„Nicht in unserem Namen“ – Erfahrungsberichte jüdischer Studierender in Deutschland

Antisemitische Vernichtungsfantasie und die Forderung nach einem freien Palästina auf derselben Collage: Soll hier eine Verbindung oder sogar Bedeutungsgleichheit suggeriert werden?
Screenshot aus JSUD-Bericht (S. 42., Bildquellen der Collage im Original nicht angegeben).

Das Jewish Solidarity Collective (JSC) reagiert auf den Forderungskatalog der JSUD mit einer eigenen Sammlung von Erfahrungsberichten jüdischer Studierender. Diese Stimmen widersprechen dem offiziellen Narrativ: Statt Schutz erfahren viele von ihnen Repression und politische Vereinnahmung. Die Replik kritisiert die Gleichsetzung von Antisemitismusbekämpfung mit pro-israelischer Loyalität – und zeigt, wie deutsche Hochschulen jüdische Identität zur Legitimation autoritärer Politik instrumentalisieren.

Am 15. Oktober 2025 legte die JSUD (Jüdische Studierendenunion Deutschlands) den Wissenschaftsminister*innen der Bundesländer auf der Wissenschaftsministerkonferenz im Rahmen der Kultusministerkonferenz (KMK) einen Forderungskatalog mit dem Titel „Wissenschaftsfreiheit verteidigen heißt Antisemitismus bekämpfen!“ vor. Der Forderungskatalog dürfte wohl in den kommenden Tagen auf der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) diskutiert werden, da er Forderungen enthält, die sich speziell an die HRK richten. Das Dokument der JSUD präsentiert außerdem die Ergebnisse einer Umfrage, in der studentische Erfahrungen mit Diskriminierung auf dem Campus beschrieben werden, darunter beunruhigende Berichte über Antisemitismus. 

In den Abbildungen des Katalogs werden klare und verstörende Beispiele für unbestreitbaren Antisemitismus neben Äußerungen der Solidarität mit Palästinenser*innen platziert, ohne dass zwischen diesen Kategorien unterschieden wird. So wird beispielsweise ein Bild des Graffitis „Juden -> Auschwitz“ mit einem Graffiti mit dem Schriftzug „Free Palestine“ collagiert, wodurch eine Verbindung oder sogar Bedeutungsgleichheit zwischen den beiden Aussagen suggeriert wird (S. 42). Viele der Textbeiträge in diesem Dokument vermitteln den Eindruck von Einseitigkeit und Voreingenommenheit. Die Auswahl der befragten Studierenden erfolgte nach dem „Schneeballprinzip“ durch „die Kanäle der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD)“ und „über Netzwerke des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft“. (S. 23). Diese Methode der Datenerhebung kann leicht ein Bild von Einheitlichkeit erzeugen. Die in dem Bericht beschriebenen Erfahrungen spiegeln jedoch in keiner Weise die Erfahrungen unseres Alltags als jüdische Studierende wider. Unserer Ansicht nach leistet das Dokument lediglich Lippenbekenntnisse zur Achtung der Vielfalt des jüdischen Lebens, während alle relevanten jüdischen Perspektiven, die nicht mit der dargestellten Meinung übereinstimmen, ausgeschlossen werden. 

Da unsere Sichtweisen nicht berücksichtigt werden, während in unserem Namen drakonische Forderungen gestellt werden, haben wir unsere Mitglieder und weitere jüdische Studierende in unserem Netzwerk gebeten, einige ihrer Erfahrungen mit Diskriminierung auf dem Campus mit uns zu teilen. Unsere Methode zur Sammlung von Erfahrungsberichten entspricht jener des JSUD (Teilnehmer*innen innerhalb eines Netzwerks mit geteilten Werten, kleine Stichprobengröße) und ist daher ebenfalls nur anekdotisch. Im Gegensatz zur JSUD haben wir jedoch ausschließlich Antworten von jüdischen Personen zusammengetragen, während knapp die Hälfte der Teilnehmer*innen der JSUD-Umfrage nicht jüdisch war (S. 23). Die Ergebnisse vermitteln einen ganz anderen Gesamteindruck von jüdischen Erfahrungen an Universitäten, woraus sich eine ebenso andersartige Perspektive darauf ergibt, wie Antisemitismusprävention aussehen sollte.

Aus Sorge um unsere persönliche Sicherheit haben wir unseren Erfahrungsberichten Initialen zugewiesen anstelle voller Namen. Erhebungszeitraum: 28–29 Oktober 2025.

