Wir wollen nicht gleich sein im Töten

Ella Keidar Greenberg, © by Oren Ziv, +972 Magazine

Die 18-jährige Kommunistin Ella Keidar Greenberg sitzt im israelischen Gefängnis, weil sie sich der mörderischen Kriegsmaschinerie des israelischen Staates verweigerte. Der Fall der jungen trans Frau steht sinnbildlich für den Widerstand gegen den Militarismus und die patriarchalen Strukturen innerhalb der israelischen Armee – und erinnert uns daran, dass wahre Freiheit und Frieden nur dann erreicht werden, wenn wir nicht nur Krieg, sondern Militäre hinter uns lassen.

Die junge Kommunistin Ella Keidar Greenberg sitzt im Knast, weil sie sich weigerte, Teil einer mörderischen Kriegsmaschinerie, zu sein. Bloße Verfügungsmasse des israelischen Staats zu sein, Kanonenfutter und Mörderin zu werden. Der Fall der jungen Kriegsdienstverweigerin hat in den letzten Monaten international Aufmerksamkeit erregt und wirft ein Schlaglicht auf die patriarchalen Strukturen innerhalb der israelischen Armee. Die 18-jährige trans Frau verweigerte ihren Militärdienst und wurde dafür eingesperrt – zunächst für 30 Tage, doch zeigen andere Fälle, dass diese Strafen viele Male wiederholt werden können, um die jungen Antimilitaristen mürbe zu machen, und ihren Widerstand zu brechen.

Der Hauptgrund für diese Aktion ist, dass mein Land in Gaza einen Völkermord begeht“, begründet die Kommunistin ihre Weigerung, die nicht nur für eine individuelle Entscheidung, sondern für den Widerstand gegen die systemische Gewalt des israelischen Staats steht. Diese staatliche Gewalt wird durch einen vollkommen aufgeblähten Militärapparat aufrechterhalten, der sich wie ein lähmendes und alles zersetzendes Gift durch jede Ebene der israelischen Gesellschaft zieht. Diese Gewalt zeigt sich nach außen durch Apartheid, Völkermord und Besatzung gegenüber den Palästinenser*innen, durch Bombardierungen von Syrien, Irak, Libanon, Iran und Jemen, und nach innen durch Unterdrückung ethnischer oder sexueller Minderheiten sowie das Auffressen gesellschaftlicher Ressourcen. Militarismus dient als Kitt. Ellas Fall bewegt sich in der Schnittstelle zwischen Verachtung von Patriarchat und Militär und dem Einstehen für queere Identitäten. Er steht sinnbildlich für den brutalen Umgang des israelischen Staats mit Personen, die sich weigern, Teil seiner alles niederwalzenden Kriegsmaschine zu sein.

In einer Zeit, in der der israelische Militarismus stolz auf seine angeblich so progressive Streitkraft verweist – die IDF ist nach Eigenwahrnehmung nicht nur das LGBTQ-freundlichste, ethnisch diverseste und feministischste Militär, sondern brüstet sich auch damit, das „veganfreundlichste Militär“ zu sein –, stellt Ellas Wegsperren in den Knast eine klare Konfrontation mit dieser lächerlichen Selbstinszenierung dar. Ella erinnert uns daran, dass wahre Freiheit und Frieden nur dann erreicht werden können, wenn wir nicht nur den Krieg, sondern die Militäre hinter uns lassen, und alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Identität, von den Fesseln des Militarismus befreit sind.

Or, die Sprecherin der antimilitaristischen und feministischen NGO New Profile, die in Israel Kriegsdienstverweiger*innen betreut, erklärte mir heute zum Fall Ella:

New Profile steht in Solidarität mit Ella und allen anderen Kriegsdienstverweiger*innen, die es ablehnen, an diesem fortwährenden Genozid teilzunehmen – sowohl mit denjenigen, die offen ihren Widerstand erklären, als auch denen, die dies nicht tun. Auch wenn Ella nicht unter den schrecklichen Bedingungen eingesperrt wird, denen die Palästinenser*innen ausgesetzt sind, ist ihr Fall ein klassisches Beispiel für die patriarchalischen und anti-trans Handlungen der Armee. So sehr die IDF auch gerne behauptet, „feministisch“ oder „transfreundlich“ zu sein, konnten sie keine Lösung finden; sie wussten nicht, wie man eine „jüdische“ trans Person in einem Militärgefängnis behandeln soll, und haben Ella deshalb in Isolation gesteckt.

Als feministische Aktivist*innen gegen den Genozid möchten wir sagen: Wir wollen eure falsche Toleranz gegenüber Frauen und Queeren nicht. Wir wollen nicht gleich sein im Töten. Wir wollen keine Besatzung mehr, keine Kolonialisierung, keine Armeen oder Waffen. Niemand ist frei, bis nicht alle frei sind.

Gemeinsam fordern wir Freiheit für alle Kriegsdienstverweiger*innen dieser Welt! Kampf dem Krieg und Kampf dem Militär!

READ MORE: „Die Kollaboration mit Faschisten aus Loyalität zu Israel wird letztendlich nach hinten losgehen.“ (Interview mit Or)

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