Beziehung zwischen China, USA und EU im Fokus: das 11. China and Globalization Forum, Mai 2025

Im Mai des Jahres fand das 11. China and Globalization Forum in der chinesischen Hauptstadt Beijing statt, Veranstalter war das Center of China and Globalization, CCG, ein vom Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen mit einem Sonderberatungsstatus ausgezeichnete Nichtregierungsorganisation. Das diesjährige Forum war eine Gemeinschaftsorganisation von CCG und der China-United States Exchange Foundation (CUSEF).1

Das Forum gilt als wichtige Dialogplattform und fand in eine Schlüsselphase der zukünftigen Weiterentwicklung der internationalen Beziehungen insbesondere zwischen den USA, China und der EU statt.
Zu den Teilnehmern gehörten über 300 Teilnehmer aus 60 Ländern, Ökonomen, Wissenschaftler und politische Führungskräfte aus kapitalistischen und sozialistischen Ländern. Darunter waren Vertreter aus den USA, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Schweiz, Japan, Südkorea, Australien und weiteren Ländern mit marktwirtschaftlich-kapitalistischer Prägung. Bereits im März, 2025 nahm der bekannte Ökonom Joseph Stiglitz von der Columbia University an einem Treffen in Beijing teil, mit einem Vortrag zu „Wiederaufleben der Industriepolitik und der neue Protektionismus“, ein Thema, das auch eine wichtige Rolle auf dem 11. CCG-Forum spielte.
Teilgenommen haben auf dem Forum ebenfalls Vertreter aus über 20 internationalen Universitäten, mehr als 30 multinationalen Unternehmen, zahlreiche internationale Organisationen, NGOs und Stiftungen wie etwa die Konrad-Adenauer-Stiftung aus Deutschland, verschiedene Medienhäuser und Vertreter relevanter Regierungsstellen.
China selbst als Gastgeber und sozialistisch geführter Staat war mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft vertreten. Auch andere Vertreter aus Staaten mit sozialistischer Ausrichtung wie Vietnam und Kuba nahmen an den Diskussionsforen teil. Die Diskussionsrunden standen grundsätzlich für internationale Experten offen.

Die übergeordnete Zielsetzung war die Erörterung von Lösungen zur Stärkung multilateraler Ansätze und globaler Governance. Gerade angesichts wachsender geopolitischer Spannungen und den Herausforderungen für den freien Welthandel standen vor allem die Beziehungen zwischen China-US, China-EU und China-Nahost, die sich verschärfenden Handelskonflikte, Aufrechterhaltung der globalen Governance (internationale Vereinbarungen und Regularien) sowie Themen des internationalen Technologiewettbewerbs, der KI-Entwicklung und des generellen multilateralen Austauschs im Mittelpunkt der veranstalteten Diskussionsrunden.
So erklärte der Präsident und Gründer des CCG, Wang Huiyao, dass das Forum ein Beitrag zum Aufbau von Brücken zwischen Nationen und Kulturen leiste sowie die Förderung von Frieden, Zusammenarbeit und Multilateralismus verstärke. Wang plädierte für eine stärkere Rolle der UN und der Berücksichtigung nationaler Besonderheiten. Die UN-Charta gilt sein Beginn der Forumsreihe als eine übergreifende Referenz, um primär die Verantwortung für den Schutz von Frieden und internationaler Sicherheit aller Mitgliedsstaaten zu schaffen, die dem UN-Sicherheitsrat aufgegeben ist.

Eine Delegation des besagten Center for China and Globalization (CCG) hat kürzlich die Vereinigten Staaten besucht und ca. 20 Diskussionsrunden mit Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und internationalen Organisationen abgehalten. Das ist m. E. als ein nicht unwesentlicher Beitrag zu werten, wie trotz existierender politischer Spannungen und entgegen des medial befeuerten Konfrontationskurses ein Austausch auf intellektuell hohem Niveau zu gegenseitigem Respekt praktiziert wird.
Der Präsident des Koooperationspartners der CCG, die China-United States Exchange Foundation, James Chau, betonte, dass das Forum eine Plattform für den Dialog und die ehrliche Auseinandersetzung sei mit gemeinsamen Herausforderungen wie geopolitischer Spaltung, wirtschaftlicher Fragmentierung und wachsender Unsicherheit über die globale Zukunft.2
Im Vorfeld des Forums tagte auch das Doha-Forum, das sich schwerpunktmäßig mit den Möglichkeiten neuer Partnerschaften zwischen den Ländern des Globalen Südens und China als ein Beitrag zur Neugestaltung der bilateralen und internationalen Zusammenarbeit in einer noch stärker auszurichtenden multipolaren Welt befasste.3 (Siehe hierzu auch https://www.isw-muenchen.de/online-publikationen/texte-artikel/5338-internationale-kooperation-fuer-eine-andere-weltordnung-22-doha-forum-eroertert-wege-der-multipolaren-zusammenarbeit)

