Vor wenigen Wochen ist das Werk „Gespräche über Rassismus – Perspektiven & Widerstände“ von Dr. Zülfukar Çetin und Savaş Taş herausgegeben worden. Wir haben mit Zülfukar, der an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin im Bereich Soziale Arbeit lehrt, über das Werk, Rassismus in Deutschland und die Auswirkungen von Pegida gesprochen.
Die Freiheitsliebe: Zülfukar, du hast neulich das Werk „Gespräche über Rassismus – Perspektiven & Widerstände“ mit herausgegeben. Was hat dich dazu bewogen?
Zülfukar Çetin: Ich bin seit langem mit dem Thema sowohl persönlich als auch wissenschaftlich, aber auch aktivistisch beschäftigt. Es gibt mehrere Beweggründe für diese Veröffentlichung. Als Mensch, der versucht, alles zu verstehen und gut zu machen, aber es trotzdem irgendwo „falsch“ macht und das nicht reflektiert oder nicht zugibt, wollte ich mich mit anderen Rassismen konfrontieren lassen, von denen ich nicht direkt betroffen bin. Als Bespiel für diese Rassismen oder rassistische Ungleichheitsverhältnisse kann ich die Diskriminierung gegen Rrom*nja und Sinti*zza nennen oder Anti-Schwarzen Rassismus oder Rassismus gegenüber Asiatischen Deutschen nennen. Was ich sagen möchte, ist, dass es so viele Rassismen in dieser „weltoffenen“ Gesellschaft gibt, die ähnlich funktionieren, aber doch ihre eigene spezifische Geschichten und Mechanismen haben, die man in Gesprächen mit Menschen, die Erfahrungen mit diesen vielen Rassismen machen oder gemacht haben, verstehen kann.
Die Freiheitsliebe: In Deutschland haben im letzten Jahr vor allem die rassistischen Pegida-Demos für Aufsehen gesorgt, haben diese die gesellschaftliche Stimmung verändert?
Zülfukar Çetin: Ich würde sagen, ja. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Während und nach den Pegida-Demos konnte ich einerseits beobachten, dass die rassistischen Argumente und Äußerungen in der Gesellschaft bzw. Öffentlichkeit zugenommen haben. Andererseits gab es aber auch Stimmen gegen Pegida-Menschen in Medien, Politik und Wissenschaft. Pegida hat uns gezeigt, dass es Rassismus in der Mitte der Gesellschaft gibt, über den wir nicht nur sprechen sollen, sondern den wir auch bekämpfen müssen.
Die Freiheitsliebe: Wie siehst du die Proteste dagegen? Wie beurteilst du es, dass die Frage des antimuslimischen Rassismus häufig nur am Rande thematisiert wurde?
Zülfukar Çetin: Die Proteste gegen Pegida haben einen solidarischen Charakter für einen gemeinsamen Kampf gegen Rassismus. In diesem gemeinsamen Kampf gab es sowohl Menschen, die nicht von Rassismus betroffen sind, aber ihn verstehen und überwinden wollen, als auch Menschen, die Erfahrungen mit ihm machen. In Berlin gab es zum Beispiel zwei Demos gegen die Pegida-Bewegung. Die eine Demo war direkt von rassismuserfahrenen Personen organisiert am Brandenburger Tor und sie konnten den Regierenden Bürgermeister Michael Müller dazu bringen, die Beleuchtung des Brandenburger Tors auszuschalten. Das fand ich zwar eine gute symbolische Solidarität mit rassismuserfahrenen Menschen und gegen rassismuspraktizierende. Es reicht aber nicht aus, mit einem symbolischen Akt zu zeigen, „wir“ sind gegen Rassismus. Es müssen mehr praktische neue Strukturen geschaffen werden, in denen die Menschen als Mensch behandelt werden und als Mensch leben können. Die letzten Jahren zeigen aber, dass vieles sich nicht geändert hat. Wir sind immer noch weit entfernt, rassismuskritisch zu denken. Die NSU-Prozesse, die Probleme bei der Aufklärung des Mordes an dem Neuköllner Jugendlichen Burak Bektaș und die hochproblematische Flüchtlingspolitik sind nur einige Probleme, die Vertuschung des Rassismus belegen.