Erfahrungsberichte

FW
Für mich waren die Wochen nach dem 7. Oktober unerträglich, da niemand über die Ereignisse in Gaza sprechen wollte. Als Israeli fühlte ich mich zutiefst fremd. Es war, als ob etwas so Schreckliches geschehen könnte und Deutschland alles tun würde, um sich nicht damit auseinanderzusetzen. Letztendlich waren es nicht die Universitäten, die einen Raum für Gespräche über die Ereignisse schufen, sondern meine Kommilitonen – durch Proteste. Die Tatsache, dass konservative Politiker versuchen, die Diskussionen in unseren Hörsälen zu unterbinden, hat wenig mit der Bekämpfung von Antisemitismus zu tun. Ich bin sogar der Meinung, dass diese Reaktionen die Situation verschlimmern. Ich wurde privat gefragt, ob die Universitäten „Angst vor Israel“ hätten. Das ist offensichtlich antisemitisch, aber solche Einstellungen werden sich nur noch verschlimmern, wenn sich die Polizei noch stärker in die Politik auf dem Campus einmischt.

DA
Nach dem 7. Oktober war es erschreckend, sich in den kulturellen Einrichtungen Berlins zu bewegen. Auf dem Heimweg von der Universität wurde ich in der Sonnenallee rassistisch diskriminiert, das war in der ersten Woche, in der die Lage auf den Straßen eskalierte. Als Jüdin mit brauner Haut und dunklen Haaren wurde angenommen, dass ich arabisch, also vermutlich Muslimin, bin und daher eine Bedrohung darstellen könnte. Die Ironie dieser Situation war ziemlich schockierend. Dieses Ereignis hat mir viele Dinge verdeutlicht: dass die Polizei sowohl islamfeindlich als auch antisemitisch ist; dass es bestimmte Vorstellungen davon gibt, wie eine jüdische Person​​​​​​​ auszusehen hat; dass es einen ideologischen Vollzug gibt, der unsere Identität und Zugehörigkeit politisch und geografisch festlegen will; und dass dem die Überzeugung zugrunde liegt, dass das Judentum nichts weiter ist als der Holocaust. Das verkennt die Geschichte der Auslöschung, die wir historisch erlebt haben. Es schmälert unsere diasporischen, kulturellen und sprachlichen Nuancen und Reichtum zugunsten seltsamer Vorstellungen von Nationalismus. Es löscht viele Aspekte des jüdischen Lebens aus, die mit Nachbarschaftlichkeit zu tun haben.

Später wurde ich an meiner Universität des Antisemitismus beschuldigt, was für mich ein sehr heftiges und triggerndes Ereignis war. Allein die Tatsache, dass ich die Gewalt ansprach, die Palästinenser*innen ausgesetzt sind: Das war zu diesem Zeitpunkt an der Universität kein tolerierbares Diskussionsthema. Ich musste offen darüber sprechen, dass ich Jüdin bin, damit sie verstehen konnten, wie bizarr es ist, eine jüdische Person des Antisemitismus zu beschuldigen. Mich zu zwingen, mich zu „outen“, war eine weitere Form der Überwachung, Unterdrückung und des Antisemitismus. Unsere Geschichte und unser Leid werden immer wieder instrumentalisiert. Ich muss mein Judentum und meine Familiengeschichte oft wiederum für mich behalten, um nicht von einer Politik vereinnahmt zu werden, die uns nie etwas gebracht hat. Später habe ich gelernt, dass die Existenz Deutschlands politisch gesehen mit dem zionistischen Projekt verbunden ist und dass dies nichts damit zu tun hat, dass ich Jüdin bin und in Sicherheit leben will.


EK
​​​​​​Die Monate nach dem 7. Oktober waren für mich sehr verwirrend, aber auch seltsam klärend. Rückblickend würde ich sagen, dass ich zu dieser Zeit ein liberaler Zionist war. Die absolute Unwilligkeit und Unfähigkeit der Universität, sich mit den Ereignissen in Gaza auseinanderzusetzen – auf allen Ebenen, sei es in den Hörsälen, in der Verwaltung oder in der Exekutive –, hinterließen jedoch ein tiefes Unbehagen in mir. Die einzige Erzählung, die das Universitätsleben durchgängig prägte, war, dass jüdische Studierende Angst hätten, was mich verwirrte. Ich war verwirrt, ja, aber sicherlich nicht verängstigt. Dennoch erhielt ich immer wieder Massen-E-Mails darüber, wie verängstigt ich angeblich sei. Das empfand ich als bedrückend, als würde von mir eine bestimmte Haltung erwartet. Dies bestätigt erneut meine Erfahrung, dass diejenigen, die am lautesten behaupten, Juden zu schützen und Antisemitismus zu bekämpfen, oft diejenigen sind, die Antisemitismus auf dem Campus tatsächlich perpetuieren. Ich beschloss, an Palästina-Demonstrationen auf dem Campus teilzunehmen, da ich mich bereits zu viele andere sozialen Fragen engagiert hatte, die sich um internationale Solidarität mit Minderheiten drehten, die Gewalt ausgesetzt waren (Frauen im Iran, kurdischer Widerstand, Krieg in der Ukraine usw.). Bei keiner der Palästina-Demonstrationen bin ich jemals auf Antisemitismus gestoßen. Doch nun erhielt ich nicht nur E-Mails von der Universität, in denen stand, wie gefährlich und beängstigend diese Demonstrationen angeblich für jüdische Studierende seien (wobei völlig außer Acht gelassen wurde, dass auch viele jüdische Studierende daran teilnahmen). Auf meinem Heimweg sah ich dann in den Nachrichten des „Berliner Fensters”, die auf Bildschirmen in der U-Bahn gezeigt werden, dass ich offenbar gerade an einer „Judenhasser“-Demonstration teilgenommen hätte. Das empfand ich als antisemitisch.

