Interview mit dem „Mann seiner Klasse“ Christian Baron

Quelle: Hans Scherhaufer
Quelle: Hans Scherhaufer

Manche nennen ihn den deutschen Didier Eribon. Christian Baron arbeitet als Redakteur bei der Wochenzeitung „der Freitag“ und hat vor kurzem sein neustes Buch „Ein Mann seiner Klasse“ veröffentlicht. Darin schildert er, wie ein Leben in Armut und prekären Verhältnissen, häuslicher Gewalt und gesellschaftlicher Kälte aussieht. Sein Schreibstil und seine konsequente Ehrlichkeit sind so wichtig, um Menschen die unterschiedlichen Facetten von Klassenunterdrückung näherzubringen. Ein empfehlenswertes und bereicherndes Buch ist es allemal. Deshalb haben wir dankenswerterweise ein Interview mit dem Autor führen können.

Die Freiheitsliebe: Die Ehrlichkeit und Transparenz in Ihrem Buch sind sehr bereichernd, um vielen Menschen im deutschsprachigen Raum klarzumachen, was es heißt, aus armen Verhältnissen zu stammen. Wie war es emotional für Sie, Ihr Buch „Ein Mann seiner Klasse“ zu schreiben? Hat das Schreiben Sie viel Überwindung gekostet?

Christian Baron: Armut ist gesellschaftlich sehr schambehaftet, weil die herrschende Ideologie besagt, arme Menschen seien fast immer selbst schuld an ihrem Elend. Dieser Mythos hält sich in Zeiten des brutalisierten Kapitalismus der Gegenwart leider sehr hartnäckig. Ich mag zwar meinen Bourdieu gelesen und in einem Marx-Lesekreis weite Teile des „Kapitals“ halbwegs verstanden haben, aber auch ich bin letztlich ein Mann meiner Klasse, und zwar nach wie vor in erster Linie einer „von unten“. Deshalb fiel es mir unsagbar schwer, mich zum Schreiben dieses Buches durchzuringen. Hätten mich nicht Kollegen in der Redaktion des „Freitag“ und meine großartige Agentin Franziska Günther dazu ermutigt, dann hätte ich es mir nicht zugetraut. Als dieser Zuspruch wuchs, ging es schnell, da sprudelte es nur so aus mir heraus. Von da an war mir klar: Wenn jemand wie ich sich Gehör verschaffen will, dann darf ich keine Furcht haben. Weil ich will, dass endlich wieder mehr über die Überwindung sozialer Ungerechtigkeit geredet wird, musste ich schonungslos sein, und zwar allen Menschen gegenüber, die im Buch vorkommen. Das macht mich verletzlich, und Verrisse oder Kritik und Spott machen mir auch bei diesem Buch mehr zu schaffen als bei meinem vorherigen. Aber es wäre in jeder Hinsicht falsch gewesen, mir beim Schreiben selber Grenzen zu setzen.

Die Freiheitsliebe: Ihr Buch erinnert stark an Didier Eribons „Rückkehr nach Reims“. Hat dieses Werk Ihr Schreiben beeinflusst?

Christian Baron: Als dieses Buch 2016 auf Deutsch erschienen war, hatte ich gerade das Schreiben meines Buches „Proleten, Pöbel, Parasiten“ abgeschlossen, in dem ich aus subjektiver Sicht den Klassismus unter Linken kritisiere. Da schlug Eribon bei mir voll ein. „Rückkehr nach Reims“ hat mir Selbstvertrauen gegeben, meine Streitschrift in der nicht gerade zimperlichen linken Szene zu diskutieren. Eribons Buch besticht ja gerade dadurch, dass es Erzählung und wissenschaftliche Analyse zusammenführt, was ich in meinem Buch damals auch getan habe. Bei „Ein Mann seiner Klasse“ war es mir dann aber wichtig, allein der Kraft der Erzählung zu vertrauen und keine soziologischen Reflexionen einzuarbeiten, also auf jede Erklärung zu verzichten und bewusst Leerstellen zu schaffen, damit die Leserinnen und Leser sich ihr eigenes Bild machen können. Da war eher Annie Ernaux ein Vorbild, die in ihrem Werk besser als wahrscheinlich jeder andere die Literatur und die Autobiografie zusammengebracht hat. Manchmal vermittelt die pure Geschichte mehr klassenpolitische Wahrhaftigkeit als eine wissenschaftliche Abhandlung.