Deiner Frage, ob der antimuslimische Rassismus nur am Rande behandelt oder thematisiert wurde, kann ich zum Teil zustimmen. Man sprach allerdings oft über Ausländer- oder Fremdenfeindlichkeit. Diese Art des Redens hat mich an die 1990er Jahre und sogar noch frühere Zeiten erinnert. Man bestand und besteht immer noch darauf, das Problem nicht zu benennen, obwohl wir ganz genau wissen, das Problem heißt R[assismus], das immer oder oft ausgeklammert wird. Statt dieses Problem des Rassismus auszusprechen, sehen wir oft die Umkehrmechanismen, mit denen argumentiert wird, dass „wir“ keine Terrorist_innen, keine Armutsmigrant_innen oder „Kriminelle“ aufnehmen wollen, weil „die“ für uns nur viel kosten würden. Da sieht man ganz schnell, wie die weiße Mehrheitsgesellschaft sich als Opfer oder Betroffene von vielen „unnützlichen“ Migrant_innen imaginiert.
Die Freiheitsliebe: In dem Buch soll es auch um die Erfahrungen von Menschen gehen, die Alltagsdiskriminierungen erleben. Wie können diese für Menschen nachvollziehbar gemacht werden, die diese nicht erleben?
Zülfukar Çetin: Ja, das ist keine Aufgabe dieses Buches, weil ich davon ausgehe, dass in diesem Buch das R-Wort bzw. der Rassismus xy-mal ausgesprochen wird und das ist für viele, die nicht betroffen sind oder sich mit Rassismus nicht kritisch beschäftigen wollen, unbequem. Die Hoffnung ist ja ein bisschen da, wenn wir es schaffen, so viel zu verkaufen, wie das Buch „Deutschland schafft sich ab“, dann könnten wir einiges bewegen. Ansonsten müssen wir mit Multiplikator_innen im politischen Bildungsbereich oder in der Sozialen Arbeit tätig sind, arbeiten und sie ermutigen, mit ihren Klient_innen, Studierenden oder Adressat_innen über Rassismus zu sprechen. Und in diesem Buch gibt es schon einige Beispiele, die zeigen, wie man über Rassismus spricht oder sprechen kann.
Die Freiheitsliebe: Danke dir für das Gespräch
3 Antworten
Blödsinn! Welche „rassistische“ Pegida Demo?
Ist Kritik an halsabschneidenden Islamisten nicht mehr erlaubt, weil „rassistisch“?
Mit diesem zeitgeistgerechten Unfug verdient der Herr Zülfukar Çetin also sein Geld.
Das ständige lagen über Rassismus ist ein gutes Geschäft, aber schon lange keine Marktlücke mehr.
Schon mal was vom „Migrationsbonus“ gehört? Das ist nämlich die wirkliche Realität in Deutschland.
Man beachte: Der Autor dieses Artikels ist selbst bestrebt, die Anerkennung von Rassimus zu bekämpfen- nämlich wenn es um islamischen Rassismus geht!
Was für ein Heuchler!
Der Begriff „Rassismus“ wird in diesem Artikel dermaßen überstrapaziert, dass seine eigentliche Bedeutung schon beinahe untergeht.
Im Interview findet sich auch keine kritische Fragestellung, sondern nur Spielbälle, um die Meinung der Beteiligten zu erhärten.
Besonders bekloppt: „das R-Wort bzw. der Rassismus“.
Obwohl erst quasi alles und jeder als rassistisch bezeichnet wird, spricht Cetin es plötzlich nicht aus, als sei es ein Tabu – aber dann doch.
Insgesamt ist dieser Beitrag nur Proganda –
und ähm, rassistischer Rassismus..! ;)