Nach einer Campus-Besetzung erreichte ich einen Wendepunkt. Ich sah mich gezwungen, endlich meine Wahrnehmung zu äußern, dass Antisemitismusvorwürfe von der Universitätsverwaltung instrumentalisiert wurden, um Demonstrationen mit allen Mitteln, einschließlich Polizeigewalt und Exmatrikulationsdrohungen, zu unterbinden. Eine Uni-Besetzung machte landesweit Schlagzeilen und wurde wiederholt fälschlicherweise als antisemitisch dargestellt. Erneut wurde eine Welle von E-Mails an die gesamte Studierendenschaft verschickt, in denen beschrieben wurde, wie verängstigt jüdische Studierende angeblich waren. Ich nahm Kontakt zu anderen jüdischen Studierenden auf, die meine Ansichten teilten, und wir wandten uns an die Antisemitismusbeauftragte der Universität, um unsere Sorgen zu äußern. Diese wurden jedoch nicht ernst genommen. Wir schlugen vor, dass die Universität regelmäßig Stammtische veranstalten könnte, bei denen sich Menschen (Studierende, Dozent*innen, Verwaltungsmitarbeiter*innen, alle, die das Bedürfnis dazu verspürten) treffen und offen über Israel-Palästina sprechen könnten, da viele der Meinung waren, dass der Raum für solche Gespräche fehlte. Wir schlugen außerdem vor, eine*n Beauftragte*n für antimuslimischen Rassismus oder anti-palästinensischen Rassismus einzusetzen. Diese, ehrlich gesagt, sehr moderaten Vorschläge wurden abgetan, und anstatt uns ernst zu nehmen, begegneten wir eine Person, die eindeutig eine eigene Agenda hatte und nur daran interessiert war, mit uns zu sprechen, wenn wir die gleichen Überzeugungen wie sie teilten. Seitdem haben wir in verschiedenen Zusammenhängen gehört, dass die Antisemitismusbeauftragte Menschen vor uns warnt. 

Die klare Weigerung deutscher Hochschulen und staatlicher Institutionen, das Leben der Palästinenser*innen ernst zu nehmen, und dies im Namen des „Schutzes verängstigter jüdischer Studierender” zu tun, machte mir deutlich, dass der Zionismus auf der ständigen und unerbittlichen Entmenschlichung der Palästinenser und der fortwährenden Überzeugung beruht, dass Juden nichts anderes als Opfer sein können. Ich bin nun stolz darauf, ein antizionistischer Jude zu sein, auch wenn das in den Augen der deutschen Regierung und der Hochschulen nur ihre Vorstellung bestätigt, dass jede abweichende jüdische Stimme von einem „sich selbst hassenden Juden“ stammt. Sich den deutschen Richtlinien zu widersetzen, die vorgeben, was ein Jude zu sein hat, ist jedoch keineswegs mit Selbsthass gleichzusetzen.

LA
Als jemand, der in einer jüdischen Familie aufgewachsen ist, die Israel aus politischen Gründen stets stark kritisiert hat, war es für mich erschreckend, nach Deutschland zu kommen und festzustellen, dass dies als antisemitisch angesehen wird. In den Wochen nach dem 7. Oktober fiel mir in Besprechungen mit meinen nichtjüdischen deutschen Kollegen an der Universität die Kinnlade runter, als sie mir erklärten, dass ich „die deutsche Geschichte und den deutschen Kontext verstehen“ müsse. Ich hatte ihnen bereits erzählt, dass einige meiner Großeltern Holocaust-Überlebende waren. Viele haben immerhin seitdem ihre Meinung über die Rechtmäßigkeit des israelischen Vorgehens geändert, doch die meisten haben zu viel Angst, sich öffentlich zu äußern, aus Furcht, als „Antisemiten“ bezeichnet zu werden. Dies ist kein Zeichen einer gesunden demokratischen Gesellschaft, und ich befürchte, dass dieses Klima der Angst durch neue Pläne für eine strengere „Antisemitismusprävention“ an Universitäten noch weiter gefördert wird.