Die Freiheitsliebe: Sie haben trotz ihrer Herkunft studiert. Wie kamen Sie im Studium zurecht? Haben Sie dort viel Arroganz von den Studierenden und den Institutionen zu spüren bekommen?

Christian Baron: Am offensichtlichsten sind die strukturellen Benachteiligungen, die es im deutschen Bildungssystem gibt. Allein der Umstand, dass ich als Hilfsarbeiterkind ein Exot an der Uni war, zeigt, wie starr diese Klassengesellschaft ist. Außerdem konnte ich keine Auslandssemester oder unbezahlte Praktika machen, weil mir das Geld und das Wissen um Stipendienzugänge fehlten. Zu Beginn des Studiums stand ich mir aber noch selbst im Weg. Auch das hing mit meiner sozialen Klassenherkunft zusammen. Was ein Tutorium war, wer eigentlich diese „Hiwis“ sein sollten, warum zur Hölle im Vorlesungsverzeichnis bei den Uhrzeiten immer „c.t.“ oder „s.t.“ stand und wie man eine Bibliothek benutzte, das schienen die anderen längst zu wissen. Und wer nicht, der eignete es sich binnen kürzester Zeit an. Spielerisch, relaxed und furchtlos. Während ich noch erstarrte, wenn ich nur das überfordernde Wort „Universität“ am Eingang zum Campus las, verabredeten sich die anderen schon zum gepflegten Kneipenabend. Da war ich erstmal außen vor. Später dann gab mir das Selbstbewusstsein der anderen subtil zu verstehen, dass ihnen der Raum mehr gehörte als mir. Da waren Alltagsbanalitäten. Wenn ich mich zum Beispiel in der Mensa mit neuen Bekanntschaften traf, dann bedachten sie mich manchmal mit einem humorvoll getarnten Tadel, weil ich zu Pommes Frites statt Salat griff. In meiner Kindheit spielte Ernährung nicht die Rolle, die ihr in bürgerlichen Haushalten zugedacht ist. Wir aßen das, was wir uns gerade leisten konnten. Ich hatte Angst, zu ertrinken in diesem Meer aus unausgesprochenen Regeln. Dazu gesellte sich leider so ein Chauvinismus der anderen. Wenn wir an einer Eckkneipe vorbeikamen und einer amüsiert sagte: „Lasst uns mal in diese Assi-Spelunke mit Hartz-4-Säufern gehen!“, dann tat mir das weh. Es dauerte Jahre, ehe ich diesen Studenten ihren Hass auf „die da unten“ vorhalten konnte.

Die Freiheitsliebe: In Ihrem bereits angesprochenen früheren Buch „Proleten, Pöbel, Parasiten – Warum die Linken die Arbeiter verachten“ beschreiben Sie, wie arme Menschen von privilegierten Menschen Hass und Verachtung erfahren. Brauchen wir – überspitzt ausgedrückt – mehr Klassenhass nach oben?

Christian Baron: Das kommt ganz darauf an, gegen wen sich dieser Hass richtet. Es gibt einige wichtige Punkte, in denen sich Rechte und Linke unterscheiden. Ein zentraler Unterschied drückt sich in einem Satz aus, den Jean-Paul Sartre mal aufgeschrieben hat: „Um die Menschen zu lieben, muss man sehr stark hassen, was sie unterdrückt.“ Da steht also „was“, nicht „wer“. Faschisten hassen Menschen oder Menschengruppen, Sozialisten hassen die Strukturen, die Menschen ausbeuten und unterdrücken. Das Problem ist nicht die moralische oder psychologische Verfassung der Herrscher der Welt. Es geht nicht darum, zu wissen, ob Unternehmensbosse gute oder böse Menschen sind. Es geht darum, eine Gesellschaft zu errichten, in der niemand einen Vorteil hat, wenn er andere ausbeutet und unterdrückt.

