Am 12. August 2017 wurde im US-amerikanischen Charlottesville ein rechtsmotivierter Terroranschlag verübt. Ein Mann fuhr mit einem Auto in eine Menschenmenge von protestierenden Antifaschist*innen. Ein Mensch starb, 28 weitere wurden verletzt.
Ich erinnere mich noch an die Berichte in sämtlichen Newsblättern, die konkrete Benennung von Terror und Rechtsextremismus. Die Anteilnahme der wichtigen Politik- und Medienjockels war hoch. Bei Wikipedia wird der Anschlag als „Rammangriff mit Fahrzeug“ definiert.
Am 17. Oktober 2020 wurde in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg ein rechtsmotivierter Terroranschlag verübt. Ein Mann fuhr mit einem Auto in eine Menschenmenge aus protestierenden Antifaschist*innen. Ein Mensch wurde schwer verletzt und musste ins Krankenhaus.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass da zum Glück keine Person gestorben ist und dieser Vergleich unangenehm aufstoßen mag. Aber warum noch ein Mensch sterben soll, bis hier mal was passiert, ist mir nicht klar. Wobei, das ist nicht ganz richtig. Es ist ja doch was passiert. Der Staat schritt ja ein. In Gestalt eines Polizisten schritt er ein und zwar auf Seiten der angreifenden Faschisten. Und er gab einen Warnschuss ab. Einen Warnschuss, der den zur Unterstützung der Angegriffenen Hinzukommenden signalisieren sollte: Ich bin der Staat und wenn Faschisten euch angreifen und ihr euch wehrt, dann schieße ich.
Bisher kam zu alledem noch nicht so richtig viel von den großen Medienhäusern. Es wurden Polizeiberichte abgeschrieben (als wäre das eine richtige Arbeit), das Wort „Terror“ las ich in dem Kontext bisher nicht.
(Oh, warte, ich muss noch ein Gedankenspiel einstreuen: Was wäre wohl jetzt los, hätte der Fahrer „Allahu Akbar“ gerufen?)
Die Polizei Bad Segeberg widmet sich indes in ihrem Presseportal der Protokollierung des Geschehens und es ist bitter bis fatal, dass dieser Rammangriff mit einem Fahrzeug laut des Berichtes ein „Verkehrsunfall“ gewesen sein soll. Die Kieler Staatsanwaltschaft will wegen der Straftat „gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr“ ermitteln, das Wort „Unfall“ kommt dann noch zweimal vor und dann irgendwas davon, dass der Täter nach einer kurzen Befragung nachhause gehen durfte.
Ich würde an diesem Punkt gerne meinen Rechner an die Wand schmeißen.
Die Kampagne „Aufstehen gegen Rassismus“ hat eine ausführliche Gegendarstellung zur Pressemitteilung der Polizei verfasst. Ein Augenzeuge berichtet von einer absichtlichen Beschleunigung des Fahrzeuges, „Mordversuch“ klingt schon ganz anders als „Eingriff in den Straßenverkehr“.
Ob ihr endlich anfangen könnt, rechten Terror als solchen zu benennen und zugeben könnt, dass Deutschland ein Naziproblem hat, das dringend bekämpft werden muss, habe ich euch gefragt.
(Bitte nicht antworten)
Dieser Beitrag von Jane erschien zuerst hier auf dem Lower Class Mag. Wir bedanken uns vielmals für das Recht zur Übernahme.
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