Ich habe bei der Gründung der einzigen jüdischen Studierenden- und Mitarbeitendengruppe an unserer Universität mitgewirkt. Wir wurden von der Antisemitismusbeauftragten beleidigt und bedroht, unter anderem mit Unterstellungen von Selbsthass und Androhungen, uns bei den Behörden zu melden. Wir haben bereits erlebt, dass viele jüdische Menschen bei pro-palästinensischen Protesten festgenommen wurden. Für mich ist es offensichtlich, dass die Absicht, Juden zu schützen, verdreht, verzerrt und instrumentalisiert wurde, um mehr autoritäre Maßnahmen durchzusetzen. Als ich den JSUD-Bericht las, war ich sehr bestürzt darüber, dass Forderungen nach der Vergasung von Juden mit Forderungen nach der Freiheit des palästinensischen Volkes gleichgesetzt wurden. Wir werden gegen andere Minderheiten ausgespielt. Ich schäme mich dafür, wie Araber*innen, Muslim*innen und Palästinenser*innen in unserem Namen angegriffen werden. Drakonische Gesetze und Vorschriften wie die Einbeziehung der Polizei bei Uni-Protesten, die Androhung von Exmatrikulation, die Verknüpfung von Kunst- und Wissenschaftsförderung mit der IHRA-Definition tragen mitnichten dazu bei, jüdischen Menschen mehr Sicherheit zu geben, im Gegenteil, sie schüren Ressentiments. So erreicht man keinen Zusammenhalt der breiteren Gemeinschaft. Je mehr die öffentliche Meinung zu Israel kontrolliert und erzwungen werden soll, desto stärker werden antisemitische Verschwörungstheorien. Ist nicht erkennbar, dass dies genau den antisemitischen Narrativen in die Hände spielt, die wir alle bekämpfen wollen?

TS
Ich bin als Jüdin in Deutschland aufgewachsen und habe in meiner Schulzeit ständig antisemitische Vorfälle durch meine deutschen Mitschüler mitbekommen. Witze, Hitlergrüße etc. waren an der Tagesordnung und wurden von Lehrer*innen weitestgehend ignoriert. Jetzt bin ich an der Uni und werde im Namen der Antisemitismusbekämpfung mittels Polizeigewalt vom Campus gezerrt, weil ich mich für palästinensische Rechte einsetze und meine Identität und meinen Körper nicht der deutschen Politik übergebe. Schon vor dem 7. Oktober 2023 war ich bei Vorträgen unseres AStA, in denen unsere jüdischen Identitäten für Argumente benutzt wurden, um gegen Muslim*innen zu hetzen, und wenn ich in den Diskussionen mich gegen dieses Ausnutzen meiner Identität wehren wollte, wurde mir von Deutschen mit Nazihintergrund Selbsthass und internalisierter Antisemitismus in vollen Hörsälen vorgeworfen (und dieser Vorwurf wurde von allen Anwesenden im Hörsaal hingenommen). Ein Recht auf ein kritisches Dasein außerhalb der mir zugeschriebenen Opferrolle habe ich an meiner Universität anscheinend nicht.

Ich treffe im Rahmen meines Studiums regelmäßig auf neue Lehrpersonen während praktischer Übungen etc. Sehr oft kommt es dabei vor, dass nach dem Ursprung meines Namens gefragt wird und im Anschluss direkt Israel verteidigt und gegen die Studierendenproteste auf dem Campus gehetzt wird. Dass ich selber eine dieser Student*innen bin und meine Lehrpersonen mir dadurch ins Gesicht sagen, sie fänden es gut, dass ich und meine Freund*innen auf Anweisung meiner Uni Polizeigewalt erfahren, fällt ihnen dabei als Möglichkeit gar nicht ein. Sie sind der antisemitischen Überzeugung, alle Juden und Jüdinnen würden Israel und seine Gewalt toll finden, und kommen gar nicht auf die Idee, dass ich mein Geburtsland für seinen gegenwärtigen Völkermord hassen könnte und eine von diesen Studierenden bin, die sie als schlimm darstellen, um mir ein „gutes Gefühl als Jüdin“ zu geben. Es ist sehr anstrengend, sich in diesen Situationen ständig fragen zu müssen, ob man eine Grundsatzdiskussion anfangen oder einfach schweigen soll, um die Lehreinheit hinter sich zu bringen und dadurch die rassistischen und hetzerischen Aussagen mit meiner Anwesenheit/Identität zu unterstützen. Das Schlimmste daran ist, dass es sich oft um Ärzt*innen handelt, die sowas sagen, während ihre Kolleg*innen in Gaza systematisch getötet und entführt werden.

In den letzten zwei Jahren hat die rassistische und staatliche Gewalt auf meinem Campus so zugenommen, dass ich mir oft vorstelle, mein Studium woanders zu beenden, bzw. durch die Gefahr der Exmatrikulation dazu gezwungen werde, woanders hinzugehen. Meine Uni lässt mich als Antwort auf mein kritisches Denken als Jüdin die Gewalt mehrerer Hundertschaften spüren. Weil die Uni lieber die Polizei ruft, anstatt mit ihren Studierenden über Verstöße gegen internationales Recht ins Gespräch zu kommen, habe ich bereits Stunden mit Polizisten verbringen müssen, die mich schikaniert, beleidigt und geschlagen haben, weil ich mich nicht für die Unterstützung des Genozids in Palästina hergebe. Das ist kein Ort des Lernens, sondern ein Ort der Züchtigung. Das ist der aktuelle Stand zum „Schutz jüdischen Lebens“ an deutschen Bildungsinstitutionen. Jahrzehntelang habe ich antisemitische Vorfälle angesprochen und es hat keine einzige Autorität interessiert, weil es um den Antisemitismus selbst und nicht um seine Instrumentalisierung für rassistische Hetze ging. Jetzt, wo ich mich gegen diese rassistische Hetze einsetze, werde ich von denselben Institutionen bestraft, die jahrelang zum Antisemitismus, den ich erfuhr, geschwiegen haben. 