Die Freiheitsliebe: Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater wird zwiespältig dargestellt. Hat Ihr Vater Ihnen trotz der häuslichen Gewalt und prekären Verhältnisse auch Sicherheit geben können, oder warum wollten Sie, dass er nie geht?

Christian Baron: Jetzt muss ich etwas sagen, mit dem man sich unter Linken wenig Freunde macht: Das Konzept der bürgerlichen Kernfamilie hat mich gerettet. Die Beschämung der Armut durch die Gesellschaft hat in den 90er Jahren, als ich aufgewachsen bin, noch durch Unsichtbarmachung funktioniert. Sie mussten sich so sehr schämen, dass sie sich ins Private zurückgezogen haben. Es gab damals schon soziale Abwertung durch die Bessergestellten. Für die anderen waren wir „Unterschicht“, „Asoziale“, „Barackler“ und „Dummschüler“. Meine Eltern wollten unsere Armut verbergen, deshalb schotteten sie sich und uns ab. Heute, in Zeiten von Hartz 4, geht das nicht mehr, weil die Betroffenen sich in diesem Demütigungssystem komplett nackt machen müssen, um Almosen zu bekommen. Mein Vater bot uns einen Schutzraum. Er empfand Klassenstolz. Leider nicht im marxistischen Sinne, er wollte also nicht den Kapitalismus abschaffen. Aber er war stolz darauf, jeden Morgen arbeiten zu gehen. Dass er als Möbelpacker zu wenig Geld verdiente, war ein wichtiger Grund für seinen Frust, der in Alkoholismus und Gewalt mündete. So paradox es klingen mag, aber er demonstrierte zu Hause zugleich eine Stärke, ein Selbstvertrauen und in seinen nüchternen Momenten sogar eine Warmherzigkeit, von denen ich noch heute zehre.

Die Freiheitsliebe: Glauben Sie, dass die häusliche Gewalt, die Sie zu Hause erlebt haben, auch in einer mittelständigen Familie geschehen wäre, oder führen Sie diese einzig auf die spezifischen Verhältnisse zurück?

Christian Baron: Alkoholismus und häusliche Gewalt sind definitiv keine Phänomene, die nur „unten“ vorkommen. Sie sind klassenübergreifend vorhanden, das zeigen alle Studien, die es zu diesem Thema gibt. Auch in wohlhabenderen Haushalten kanalisieren Väter und Mütter ihren Frust manchmal so destruktiv. Sie können aber oft auf Strukturen zurückgreifen, die ihnen aus der Misere helfen. Bei uns vermischte sich das Problem mit unserer materiellen Armut, was meine Mutter davon abhielt, meinen Vater zu verlassen. Sie dachte, als Alleinerziehende würde sie noch tiefer abrutschen. Wenn man sieht, wie Alleinerziehende ohne akademische Ausbildung bis heute benachteiligt werden, dann war ihre Sorge auch rational begründet.

Christian Baron. Quelle: Hans Scherhaufer

Die Freiheitsliebe: In Ihrem Buch beschreiben Sie auch, wie Ihr Vater rassistische Vorurteile bedient hat. Hätte er heute die AfD gewählt?

Christian Baron: Ein Kritiker, der mein Buch in einem großbürgerlichen Feuilleton besprochen hat, schrieb genau das, aber als These: Dieser Vater wäre heute ganz klar ein AfD-Wähler. Das finde ich erbärmlich und infam. Ich weiß es natürlich nicht, mein Vater starb 2003, aber ich vermute, dass er heute Nichtwähler wäre. Die Zahlen zeigen ja eindeutig, dass Nichtwählen ein Klassenverhalten derer ist, die in dieser Gesellschaft ausgeschlossen und durch politische Entscheidungen benachteiligt werden. Da könnte man natürlich sagen: Wenn doch das Wahlrecht besteht, warum gehen die Leute denn dann nicht einfach hin? Wahlentscheidungen sind aber keine rein individuelle Angelegenheit. Sie haben mit dem sozialen Umfeld zu tun, in dem man lebt und auch damit, ob man in einer Familie aufgewachsen ist, in der das Wählen normal war oder in der über Politik gesprochen wurde. Im Bundestag sitzen über 80 Prozent Akademiker. Bestimmte Berufsgruppen sind massiv überrepräsentiert, andere gar nicht, auch in linken Parteien. Es gibt in unserem System keine politische Gleichheit, nur eine rechtliche. Die repräsentative Demokratie ist ein uneingelöstes Versprechen. So entsteht der berechtigte Eindruck, dass die Politiker gar nichts mehr zu tun haben mit der normalen Bevölkerung. Dieses Gefühl hatte auch mein Vater, weshalb er sich zu Lebzeiten fast nie an einer Wahl beteiligt hat.

