Die Deutsche Automobilbranche: Gewinnbeteiligungen trotz Stellenabbau und ein Lechzen nach Rüstungsaufträgen

Diego Delso, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Bei einer kontinuierlichen Beschäftigung mit der Entwicklung der deutschen Automobil-Industrie, über lange Jahre eine Vorzeigebranche mit hohen Absatzzahlen, hohen Exportanteilen und kontinuierlich hohen Dividenden-Zahlungen an die Aktionäre, fällt auf, daß die Branche inzwischen von weiteren Merkmalen geprägt ist: Stellen-Abbau, Werksstilllegungen, Produktionsstandortverlagerungen und urplötzlich das hinzu-kommende Geiern und Feilschen nach Extensionen der Produktion um Rüstungsgüter.

Gewinnbeteiligungen der Aktionäre

Zunächst zur ökonomischen Ausgangslage der Automobilkonzerne Daimler Benz, Volkswagen, BMW und mit einigen Abstrichen Audi.

Für das Jahr 2024 melden die Auto-Hersteller rückläufige Gewinne. Als wesentlichen Grund geben die Konzern-Zentralen einen auffälligen Rückgang ihres Fahrzeugabsatzes im immer größer werdenden Automarkt China an.
Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass die Automobil-Branche in den Nach-Corona-Jahren ungewöhnlich hohe Profite erzielte, indem sie ihren Fahrzeug-Absatz auf hochwertige und gut ausgestattete Fahrzeuge ausgerichtet hat und so gut wie keine Nachlässe gewährte.

Zu den Auto-Konzernen im Einzelnen:

Mercedes Benz Group (Daimler)

Der Hersteller meldet für 2024 einen Gewinn von 10,4 Mrd. Euro, der sich im Vergleich zum Geschäftsjahr 2023 um 31 % reduzierte. Für das Geschäftsjahr 2024 zahlt die Mercedes-Benz Group (Daimler) bei einem Aktien-Kurs von 58,36 € eine Dividende von 4,30 € je Aktie, was einer aktuellen Dividenden-Rendite von 7,37 % entspricht.
Nach jüngsten Aktien-Analysen lag die durchschnittliche Dividendenrendite der letzten 5 Jahre bei 7,24 %.1
Der Daimler-Konzern richtet seine Absatz-Strategie von Luxus-Automobilen für den wichtigen chinesischen Markt darauf aus, ganz im Gegensatz zur politischen Auffassung einer protektionistischen Position gegenüber einer Kooperation mit China, durch die Verlagerung bzw. den Ausbau der lokalen Produktion den dortigen Absatzmarkt zu stabilisieren und zu intensivieren. Schon seit einigen Jahren ist der Daimler-Konzern in Zusammenarbeit mit BYD mit der Marke Denza tätig. Die Vermarktung eines gewichtigen Siebensitzers soll demnächst erfolgen. 2
Große Pläne verfolgt der Hersteller auch mit der Marke Smart. Während die Fertigung am langjährigen Produktionsstandort Hambach schon vor Jahren eingestellt wurde, wird Smart darauf ausgerichtet, in China groß herauszukommen. Dazu wurde u. a. auch die Geely Holding mit ins Boot geholt, die dazu beitragen soll, Smart als marktspezifische Premiummarke weiterzuentwickeln. 3 4
Am wichtigsten scheint aber die intensivierte Kooperation mit BAIC zu sein, um eine eigene Batterieproduktion und ein neues Werk einzurichten. Zukünftig sollen dort auch lokalisierte Versionen der Submarke EQ entstehen. Bereits im vergangenen November startete die Produktion des EQC-Modells in Beijing.5 Zudem sollen dort zukünftig auch lokalisierte Versionen der Submarke EQ entstehen.

Gemäß einer erstellten Prognose für die Mercedes Benz Group, die auf der geplanten Konzernstrategie (Modell-politik, Marktbearbeitung, Produktionsstandort-Strategie und Stellenabbau und weiteren Faktoren basiert, ist aus heutiger Sicht von einem weiteren Anstieg der Dividenden-Entwicklung auszugehen.