PT
Ich habe mich noch nie zuvor in Deutschland als Jüdin und Ausländerin so bedroht gefühlt wie jetzt. Es ist das erste Mal in all den Jahren, die ich hier lebe, dass ich tatsächlich Bedenken habe, meine Meinung in der Öffentlichkeit zu äußern, aus Angst, ich könnte das Recht verlieren, weiterhin zu leben, wo ich lebe. Der offizielle deutsche Diskurs, auch an der Universität, an der ich studiere, setzt Juden und Jüdinnen mit Unterstützer*innen Israels gleich und bestraft diejenigen, die sich dagegen aussprechen. Das Universitätspräsidium verschickte in den Wochen nach dem 7. Oktober E-Mails an alle, in denen es hieß, dass jüdische Menschen in Gefahr seien und Grund zur Angst hätten. Sie entschieden sich dafür, anstatt anzuerkennen, dass ihre Studierenden unterschiedliche Hintergründe haben, und anstatt diesen Raum und diese Zeit als Gelegenheit zum Lernen oder zur gemeinsamen Reflexion zu nutzen. In diesen ungenauen Warn-E-Mails sehe ich die größte Gefahr. Angesichts des Aufstiegs der extremen Rechten interpretiere ich diese Warnungen eher als Drohung denn als Schutzmaßnahme.

Ich wurde von Mitgliedern der Universität und der deutschen Presse des Antisemitismus bezichtigt. Friedliche Transparente, auf denen wir unsere Unterstützung für die Menschen in Gaza zum Ausdruck brachten, wurden von der Fakultät gewaltsam entfernt. Lehrkräfte haben Briefe unterzeichnet, in denen sie uns Studierenden vorwerfen, gewalttätig und antisemitisch zu sein, weil wir unsere Unterstützung für unsere palästinensischen Kommilitonen und das palästinensische Volk bekunden, das unter Vertreibung und Bombardierungen leidet. Gegen das Vorgehen Israels zu sein, wird von diesen Institutionen als antisemitisch bezeichnet, was die Vorstellung bestätigt, dass in ihrem Diskurs Jude zu sein und Israel zu unterstützen ein und dasselbe ist. Dies gibt mir aus zwei Gründen ein Gefühl der Unsicherheit. Erstens geht dieser Diskurs davon aus, dass ich aufgrund meiner Herkunft, Religion oder ethnischen Zugehörigkeit automatisch den massiven Morden und anderen Verbrechen, die Israel begeht, zustimme und dafür verantwortlich bin. Alle jüdischen Menschen mit Kriegsverbrechen in Verbindung zu bringen, bringt uns alle in Gefahr. Es ist auch äußerst unfair, wenn man diese Verbrechen in keiner Weise unterstützt oder jemals unterstützt hat. Der deutsche Staat unternimmt alles, um den Menschen glauben zu machen, dass wir Juden mitschuldig sind, nur weil wir als Juden existieren. 

Der zweite Grund, warum mich diese Verwirrung der Begriffe verunsichert, ist, dass ich mich entschieden habe, als Jüdin in diesem Land zu leben – was ich heute als seltsame Entscheidung bezeichnen würde – da ich dachte, dass sowohl der Staat als auch die Bevölkerung endlich verstanden hätten, was es bedeutet, jüdisch zu sein, in all dessen Facetten. Ich dachte, dass die deutsche Gesellschaft uns nach dem Völkermord in Deutschland und den Bemühungen des Landes, daran zu erinnern, als Menschen anerkennt, die allen anderen gleichgestellt sind, mit der ganzen Komplexität, die jedem Individuum innewohnt, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit oder Religion. Aber jetzt weiß ich, dass dies nicht der Fall ist. Es ist ein grundlegender und ignoranter Fehler zu glauben, dass Israel und Juden dasselbe sind. Wenn Deutschland also nicht verstanden hat, was Juden sind, was hat es dann verstanden? Dass Juden, die die aktuelle politische Agenda nicht unterstützen, zensiert und bestraft werden sollten, wie es derzeit geschieht? Was noch? Das scheint mir keineswegs neu zu sein.