Die Freiheitsliebe: Manche sagen, Linke sollten die soziale Frage über alle anderen Fragen der Ungerechtigkeiten stellen, weil die Arbeiterinnen und Arbeiter sonst nicht links wählen würden. Was denken Sie darüber?

Christian Baron: Ich finde diese Debatte ermüdend. Sie läuft ja seit Jahren, und sie führt dazu, dass immer mehr Menschen einander verachten, weil sie sich eine jeweils andere Schwerpunktsetzung der Linken wünschen. Ich halte ein klares klassenpolitisches Profil für sehr wichtig. Und da sind linke Parteien in den vergangenen Jahren tatsächlich falsch abgebogen. Zugespitzt gesagt: Sie bekämpfen Vorurteile, aber nicht mehr das, was sie hervorbringt. Mir wurde zum Beispiel oft vorgeworfen, ich würde Klassenpolitik gegen Identitätspolitik ausspielen. Dabei läge mir nichts ferner. Ich habe nur immer wieder darauf hingewiesen, dass die Linken die Anliegen der Nicht-Akademiker und materiell Armen systematisch vernachlässigt haben. Auch in der Arbeiterklasse gibt es homosexuelle Männer, die unter der Verachtung ihrer Identität leiden, und auch eine intersexuelle Servicekraft würde sich einen anderen gesellschaftlichen Umgang mit ihrer Besonderheit wünschen. Dass ihr ein höherer Lohn ziemlich sicher wichtiger wäre als die Installation einer dritten Toilettentür am Arbeitsplatz, das stimmt aber eben auch. Mich ärgern vor allem die den Diskurs beherrschenden Linksliberalen, die sich selbst für moralisch einwandfrei halten und die Komplexität eines Lebens „von unten“ einfach nicht begreifen wollen. Von der Spitze der Bedürfnispyramide herab echauffieren sie sich über den angeblichen Pöbel, der seine Töchter in rosa Kleidung zum Supermarkt schubst und sich dort mit billigem Hackfleisch aus der Massentierhaltung eindeckt. Diese Moralprediger verschwenden keinen Gedanken an den entscheidenden Knackpunkt: Wir leben in einer politischen Ökonomie, die Geschlechterklischees strategisch zementiert, Massentierhaltung wegen des Profitprinzips erzwingt und Menschen systematisch so arm hält, dass sie sich kein Fleisch vom Bio-Bauern leisten können. Wer ab Mitte des Monats nicht weiß, wie er die Stromrechnung bezahlen oder sein Kind satt kriegen soll, für den gibt es wichtigere Probleme als diskriminierungsfreies Schreiben. Das ist als Aussage in der linken Twitter-Blase nicht opportun, aus der Perspektive meiner Familie aber nun mal wahr.

Die Freiheitsliebe: Wie können Linke die Arbeiter- und Arbeiterinnenklasse gewinnen und Aktivistinnen und Aktivisten von unten unterstützen?

