfolgt werden.“
3 Antworten
Es ist ein gutes GefĂĽhl, hier mal ĂĽber die wahren Probleme in unserem Land zu lesen – Dinge, die wir durch die deutschen Medien leider nie lesen oder hören wĂĽrden.
Was bei uns gerade mit der Meinungsfreiheit und der Demokratie im allgemeinen geschieht, ist sehr beängstigend.
Die Versuche, politische Aktivisten der pro-palästinensischen Bewegungen in Deutschland unter Druck zu setzen und zu kriminalisieren, nehmen leider immer mehr zu. Damit wird eine Drohkulisse aufgebaut besonders gegenüber Aktivisten mit Migrationshintergrund, aber auch ausländischen Studierenden mit Studentenvisum. denen man zeigen will: studiert und haltet ansonsten eure Klappe! Seit gestern steht z.B. eine deutsch-iranische Aktivistin in Frankfurt M. vor Gericht, der Hahnebüchenes vorgeworfen wird: eine Pressekonferenz im Freien angesichts einer nicht genehmigten Palästina-Demonstration. Die Staatsanwaltschaft will ein Exempel statuieren, weil es der Angeklagten vielfach gelungen ist, pro-palästinensische Demos stattfinden zu lassen, die seitens der Stadt erst verboten, dann aber durch das Verwaltungsgericht oder eine höhere Instanz wieder zugelassen wurden.
Es ist unerhört und empörend das mit kritischen Menschen so umgegangen wird…… es ist eine riesige menschenverachtende Sauerei
Wir sollen alle mundtot gemacht werden….. das fällt mir dazu ein
Elke LĂĽbke