(N)Olympia – „Feuer und Flamme“, oder doch „Teuer und Panne?“

An diesem Sonntag werden die Hamburger_innen in einem Referendum über die Olympiabewerbung der Stadt entscheiden. Die Frage, ob sich die Stadt, wie von SPD, CDU und Grünen vorgeschlagen, für die olympischen Sommerspiele 2024 bewerben soll, spaltet die Stadt. Aktuellen Umfragen zufolge sprach sich bis vor kurzem eine knappe Mehrheit von 56% der Hamburger_innen für eine Olympiabewerbung aus.(1) Ob diese knappe Mehrheit auch am Tag des Referendums hält, wird sich in wenigen Tagen zeigen.
Denn zuletzt ist die Zustimmung für das Projekt stark gesunken – obwohl die Stadt und interessierte Sponsoren (steuerfinanzierte) Millionen in eine gigantische Werbekampagne für Olympia investiert haben. Angesichts der Tatsache, dass alle politischen Parteien außer der LINKEN sich für eine Olympiabewerbung aussprechen, ist das knappe Zwischenergebnis durchaus erstaunlich. Denn folgt man den Darstellungen von SPD, Grünen und CDU, so wird die Ausrichtung der Olympiade Hamburg nicht nur zu Weltruhm verhelfen, sondern auch bisher vernachlässigte Stadtviertel in blühende Landschaften verwandeln und die Stadt als Wirtschaftsstandort stärken. Was also stört die Olympiakritiker_innen eigentlich?

Bei vielen Hamburger_innen sorgt schon die Tatsache, dass die Stadt Hamburg in offiziellen Schreiben ihrer Behörden, auf allen Bussen und Bahnen, einer großen Zahl städtischer Werbeflächen sowie in Radio- und TV-Spots versucht, das Ergebnis einer demokratischen Volksentscheidung zu beeinflussen, für Unmut. Darüber hinaus gibt es allerdings weitere Kritikpunkte, die in den Hochglanzbroschüren von Stadt und Sponsoren gerne ausgeblendet werden:

1. Olympia ist teuer – sehr teuer sogar. 73% der Hamburger_innen denken, die Olympiabewerbung wird zu teuer für ihre Stadt. 72% argumentieren darüber hinaus, dass das Geld in anderen Vorhaben besser angelegt wäre. Wie die folgende Grafik zeigt, ist diese Sorge ist nicht ganz unberechtigt, denn olympische Sommerspiele kosten im Durchschnitt 252% mehr als in den ursprünglichen Kostenrahmen veranschlagt. Und bereits das ist nicht wenig. Der Senat rechnet für Olympia mit Kosten in Höhe von 11,22 Milliarden Euro. Geld, das hier investiert wird fehlt für Kindergärten, den Bau von Sportplätzen für Vereine, sozialen Wohnungsbau oder die Bereitstellung adäquater Unterkünfte für Geflüchtete, die zum Teil weiterhin in Zelten untergebracht sind.

Grafik: David Stoop; Daten aus: Flyvbjerg/Stewart (2012): Olympic Proportions: Cost and Cost Overrun at the Olympics 1960-2012
Grafik: David Stoop; Daten aus: Flyvbjerg/Stewart (2012): Olympic Proportions: Cost and Cost
Overrun at the Olympics 1960-2012

2. Olympia ist unsozial – denn profitieren werden ganz überwiegend die beteiligten Sponsoren, (Immobilien-)Investoren, Hotels und großen Zulieferer. Die einfachen Hamburger Bürger und Bürgerinnen hingegen, die sich oft nicht einmal eines der sündhaft teuren Tickets leisten können, werden kaum profitieren. Im Gegenteil: über ihre Steuern werden sie die Zeche bezahlen, wenn die Olympia-Party vorbei ist. In London kam es in der Folge von Olympia zu Mietsteigerungen von 30%. Ähnliches steht auch in Hamburg zu befürchten. Olympia ist also ein gigantisches neoliberales Gentrifizierungsprojekt.

3. Olympia bedeutet Überwachung und Repression – denn anlässlich der Spiele sollen der Sicherheitsapparat und Überwachung ausgebaut sowie verschärfte Sicherheitsgesetze verabschiedet werden. Eine nachherige Rücknahme der geplanten Regelungen zur Terrorbekämpfung ist (dies hat die WM 2006 gezeigt) unwahrscheinlich.

Für die Hamburgerinnen und Hamburger steht deshalb zu hoffen, dass sich am Sonntag genügend Menschen gegen Olympia und für ein soziales Hamburg entscheiden werden.

 

(1) https://www.hamburg.de/nachrichten-hamburg/4640202/umfrage-zustimmung-zu-olympia-in-hamburg-geschrumpft/

 

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2 Antworten

  1. Ich bin sehr enttäuscht, da ich hier bisher nur faktenfreie Artikel gewohnt war! Und nun diese vielen Fakten und sogar eine Graphik – wo soll das denn, bitte, hinführen? Ist den Machern dieser Website denn nicht bewußt, daß richtige Argumentation die ideologische Ausrichtung der „freiheitsliebe“ gefährdet und möglicherweise Einsichten erzeugt, die das streng sozialistische Weltbild der Autoren zu beschädigen imstande sind? Wenn das Schule macht und die anderen Autoren sich auch gezwungen sehen zu argumentieren, sind sie bestimmt ganz schnell ganz dolle erschöpft und müssen dann die eine oder andere Demo sausen lassen. Überlasst also bitte anspruchsvollere Artikel weiterhin dem „Spektrum der Wissenschaft“ oder der „Wochenschrift der Astrophysiker“ ansonsten wird Kofi Lumumba ganz schnell einen Schulstreik gegen euch organisieren, da er eure Artikel dann nicht mehr verstehen kann und das dann ziemlich rassistisch wäre.
    Aber im Ernst: Alle diese internationalen Sportereignisse hatten immer nur einen Profiteur, das waren die jeweiligen Verbände, die die Rechte an diesen Ereignissen an den Höchstbietenden verschachert haben und sich die Vorteile vorbehalten haben. Investitionskosten beim Austragenden, Werbeeinnahmen beim Weltverband so heißt die Regel. Wer sich die Stadien der vergangenen Olympischen Spiele oder der Fußballweltmeisterschaften heute ansieht, der sieht in aller Regel Investitionsruinen, deren späterer Abriß noch einmal ins Budget geht. Was bleibt, ist lediglich das Renommee, welches aber nicht satt, sondern in diesen Fällen, nur Arm macht.
    Um einmal bei Hamburg zu bleiben, erfolgte die Entscheidung für die Elbphilharmonie bei bereits ca. 20 Milliarden Staatsschulden, gleichzeitig wurde Hartz-IV Empfängern ihre Leistungen streitig gemacht und nun sind aber für die illegalen Einwanderer und für Olympia wieder jede Menge Gelder vorhanden. Gleichzeitig nähern wir uns bei der Schuldenmarke mit Riesenschritten der 25 Milliarden Euro Marke, nur für Hamburg. Wenn das nicht die Definition von Wahnsinn ist!
    ich wage mal die Prognose, daß Olympia in Hamburg so oder so nicht mehr stattfinden wird, da Hamburg bis dahin schon pleite sein und sich in bürgerkriegsähnlichen Umständen befinden wird. Wer nämlich glaubt, daß sich die derzeitige Entwicklung die nächsten zehn, oder auch nur fünf, Jahre wird fortschreiben lassen, der irrt gewaltig.

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