Gesundheitswesen auf dem Rücken von Migrant*innen

Set up by the regional administration in December last year and with funding from US Aid through the International Organization for Migration (IOM), a new center in Mogadishu has begun to issue biometric identification cards to Somali citizens. AU UN IST PHOTO / Tobin Jones. Original public domain image from Flickr

Im Jahresgutachten 2022 hat der Sachverständigenrat für Integration und Migration (SVR) den Beitrag von Migrant*innen zum deutschen Gesundheitssystem untersucht. Das Gutachten zeigt: Migrant*innen leisten sehr viel im Gesundheitssystem. Sie werden als Chance angesehen, die Lasten des Gesundheitswesens zu tragen. Vor allem in Pflegeberufen aber, in denen zahlreiche Migrant*innen tätig sind, sind sie überlastet und werden ausgebeutet.

Als Patientinnen und Patienten begegnen ihnen häufiger Hürden als Menschen ohne Migrationsgeschichte. Das SVR-Jahresgutachten verdeutlicht, dass es großen Nachholbedarf gibt, um Chancengleichheit bei der Gesundheitsversorgung zu gewährleisten: Sprachbarrieren und eine fehlende kulturelle Sensibilität der Gesundheitsdienste haben zur Folge, dass zahlreiche Menschen nicht chancengleich gesundheitliche Dienstleistungen in Anspruch nehmen können.

Das Gesundheitswesen muss diversitätssensibler werden!

Auch in der Coronapandemie wurden die nachteiligen Folgen von struktureller Diskriminierung in der Gesundheitsversorgung deutlich. Überdurchschnittlich viele nicht-deutsche Staatsangehörige sind an den Folgen einer Coronaerkrankung verstorben. Schutzmaßnahmen konnten nicht eingehalten werden, weil beengte Wohn- und prekäre Arbeitsverhältnisse es nicht erlaubten. Die Bundesregierung muss der Frage eines gerechten Zugangs zur gesundheitlichen Versorgung daher endlich eine viel größere Aufmerksamkeit widmen.

Ausbeutung in deutschen Haushalten verhindern!

In immer mehr Haushalten werden pflegebedürftige Personen von Migrant*innen aus Osteuropa unterstützt – häufig in der rechtlichen Grauzone, ohne allgemein geltende Arbeitnehmerrechte, mit überlangen Arbeitszeiten und gering bezahlt. Diese Ausbeutung ist eine Schande für das Industrieland Deutschland. Die Betreuungs- und Pflegekräfte müssen vor solchen Beschäftigungsverhältnissen besser geschützt werden.

Migrant*innen als Chance für das alternde Deutschland und den Personalmangel in der Gesundheitsversorgung – was wie eine positive Näherung an Migration klingt, ist nicht ganz unproblematisch. Migrant*innen werden so als Objekte einer reinen Verwertungslogik betrachtet.

Ausländischer Berufsqualifikationen schneller anerkennen!

Dabei gibt es nicht einmal eine echte Willkommenskultur für ausländische Fachkräfte. Die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen ist bürokratisch und intransparent. Viele Migrant*innen arbeiten unterhalb ihres Qualifikationslevels oder werden schlechter entlohnt. Zu den prekären Arbeitsverhältnissen kommen für Menschen aus EU-Drittstaaten unsichere Aufenthaltsverhältnisse.

Wir brauchen faire Arbeitsbedingungen, bessere Teilhabechancen, auch am Arbeitsmarkt, und einen gerechten Zugang zu Gesundheitsleistungen!

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