Christian Baron: Ich mache da mal einen Vorschlag am Beispiel der derzeit global wichtigsten Frage: der drohenden Klimakatastrophe. Meines Erachtens begeistert man Menschen aus der Arbeiterklasse für die Rettung des Planeten nur durch die Verbindung zum Kapitalismus. Also: In der Argumentation muss immer deutlich werden, dass nicht etwa der Klimaschutz ein Elitenprojekt ist, sondern die Klimazerstörung. So, wie das Thema insbesondere durch die etablierten Parteien derzeit aufgegriffen wird, haben die Leute zu oft den Eindruck, es gehe gar nicht ums Klima, sondern darum, ihnen schon wieder „in die Tasche zu greifen“. Eine CO2-Steuer würde ja auch nichts anderes bedeuten. Dass die Gelbwesten in Frankreich entstanden sind, hatte nicht von ungefähr mit der Ökosteuer zu tun. Die Menschen brauchen täglich das Auto, um zur Arbeit zu kommen. Sie haben „die Wirtschaft“ schon oft gerettet, indem sie Niedriglöhne hingenommen haben, und jetzt sollen sie auch noch das Klima retten, indem sie für den Weg zur Arbeit noch mehr zahlen. Wenn die Grünen fordern, die Deutschen sollten weniger Autos kaufen, aber nicht dazusagen, dass wir einen Sozialstaat brauchen, der die durch die Umsatzrückgänge der Autoindustrie entstehende Arbeitslosigkeit menschenwürdig abfedert, dann ist das grundfalsch. Der Ausbau der Bahn und des ÖPNV in Stadt und Land wäre extrem teuer, aber das sollten nicht die „einfachen Leute“ finanzieren müssen. Stattdessen bräuchte es eine 90-Prozent-Besteuerung hoher Vermögen und Erbschaften. Konzerne wie Amazon oder Apple, die zu den größten Klimakillern gehören, müssten endlich Steuern in der EU zahlen, was sie bislang fast gar nicht tun. In diesem Sinne müsste linke Politik den Klassenhass der Mehrheit auf die kapitalistische Produktionsweise lenken.

Die Freiheitsliebe: Wie beeinflusst die Coronakrise unsere Gesellschaft und ihre zugrunde liegenden Klassenverhältnisse? Was denken Sie, sind die bestimmenden Themen für die Arbeiter- und Arbeiterinnenklasse in den nächsten Jahren?

Christian Baron: Diese Krise wird die soziale Ungleichheit vertiefen. Wer keinen Home-Office-tauglichen Beruf hat oder sogar seinen Job verliert, empfindet Trauer, Zorn, Frust. In Zeiten der Kontaktbeschränkungen besteht dann die große Gefahr, dass es zu häuslicher Gewalt kommt. Es macht einen Unterschied, ob man im Eigenheim mit den Kindern im Garten spielen kann oder ob man als alleinerziehende Niedriglöhnerin bei gesperrten Spielplätzen in der Zweizimmerwohnung in der Innenstadt ohne Balkon in Zwangskurzzeit ausharren muss. Da kommen viele Dinge zusammen: Budenkoller, noch weniger Teilhabe am sozialen Leben, vor allem aber finanzielle Tragödien. Auch beim „Home-Schooling“ sind nicht alle gleich. Wer Akademikereltern hat, der wird zu Hause viel Hilfe und Unterstützung bekommen. Wer dagegen gerade um den Übergang in die zehnte oder elfte Klasse kämpft und keine Eltern mit ausreichend Vorwissen hat, der ist stark im Nachteil und wird es schwer haben, die festgelegten Lern- und Leistungsziele zu erreichen. Ein befreundeter Lehrer hat mir erzählt, welche Tragödien er zum Ende des Schuljahres erlebt hat. Da seien fast ausschließlich Jugendliche aus nicht-akademischem und materiell armem Elternhaus gescheitert. Wir brauchen dringend ein System-Update. Noch hat die Politik ein wenig Zeit, ein gerechteres Bildungssystem zu etablieren, die Klimakatastrophe einzuhegen, Armut zumindest einzudämmen und dafür zu sorgen, dass sich die Immobilienmafia nicht ganze Städte einverleibt. Tut sie das nicht, wird es auf absehbare Zeit sehr schwere soziale Konflikte geben, da bin ich mir sicher. Und es ist leider längst nicht ausgemacht, dass dann die linken Kräfte gewinnen werden.

Die Freiheitsliebe: Vielen Dank für das Interview!

Das Buch Ein Mann seiner Klasse kann hier bestellt werden und kostet 20€.

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