In den Diskussionsrunden kamen, sozusagen als „Common Sense“, die Gleichheit aller Staaten, ihre Souveränität und kritischen Distanz zur bisher erlebbaren Dominanz des nach westlichen Werten gestalteten regelbasierten Weltordnungsmodell zum Ausdruck. Im Kern ging es um den kontinuierlichen Austausch, wie eine inklusive, multipolare Weltordnung mit gleichberechtigter Teilhabe und Beeinflussung durch die beteiligten Staaten zu gestalten sei. Die erörterten Vorstellungen für mehr Multipolarität waren dabei weitgehend homogen in Abgrenzung zu den von den USA und Europa propagierten „liberalen Weltordnung“. Deren Demokratieverständnis, Rechtsstaatlichkeit und propagierter Kooperation zwischen Staaten zeigten sich in der Vergangenheit bis zum heutigen Tage für die Mehrheit der beteiligten Forumsteilnehmer als die strategisch-ideologische Grundlage zur Einmischung in innere Angelegenheiten anderer Staaten.
Und dennoch, die Austausch von Experten, Wissenschaftlern und Vertreter der politischen Eliten aus unterschiedlichen Wirtschaftssystemen ermöglicht seit dem Bestehen der erörterten Forumsreihe einen breiten Diskurs und fördert die gegenseitige Kenntnisnahme der verschiedenen Entwicklungsmodelle und politischen Ansätze. Die internationale Presse würdigte das Forum als wichtigen Treffpunkt für den Austausch zwischen China und der Welt zu zentralen Fragen der Globalisierung und internationalen Zusammenarbeit. Deutsche Medien hielten sich bislang eher zurück.

Die Beiträge zum Technologieumfeld drehten sich zentral um die Frage, wie KI als Motor für qualitativ hochwertiges Wirtschaftswachstum eingesetzt werden kann und soll. Die vorgestellten Initiativen waren Beispiele, wie die Entwicklungsfelder um die künstliche Intelligenz die technologische Innovationskraft stärken kann und welche Geschäftsmodelle die Produktivität der Industrie – etwa durch intelligente Fertigung, autonome Fahrzeuge und KI-gestützte Produkte – zu steigern vermag. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass die Entwicklungen gerade in China direkte Auswirkungen auch auf kapitalistische Staaten haben, und selbstredend auch umgekehrt.4

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die Verflochtenheit der Weltwirtschaft und die Notwendigkeit ihrer Aufrechterhaltung auch von den Chefökonomen kapitalistischer Länder unlängst in der Befragung des WEF, World Economists Outlook, zum Ausdruck brachten.5
Trotz gewisser Vorbehalte eines Teils der WEF-Ökonomen gegenüber der Wirtschaftsleistung und des steigenden Einflusses der chinesischen Volkswirtschaft sowie des wachsenden Einflusses der Staaten des Globalen Südens auf die weltwirtschaftliche Entwicklung sind Veränderungen der weltwirtschaftlichen Konstellation nicht zu übersehen.
Global betrachtet sinkt das relative Gewicht der kapitalistischen Industriestaaten, während neue Mächte und die Länder des sogenannten Globalen Südens aufsteigen. Machte das BIP der G7-Staaten im Jahr 2000 noch 43 Prozent der Weltwirtschaft aus, sank es bis 2024 auf 30 Prozent. Der Anteil Chinas an der Weltwirtschaft, gemessen am kaufkraftbereinigten BIP, lag im Jahr 2000 noch bei etwa 7%, in 2024 hat sich dieser Anteil auf 18,6 Prozent erhöht.

Anteil Chinas am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) 1980 bis 2024 und Prognosen bis 2030

Quelle: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167632/umfrage/anteil-chinas-am-globalen-bruttoinlandsprodukt-bip

Der Anteil am weltweiten BIP wird bis 2029 auf 19,6 % ansteigen.6

Auch im internationalen Warenhandel hat China eine herausragende Entwicklung genommen. Im Jahr 2000 lag Chinas Anteil am globalen Warenhandel bei 6,8 Prozent. Bis 2016 stieg dieser Anteil auf 15,1 Prozent, womit China die USA als führende Handelsnation ablöste.7

„Vor dem Hintergrund der unsicheren Lage im Welthandel sind Chinas Exporte im März überraschend stark gestiegen. Wie die chinesische Zollbehörde mitteilte, legten die Ausfuhren im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,4 Prozent zu.“ – Aus „Logistik heute.de“8

Die wirtschaftlichen Entwicklungen in China wirken sich inzwischen direkt auf globale Märkte und Konjunkturen aus. So ist auch die Bereitschaft von China einzuordnen, multilaterale Kooperation und Dialog über internationale Beziehungen von Staaten als eine Errungenschaft zu betrachten, den Austausch zu fördern, um gegenüber rechtsgerichteten Frontstellungen und protektionistischen Verstößen gegen international gültige Vereinbarungen politisch und pragmatisch die Zusammenarbeit auf Augenhöhe der Beteiligten zu bewahren.

Quellen

  1. http://en.ccg.org.cn ↩︎
  2. https://www.cusef.org.hk/en ↩︎
  3. https://qna.org.qa/de-DE/news/news-details?id=das-doha-forum-eine-hochrangige-diskussionsrunde-zum-thema-globale-governance-im-rahmen-der-11-ausgabe-des-china-und-globalisierung-forums-in-beijing ↩︎
  4. https://www.isw-muenchen.de/online-publikationen/texte-artikel/5364-ausblick-der-chef-oekonomen-des-globalen-kapitalismus-verheisst-instabilitaet ↩︎
  5. https://kinews24.de/en/chinas-strategie-zur-globalen-ki-governance-ein-drahtseilakt-zwischen-macht-und-kooperation ↩︎
  6. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/167632/umfrage/anteil-chinas-am-globalen-bruttoinlandsprodukt-bip ↩︎
  7. https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Fokus-Volkswirtschaft/Fokus-2022/Fokus-Nr.-364-Januar-2022-China.pdf ↩︎
  8. https://logistik-heute.de/news/welthandel-chinas-exporte-legen-ueberraschend-stark-zu-208428.html ↩︎

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