Letztendlich fühle ich mich von demselben Staat ausgenutzt, der vor Jahrzehnten entschieden hat, dass wir schlechte Deutsche (oder gar keine Deutschen) sind. Ich fühle mich ausgenutzt, um die Auslöschung eines Volkes zu rechtfertigen, das genau wie wir Semiten sind, das genau wie wir aus einzigartigen Individuen besteht und das zufällig schon lange vor der Gründung Israels unser Nachbar war. Ich verstehe nicht, wie Deutschland mich als Jüdin im Namen der Juden verurteilen kann, weil ich nicht hasse, wen sie hassen, weil ich sie als meine Geschwister betrachte. Die Tatsache, dass wir das Wort „Völkermord“ nicht sagen oder schreiben dürfen, weil dies als Relativierung des Holocausts angesehen wird, ist vielleicht das offensichtlichste Beispiel dafür, wie (kollektiv) manipuliert ich mich innerhalb deutscher Institutionen fühle; nicht nur als Jüdin, sondern als Mensch.

FG

Nach dem 7. Oktober war ich schockiert und entsetzt über die rassistischen Schlagzeilen in der deutschen Presse sowie über die grassierende Polizeibrutalität, die ich miterlebte. Da ich in einem Viertel mit einem hohen arabischen Bevölkerungsanteil lebe, war es zutiefst erschreckend, so viel Gewalt in meiner Nachbarschaft zu sehen. Ich beobachtete, wie ein Polizist Teelichter mit den Füßen ausstampfte, die zum Gedenken an die Kinder in Gaza angezündet worden waren. Als ich an die Universität zurückkehrte, stieß ich sowohl bei der Institution als auch bei vielen Kolleg*innen auf eine Mauer der Gleichgültigkeit. Ich erhielt die obligatorischen E-Mails, in denen man sich über den 7. Oktober beklagte, obwohl die Zahl der Todesopfer in Gaza bereits weit über die dieses einzigen Tages hinausging. Ich traf mich mit anderen Studierenden, die meine Bedenken teilten, und sie erzählten mir, wie ihre Versuche, Treffen zu organisieren, von der Universität mit Feindseligkeit aufgenommen worden waren. Als ich mit dem Leiter meines Studiengangs darüber sprach, wie sich der Rechtsruck in der deutschen Politik auf mein Studium auswirkte, schlug er mir vor, eine psychologische Beratungsstelle aufzusuchen.

Bei Demonstrationen an der FU wurde ich immer wieder mit Gewalt von zionistischen Agitatoren konfrontiert, Glaubensbrüder, die versuchten, mein Judentum zu kontrollieren, und mich über meine religiöse Praxis und meine Abstammung befragten. Während ich bei vielen anderen Demonstrationen mit Polizeigewalt konfrontiert war, übten die Agitatoren an der FU Gewalt in Form von Rufmord aus, indem sie zunächst ein Video von mir mit einer irreführenden und hetzerischen Bildunterschrift in den sozialen Medien veröffentlichten und sich dann an einer rassistischen Berichterstattung beteiligten, die meine Queerness und meinen Beruf sensationalisierte, ohne zu erwähnen, dass ich Jüdin bin. Nach diesem Medienbericht wurde ich mit Gewaltandrohungen überschüttet, die ich aufzeichnete und der Polizei meldete. Es gab keinerlei Folgen.

Das war kein Einzelfall. Die FU und andere Universitäten in Berlin und Deutschland wenden enorme Gewalt gegen Studierende an, sowohl gegen jüdische als auch gegen nichtjüdische. Während wir Antisemitismus aus theoretischer Perspektive betrachten können, indem wir beispielsweise antisemitische Tropen diskutieren, die Juden negativ stereotypisieren, ist die wichtigste Frage bei jeder Unterdrückungsform die nach der Macht. Juden als Gruppe haben in Deutschland keine Macht. Weiße Deutsche haben sie. Die Präsenz nicht-weißer Deutscher in Machtpositionen, als Gesetzgeber*innen, Verwaltungsbeamt*innen oder Polizist*innen, ändert nichts an dieser grundlegenden Tatsache. Demonstrierende für Palästina, von denen viele nicht-weiß, migrantisch, weiblich, queer, älter oder behindert sind, haben ebenfalls keine systemische Macht in Deutschland. Selbst wenn sie antisemitische Ansichten hegen würden, was nachweislich in weitaus geringerem Maße der Fall ist als in der Gesamtbevölkerung, haben sie keine Macht, mir eine Wohnung zu verweigern, mich zu kriminalisieren, mir Arbeit zu verweigern oder mein Leben in irgendeiner Weise materiell zu beeinträchtigen.

Als jüdische Studentin habe ich antisemitische Gewalt durch Journalist*innen, Polizist*innen und andere jüdische Menschen gleichermaßen erlebt. Die Universität hat in keiner Weise eingegriffen, um mich sinnvoll zu unterstützen. Im Gegenteil, die Universität hat uns Juden und Jüdinnen immer wieder als verängstigte Opfer von Menschen dargestellt, die ganz vernünftig darum bitten, nicht massenhaft ermordet zu werden, selbst wenn wir an ihrer Seite stehen. Die Rechtsverschiebung in der Rhetorik, die von allen Universitäten, einschließlich meiner eigenen, übernommen wurde, ermutigt rassistische Homophobie, sowohl innerhalb der Polizei als auch in der breiten Gesellschaft. Wie soll das irgendjemanden schützen?
 