Quelle: https://aktien.guide/dividende/Mercedes-Benz-Group-DE0007100000

Audi

Basierend auf den aktuellen Informationen vom März 2025 wird für Audi für das Geschäftsjahr 2024 ein Rückgang des Gewinns um 33% angegeben. Der Rückgang wird auch für die Marke Audi mit einem Absatz-Rückgang in China argumentiert. Das war bereits der zweite deutliche Rückgang in Folge. Der Absatzeinbruch der Kernmarke Audi schlug auch auf den Umsatz durch, der um knapp acht Prozent auf 64,5 Milliarden Euro sank. 6
Die Rendite sank von neun Prozent im Jahr 2023 auf sechs Prozent im Jahr 2024.
Die letzte uns bekannte Dividende von Audi AG wurde am 5. Oktober 2020 ausgezahlt.7 Noch vor der für Mai d.J. geplanten Aktionärs-Hauptversammlung gibt es Anzeichen dafür, dass Audi möglicherweise keine Dividenden für das Geschäftsjahr 2024 entscheiden wird. Dies ist weiter zu verfolgen.
Audi verkündete in Folge des Rückgangs des Fahrzeugabsatzes und rückläufiger Gewinn-Entwicklung den Abbau von 7.500 Stellen in Deutschland.
Darauf ist weiter unten im Zusammenhang mit dem Stellabbau in der Automobil-Branche noch näher einzugehen.8 Nicht zu übersehen ist die Tatsache, dass Audi bereits Ende Februar sein Werk in Brüssel mit 3000 Arbeitsplätzen geschlossen hat. 9

Volkswagen

Für den VW-Konzern wird für 2024 ein Gewinn-Rückgang von 31 % auf 12,4 Milliarden Euro bilanziert. Auch hier belastete der schwache Absatz in China die Bilanz.
Einen deutlichen Rückgang ergibt sich auch für den Hersteller Porsche: Das Konzernergebnis10 war im Jahresvergleich um 30,3 Prozent um rund 3,6 Milliarden Euro rückläufig.
Volkswagen wird im Jahr 2025 eine Dividende von 6,36 € pro Aktie ausschütten. Die erwartete Dividendenrendite für 2025 beträgt 5,82 Prozent. basierend auf dem Aktienkurs vom 18. März 2025.

Quelle: https://aktien.guide/dividende/Volkswagen-St-VW-DE0007664005

Für die zukünftige Entwicklung setzt Volkswagen auf ein breites Produktportfolio von Verbrennern bis zu vollelektrischen Fahrzeugen. Dazu erfolgte der Start eines konzernweiten Performanceprogramms, inklusive Restrukturierungs-Maßnahmen zur positiven Rendite-Entwicklung. Dazu gehört eine massive Kostenreduktions-Maßnahme u. a. durch Stellenabbau und ganze Werksschließungen. Der Autor sieht dazu eine separate und aktualisierte Darstellung vor, die inzwischen die ganze Auto-Branche erfasst.11
Zur Belebung des chinesischen Absatzmarktes investiert der Konzern eine Milliarde Euro in ein Innovationszentrum in China, um lokal angepasste E-Autos für den chinesischen Markt zu entwickeln.
Das folgt der konzernspezifischen local- to- local-Strategie, übersetzt heißt diese „in China, für China“ zu entwickeln und zu produzieren. Vorgesehen sind dabei der Aufbau von eigenen Entwicklungskapazitäten, um die Entwickllungszeiten und die Produktion für marktspezifische Produkt-Angebote um mehr als 30 Prozent zu kürzen; 12
Berücksichtigt werden dafür u. a. auch Partnerschaften mit chinesischen High-Tech- Unternehmen und chinesischen Auto-Herstellern wie XPENG und SAIC sowie die Entwicklung einer eigenen Plattform für E-Autos speziell für den chinesischen Markt.
Bedeutend ist dabei, wie schon weiter oben erwähnt, dass die Konzern-Management-Etagen, entgegen der desinformierenden Aussagen politischer Führungskreise, mit ihren Investitions-Entscheidungen sehr wohl auf eine Kooperation mit der chinesischen Volkswirtschaft setzen. Die Kapital-Interessen des Konzerns entscheiden vorrangig vor einer geo-politisch motivierten auf Protektionismus und Abgrenzung ausgelegte Wirtschaftspolitik.

BMW

BMW zahlt seinen Aktionären im Geschäftsjahr 2024 eine Dividende von 6,00 € je Aktie. Bei einem Kurs von 84,66 € betrug zum Zeitpunkt der Erhebung, März 2025, betrug die aktuelle Dividendenrendite 7,09 Prozent.
Für das Geschäftsjahr 2024 ergibt sich für den Konzern ein Umsatz von 142,38 Mrd. €, was einem Umsatz-Rückgang von 8,4 % entspricht. Damit erzielt der mehrheitlich der Familie Quandt gehörende Automobilkonzern mit 7,7 Mrd. € einen Gewinn-Rückgang von 37% im Vergleich zum Geschäftsjahr 2023.
Das Leid-Klagen der Konzernleitung bezieht sich, wie bei allen anderen deutschen Auto-Konzernen, zunächst auf den Absatz-Rückgang auf dem chinesischen Markt. Hinzu kommen offensichtlich Qualitätsprobleme mit verbauten Bremsen eines Haupt-Zulieferanten, die einen erheblichen Kostenaufwand bedeuteten. Der bisherige Rekordgewinn von 18,6 Milliarden Euro aus dem Jahr 2022 und die in den Jahren 2021 und 2023 jeweils erzielten 12 Milliarden lassen sich als eine außergewöhnliche Phase der Super-Gewinne angeben, die sich auch in Form einer bemerkenswert hohen Dividenden-Ausschüttung ausdrückte.

