Während man die Französische und Amerikanische Revolution feiert, die deutlich mehr Opfer forderte als die russische, wird der positive Bezug auf die Oktoberrevolution von bürgerlichen Medien fast immer kritisiert. Die russischen Sozialisten und Sozialistinnen gaben den Bauern ihr Land, schafften den Grundpfeiler für das Ende des 1. Weltkriegs und entmachteten einen absoluten Monarchen.
Es folgte die Gleichstellung von Mann und Frau, die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen (in Deutschland hat es ganze 95 Jahre länger gedauert), Alexandra Kollontai schaffte in ihrem Ministerium alle Hierarchien ab und jeder Mitarbeiter dort hatte das gleiche Mitspracherecht. Antisemitismus wurde unter Strafe gestellt, Beamte waren abwählbar und die Anzahl der Universitäten stieg bis 1919 von sechs auf 19.
Trotzdem schaffte es die die Westdeutsche Allgemeine Zeitung einen Linke Politiker für seinen positiven Bezug auf diese Errungenschaften zu kritisieren. Sie schrieb, er „würde damit die Millionen Toten“ der Revolution verharmlosen. Schön blöd, dass die historischen Fakten eine andere Sprache sprechen: Während der Revolution kamen fast keine Menschen ums leben. Es gibt eine kleine Urbane Legende die besagt, dass bei den Dreharbeiten zum ersten Film über die Oktoberrevolution das öffentliche Leben stärker beeinträchtigt war, als während der Revolution.
Doch man darf die Toten des Bürgerkrieges, der auf die Revolution folgte, nicht verschleiern. Die Roten kämpften gegen die Weißen, die vom Ausland unterstützt wurden. Zehntausende Truppen aus den USA, Japan, Großbritannien, Tschechien und anderen Staaten versuchten die russische Revolution zu beerdingen. Dabei begingen die Weißen unter General Kornilow Kriegsverbrechen wie dem Massenmord an 150.000 Jüdinnen und Juden in der Ukraine.
Für die Interpretation der WAZ besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Revolution, Bürgerkrieg und Stalin. Das letzteres jedoch erst passierte, weil der Westen militärisch intervenierte, lassen sie außen vor. Und nein: Es gibt keine Kausalität zwischen der Oktoberrevolution und Stalin, genauso wenig wie es eine zwischen Luther und den deutschen Religionskriegen gibt. Was nicht bedeutet, das in der Oktoberrevolution und danach alles perfekt war, ganz sicher nicht.
Einen guten, ersten Aufschlag zur russischen Revolution kann man bei Rosa Luxemburg nachlesen: „Zur russischen Revolution.“
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