DK
„Ich bin mit der Überzeugung aufgewachsen, dass dies nicht möglich ist“, antwortete mein Professor, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich jüdisch bin, den Zionismus ablehne und an der Universität an Protesten aus Solidarität mit Palästina teilnehme. Dies war im Mai 2024. Bevor ich nach Deutschland kam, hatte ich mich in Kanada aktiv für Palästina engagiert und wurde von meinem Germanistikprofessor darauf hingewiesen, dass ich mit meiner antizionistischen Haltung in Berlin vorsichtig sein müsse, da insbesondere Deutschen beigebracht werde, dass dies antisemitisch sei. Nun, er hatte weitaus mehr Recht, als ich mir jemals hätte vorstellen können.

Für mich bedeutet Jüdischsein unter anderem Solidarität mit unterdrückten Gruppen weltweit sowie das Ausleben von und der Glaube an jüdischen Pluralismus. Jüdischsein, das sich nicht mit dem Staat Israel oder dem Zionismus verbindet, wird aber derzeit an Berliner Universitäten überhaupt nicht anerkannt oder unterstützt. Weder von der Verwaltung, noch vom Antisemitismusbeauftragten noch von den meisten Professor*innen. Dass die jüdische Identität entgrenzt und vereinnahmt wird, dass die Ängste einiger Juden und Jüdinnen instrumentalisiert werden, um Proteste, Meinungsfreiheit und politische Veranstaltungen auf dem Universitätscampus zu verbieten, macht jüdische, palästinensische und alle Studierenden weniger sicher. Ich habe den Eindruck, dass der Schutz eines pro-israelischen Image wichtiger ist als die Sicherheit von Juden und Jüdinnen. Jüdische Studierende, die sich zu den Verbrechen Israels in Palästina äußern, die sich mittlerweile als Völkermord erwiesen haben, die den Boykott eines Apartheidregimes unterstützen, die ethnozentrischen Nationalismus verurteilen und sich zu ihrer Identität und ihren Erfahrungen in der Diaspora bekennen, werden ignoriert, ihr Judentum wird angezweifelt. Die JSUD repräsentiert nicht uns alle.

SW

Seit dem 7. Oktober bin ich bestürzt über die Ereignisse auf dem Campus. Vor allem finde ich es sehr besorgniserregend, dass die Universität nicht bereit ist, über die Geschehnisse in Israel und Palästina zu diskutieren. Ich fühle mich persönlich unwohl, als ob die Menschen in meinem Umfeld nicht mit mir über die Geschehnisse sprechen möchten, weil ich jüdisch bin und weil sie bestimmte Annahmen über meine politischen Positionen und meine Identität treffen. Diese Vermischung von Judentum und Unterstützung für Israel empfinde ich nicht nur als äußerst unangenehm, sondern auch als weit entfernt von meinen eigenen Erfahrungen.

In meiner Familie war das Judentum ein wichtiger Teil von Kultur und Gemeinschaft. Meine jüdische Identität stand nie in Verbindung mit dem Staat Israel oder dem israelischen Nationalismus. Darüber hinaus ist meine jüdische Gemeinschaft politisch vielfältig, und politische Kritik und Debatten werden hoch geschätzt. Die Annahme, dass Judentum die Unterstützung oder Identifikation mit dem Staat Israel impliziert – oder dass Kritik an der Gewalt oder dem Nationalismus des israelischen Staates einen zu einem „schlechten Juden“ macht – empfinde ich nicht nur als problematisch, sondern auch als zutiefst antisemitisch. Darüber hinaus erschwert diese Verwechselung nur die Bekämpfung von Antisemitismus auf dem Campus. Ich befürchte, dass diese Dynamik langfristig nur zu einer Zunahme von Antisemitismus, Rassismus, Islamfeindlichkeit und Hass führen wird.

JD
Seit dem 7. Oktober fühle ich mich meinem Judentum stärker verbunden als je zuvor, vor allem, weil ich gezwungen war, meine Position und Meinung als antizionistischer Jude zu verteidigen, was für viele meiner deutschen Kommiliton*innen, deutschen Professor*innen und Fakultätsmitglieder eine schockierende Identität zu sein scheint. Ich empfinde es als meine Verantwortung als jüdischer Mensch, mich gegen Gewalt zu wehren, die im Namen Israels und des jüdischen Glaubens verübt wird. Da das Hauptanliegen der Universität das Sicherheitsgefühl jüdischer Studierender ist, ist es mir wichtig, meine Stimme zu erheben und zum Ausdruck zu bringen, dass ich mich in einem Umfeld, das Gewalt und Völkermord normalisiert und entschuldigt, nicht sicher fühle.