Quelle: https://aktien.guide/dividende/BMW

Im Hinblick auf die Folgejahre ab 2025 setzt der Autokonzern für die Umsatzsteigerung zunächst auf einen weiteren Ausbau seines Angebots an Hybridmodellen.
Auch BMW setzt mit seinem chinesischen Kooperations-Partner BMW Brilliance, der inzwischen zu über 70%-Anteilen den Eigentümern von BMW gehört, auf eine Intensivierung des Absatzmarktes China.
Inzwischen wird auch der rein elektrisch betriebene MINI in China hergestellt.13
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt deuten die aktuellen Umsatzprognosen von BMW bis ins Jahr 2029, eingedenk der geplanten Entwicklungsprogramme und Prozessoptimierungen auf eine jährliche Steigerungsrate von etwa drei Prozent hin.

Umsatzprognose BMW

JahrUmsatz
2024142 Mrd. €
2025148 Mrd. €
2026151 Mrd. €
2027156 Mrd. €
2028161 Mrd. €
2029165 Mrd. €

Quelle: https://aktien.guide/dividende/BMW

Somit kann für die Produktionszunft Automobile ausgedrückt werden, daß die fetten Gewinn-Jahre der Nach-Corona-Zeit zwar vorüber sind, aber das Jammern auf allerhöchstem Management-Niveau niemanden zu Tränen rührensollte.Die aktuelle Gewinn-Situation der deutschen Auto-Konzerne veranlaßt das jeweilige Management dennoch zu Maßnahmen der Rationalisierung, den hektischen Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Prozessoptimierung und Belebung der Innovationstätigkeit. Primär geht es aber, den Kapital-Interessen der Aktionäre folgend, um eine fortlaufende Absicherung der Profitabilität und einer Reduktion der angestiegenen Arbeits- und Lohnkosten.
Vor allem spielen dabei kostengünstigere Produktionsstandorte, also Produktionsstandort-Verlagerungen in das benachbarte Ausland oder Schließungen von ganzen Werken eine zentrale Rolle.

Zu einem späteren Zeitpunkt ist darauf umfassender einzugehen.

Und ein Lechzen nach Rüstungsaufträgen

Ebenso ist das sich abzeichnende nahezu pervers wirkende Gieren des Automobil-Kapitals nach Teilhabe an den geplanten Investitionssummen für Rüstungsgeschäfte näher zu untersuchen. Ein passendes Stichwort dazu ist die Produktion des Kübelwagens, VW -Typ 82, den Ferdinand Piech für die deutschen Faschisten in den 30er Jahren produzierte.

1 https://aktien.guide/dividende/Mercedes-Benz-Group

2 https://www.aktienwelt360.de/2019/12/02/krasse-unterschiede-die-elektrische-china-strategie-von-vw-bmw-und-daimler-wird-erfolgsentscheidend

3 https://www.focus.de/auto/news/smart-wandert-nach-china-aus-deutsch-chinesische-freundschaft_id_10514657.html

4 https://media.smart.com/eu/de/smart-unterstreicht-globale-wachstumsstrategie-mit-produkt–und-markenupdates-in-peking

5 a.A.O. https://www.aktienwelt360.de/2019/12/02/krasse-unterschiede-die-elektrische-china-strategie-von-vw-bmw-und-daimler-wird-erfolgsentscheidend

6 https://web.de/magazine/wirtschaft/gewinneinbruch-audi

7 https://www.merkur.de/wirtschaft/audi-sieht-gewinnrueckgang-jobverluste-und-verlagerung-der-produktion

8 Finanzredaktion ARD: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/autobranche-herausforderungen-verschieden-ausblick

9 A.a.O. https://www.merkur.de/wirtschaft/audi-sieht-gewinnrueckgang-jobverluste-und-verlagerung-der-produktion

10 https://www.auto-motor-und-sport.de/verkehr/deutsche-autohersteller-jahresbilanz-2024-gewinneinbruch/

11 Siehe hierzu https://www.isw-muenchen.de/online-publikationen/texte-artikel/5352-krise-der-automobil-industrie-sinkende-profitmargen-absatzrueckgang-stellenabbau

12 https://www.volkswagen-group.com/de/artikel/40-jahre-volkswagen-in-china-konzern-beschleunigt-mit-in-china-fuer-china-strategie-seine-neuausrichtung

13 https://www.automobil-industrie.vogel.de/bmw-great-wall-elektro-mini-cooper-produktion-china-a-6070655caf79b9475384cb2fe2fda3b4/

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