„Einigkeit und Recht und Krieg“ heißt ein Song des Rappers Tamas. In ihm dreht sich alle um Staat, Kontrolle, Unterdrückung und Polizeigewalt. Dabei stellt Tamas nüchtern fest, „Alle meine Menschen gehen auf die Straße bei Nacht, haben alle eins, zwei Tage in Einzelzellen verbracht. Die Köpfe nicht im Sand, wir stellen uns dem Staat. Zeigen ihm was wir von ihm halten und das er uns mal kann.“ Da möchte man meinen, dass dieser Rapper mehr verstanden hat, als die etliche Linke.
Was ist der Staat – ein Streit unter Linken, der bis heute nicht gelöst ist und auch in absehbarer Zeit nicht gelöst werden wird. Für die einen ist er neutrales Terrain, ein Instrument das für Klasseninteressen bzw. die Interessen „herrschenden Partei“ eingesetzt werden kann. Für andere wiederum widerspiegelt der Staat die kapitalistische-bürgerliche Herrschaft und kann von einer anderen Klasse nicht ohne weiteres übernommen werden. „Der gesamte gegenwärtige Staat mit all seinen Apparaten – die Sozialversicherung, das Gesundheitswesen, die Bildung, die Verwaltung usw. – widerspiegelt in seinen Strukturen die Macht der Bourgeoisie. Ich glaube nicht, dass die Massen Stellungen autonomer Macht – nicht einmal untergeordnete Stellungen – innerhalb des kapitalistischen Staates halten können“, schrieb der griechisch-französische Politologe Nicos Poulantzas.
https://www.youtube.com/watch?v=gYB0JUh6sCQ
Man könnte sagen, Marx ist Schuld, dass sich die Linke über den Charakter des Staates streitet. Denn er hat seinen Band des Kapitals zum Staat nie fertiggestellt. Nur Fragmente zur marxschen Staatstheorie sind vorhanden. Doch weisen sie meiner Meinung nach alle in eine Richtung: Der Staat ist nicht neutral. Der Staat kann nicht von der unterdrückten Klasse einfach so übernommen werden. Der Staat gehört denen die herrschen: „Aber die Arbeiterklasse kann nicht die fertige Staatsmaschinerie einfach in Besitz nehmen und diese für ihre eignen Zwecke in Bewegung setzen“, Karl Marx. Tamas nimmt dieses Staatsverständnis unabsichtlich oder mit eigener Agenda in seinem Song auf.
Der Staat geht unter an dreisten Lügen, manipuliert nach seinem Vergnügen.
Aber von uns wird sich keiner fügen, selbst wenn ihr uns mit Knüppeln verprügelt.
Die Meute ist grimmig und wir geben bestimmt nicht euch unsere Stimmen.
Bei Wahlen wird immer der Falsche gewinnen und hoffentlich danach in Scheiße ertrinken.
Wer hier Rechte Symbolik vermutet liegt falsch. Tamas singt gegen die kapitalistischen Zustände und die dahinterstehende Kapitalistinnen an. „Der Staat ist kein Fahrrad, auf das man sich einfach setzen und in beliebiger Richtung losradeln kann“, schrieb die ehemalige linke Grüne Verena Krieger. Für ihn ist die Aktion der Masse gegen die Herrschenden das Sinnbild für die Veränderung der Verhältnisse im Staat. Dass Lied ist die musikalische Form des revolutionären gegen das herrschende, um „Alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist.“ So wenig wie wir angepasste Politik brauchen, brauchen wir angepasste Musik, dass vermittelt der Song, zumindest mir.