Vor dem 7. Oktober habe ich mich aufgrund meiner jüdischen Herkunft nie unsicher gefühlt, aber nachdem ich nun seit Jahren in Deutschland lebe und miterlebt habe, wie die deutsche Regierung mit Diskriminierung umgeht, bin ich sehr zurückhaltend, meine Stimme in dem Maße zu erheben, wie ich es gerne würde. Ich habe miterlebt, wie Freund*innen verhaftet, von der Polizei oder sogar von Zivilisten schikaniert und mit Abschiebung bedroht wurden. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass Antisemitismus zunimmt, aber ironischerweise wird der Antisemitismus, den ich am häufigsten beobachtet habe, von denjenigen ausgeübt, die behaupten, gegen ihn anzukämpfen. Ihr Antisemitismus richtet sich häufig gegen diejenigen, die zeigen wollen, dass Zionismus und Judentum nicht untrennbar miteinander verbunden sind.

RF
Seit Jahren, aber verstärkt seit dem 7. Oktober 2023 und dem darauffolgenden intensivierten Gaza-Genozid, wollen Deutsche mich als Token benutzen. Am ekelhaftesten ist, was ich mir von Deutschen mit Nazihintergrund anhören muss. Ich habe mich gegen das neue im Sommer 2024 eingeführte Exmatrikulationsgesetz zum „Schutz jüdischen Lebens“ eingesetzt, das Universitäten erlaubt hätte, Studierende für jegliche Form politischer Aktivität von der Uni zu exmatrikulieren. Es gab mehrere Journalist*innen von Medien wie der FAZ, dem ZDF und dem Tagesspiegel, die meine Identität wiederholt infrage gestellt haben. Sie haben fünf Mal nachgefragt, ob ich denn wirklich jüdisch sei, nur um mir im Anschluss zu erklären, wie sich „die Juden“ denn fühlen würden, als wäre ich nicht auch Teil der jüdischen Community. Mir wurde außerdem wiederholt und sogar im Kontext eines Uni-Workshops zur Schaffung von Dialogräumen von der Workshopleitung, in genaustem Detail, sexuelle Gewalt beschrieben (als Betroffene ist das extremst triggernd für mich) und dann an den Kopf geworfen, ich würde diese Gewalt unterstützen. Auf meiner Arbeit werde ich nirgends offiziell gelistet, mein Name darf nirgends auftauchen, ich darf mein Gesicht nicht zeigen und an keinen öffentlichen Veranstaltungen mitwirken, weil ich mich für ein freies Palästina einsetze. 

Es gibt ein paar sogenannte linke „antisemitismuskritische“ Menschen an meiner Universität, vor denen ich einfach Angst habe. Ich habe Angst, dass sie herausfinden, wer ich bin, dass ich jüdisch bin, dass ich in der Palästina-Solidaritätsbewegung aktiv bin, wo ich angestellt bin; und das den Medien durchgeben (sie arbeiten mit der Springer-Presse zusammen). Einer von ihnen macht mir besonders Angst, jedes Mal, wenn ich ihn auf dem Campus sehe. Er ist sehr aggressiv und ist zum Beispiel komplett betrunken extra zu einer Palästina-solidarischen Demo am Tag gegen Gewalt an Frauen gekommen und hat uns geschubst, beleidigt, provoziert und gefilmt. 

Ich fühle mich benutzt. Deutschland benutzt die Gewalt und Verbrechen, die es meinen Vorfahren angetan hat, um Gewalt und Verbrechen an Palästinenser*innen zu unterstützen. Es ist unverzeihlich, dass Deutsche konsequent den Schutz meiner Identität als Vorwand nehmen, um repressive, rassistische Politik zu betreiben. Wir werden aktiv gegen andere marginalisierte Gruppen ausgespielt. Quasi wöchentlich werden Menschen in Deutschland, vor allem Palästinenser*innen und muslimisch gelesene Menschen, von der Polizei verprügelt, von den Medien diffamiert und sind steigendem Rassismus und Islamophobie ausgesetzt. Ich schäme mich, 2025 in Deutschland zu sagen, dass ich Jüdin bin, nicht aus Angst, sondern weil in meinem Namen so viel Unterdrückung, Gewalt und Zerstörung passiert, hier in Deutschland und vor allem in Palästina.

Ich kann nicht beschreiben, wie erniedrigend und eklig es sich anfühlt, die eigene Identität ständig „​​​​benutzen“​​​​​​​ zu müssen, damit einem zugehört wird, wenn man sich gegen Genozid und Kolonialismus einsetzt. Deutsche zwingen mich in die Position, diese einsetzen zu müssen, um wenigstens die kleinste Chance zu bekommen, dass mir doch zugehört wird, anstatt dass den wahren Betroffenen, den Palästinenser*innen, zugehört wird.

Das JSC (Jewish Solidarity Collective) ist eine Aktivist*innengruppe jüdischer antizionistischer Studierender und Universitätsmitarbeitender aus Berlin, die sich solidarisch mit Palästina zeigt. Das JSC arbeitet auf der Grundlage eines intersektionalen Verständnisses von Unterdrückung und der gemeinsamen Erkenntnis, dass die Sicherheit jüdischer Menschen nicht durch die Unterdrückung anderer Gruppen gewährleistet werden kann. Sie erreichen uns per Mail oder über Instagram.

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