Insumisas: Die Geschichte des Widerstands der Frauen in der Westsahara

Von den Dächern der Westsahara bis zu den Korridoren der Genfer Institutionen wird der saharauische Widerstand unermüdlich von Frauen geführt, die in ihre Melhfa gehüllt sind.

Die saharauischen Frauen stehen seit jeher an der Spitze des unnachgiebigen Kampfes ihres Volkes für Selbstbestimmung und Unabhängigkeit und widersetzen sich seit 1975 dem marokkanischen Kolonialismus. Nach der illegalen Abtretung der Westsahara durch Spanien an Marokko und Mauretanien überwanden die saharauischen Frauen gesellschaftliche und rassische Schranken, organisierten ihr Leben, koordinierten den Widerstand in den besetzten Gebieten und unterstützten ihn im Exil.

Der Kurzdokumentarfilm Insumisas, bei dem die Brasilianerin Laura Daudén und der Kolumbianer Miguel Angel Herrera gemeinsam Regie führten und der vom Hegoa-Institut (UPV/EHU) und Forward Films produziert wurde, ist eine fesselnde 26-minütige Hommage an die Stärke, den Mut und die Widerstandsfähigkeit der Sahrauis, die jeden Tag für ihre Rechte und die Befreiung ihres Heimatlandes kämpfen.

Sahaurischer Widerstand

Mit einer meisterhaften Mischung aus persönlichen Interviews und eindrucksvollen Animationen enthüllt Insumisas die erschütternden Erfahrungen der Frauen, die die brutale Besetzung Marokkos ertragen mussten. Diese Frauen erzählen von den schrecklichen Misshandlungen, die sie erlitten haben, und geben den Statistiken und Berichten, die von den internationalen Medien oft übersehen werden, ein menschliches Gesicht. Der Dokumentarfilm verwebt diese persönlichen Erzählungen mit Erkenntnissen aus dem Bericht Bring Everything to Light: Human Rights Violations Against Women in Occupied Western Sahara (1975-2021).

Dieser Bericht, das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Hegoa und engagierten saharauischen Aktivisten, zeigt die harte Realität auf, der die Saharauis – und insbesondere die Frauen – seit 1975 ausgesetzt sind. Die Ergebnisse des Berichts sind erschütternd. Auf der Grundlage von Interviews mit 81 Frauen aller Altersgruppen dokumentiert er schwere Menschenrechtsverletzungen, darunter Verstöße gegen das Recht auf Leben, Folter, grausame und erniedrigende Behandlung, sexuelle Gewalt und Zwangsvertreibung. Besonderes Augenmerk wird auf die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte gelegt. Die Zahlen sind alarmierend: Über 90 % der befragten saharauischen Frauen berichten von Folter und erniedrigender Behandlung, während 68 % – trotz der weltweiten Stigmatisierung sexueller Gewalt – zugeben, sexuelle Übergriffe erlebt zu haben. Doch auch wenn die Stimmen dieser Frauen endlich gehört werden, bleibt die tragische Wahrheit bestehen: 100 % dieser Verbrechen bleiben ungesühnt.

Die Geschichte der Sahara

In dem Film kommen bemerkenswerte Persönlichkeiten wie El Ghalia Djimi, Mina Baali und Soultana Khaya zu Wort, die aus erster Hand von ihrem unerbittlichen Kampf berichten. Sie fordern Sichtbarkeit und Anerkennung für die Opfer von Besatzung und Folter, einschließlich ihrer eigenen Erfahrungen. In ihren Erzählungen analysieren sie die komplexe sozio-politische Landschaft der Vergangenheit und Gegenwart und reflektieren ihre Rolle als Frauen in diesem Kontext. Sie bezeichnen sich als Verfechterinnen der universellen Menschenrechte und fordern die internationale Gemeinschaft auf, auf die Ungerechtigkeiten, unter denen ihr Volk leidet, zu reagieren.

Der Film verfolgt auch die Bemühungen der Diplomatinnen Jadiyetu El Mohtar und Omeima Mahmud, die in Euskadi und Genf arbeiten und diesen Bericht nutzen, um die europäischen Staaten aufzufordern, ihre eigenen Werte des Völkerrechts und der Menschenrechte zu wahren. Diese Frauen stehen an der Spitze einer Bewegung für Gerechtigkeit und Freiheit für das saharauische Volk.
Ein weiteres zentrales Thema des Films ist die Wiederaufnahme des Krieges im Jahr 2020 und die enttäuschende Wende Spaniens in Bezug auf die Westsahara. Im Jahr 2022 beugte sich Spaniens sozialistische Regierung dem Druck und der Erpressung Marokkos, das die Migrantenströme nach Spanien als Druckmittel einsetzt. Im Mai 2021 ließ Marokko beispielsweise innerhalb von zwei Tagen 12.000 Migranten nach Ceuta einreisen. Spanien gab seine vermeintliche Neutralität auf und akzeptierte Marokkos Vorschlag für eine Autonomie der Sahara als „die ernsthafteste, realistischste und glaubwürdigste Grundlage für eine Lösung“. Seitdem hat die spanische Regierung – obwohl sie sich zu den Menschenrechten bekennt – weiterhin Marokkos Richtlinien befolgt, indem sie Saharauis und Aktivisten die Einreise nach Marokko verweigert und abschiebt. Dieser Verrat am saharauischen Volk ist auch ein Rückzug von den Menschenrechtsgrundsätzen, die Spanien zu verteidigen vorgibt.

EU, Marokko und Sahara

Doch der Kampf der saharauischen Frauen bleibt stark und unerbittlich. Nach jahrzehntelangen Bemühungen und zahlreichen Siegen hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Oktober 2024 die Handelsabkommen zwischen der EU und Marokko über Fischerei- und Agrarerzeugnisse aus dem Jahr 2019 für nichtig erklärt. Der EuGH entschied, dass die Bevölkerung der Westsahara diesen Abkommen, die gegen die Grundsätze der Selbstbestimmung und der begrenzten Wirkung von Verträgen verstoßen, nicht zugestimmt hat. Dies ist ein bedeutender Sieg für das saharauische Volk und ein Beweis dafür, dass internationaler Druck etwas bewirken kann.

Insumisas spiegelt den unnachgiebigen Kampf der saharauischen Frauen wider, die diesen historischen Sieg errungen haben. Trotz anhaltender Demütigung, Folter und sexueller Gewalt setzen sie ihren täglichen Kampf für eine freie und unabhängige Sahara fort. Ihre Stimmen sind nicht nur Zeugnisse des Leidens, sondern auch Symbole des Widerstands und des unermüdlichen Strebens nach Gerechtigkeit und Freiheit. Der Film appelliert an alle, denen Menschenrechte und Gerechtigkeit wichtig sind, die Stimmen dieser Frauen zu hören und sie in ihrem Kampf zu unterstützen.

Alles in allem ist Insumisas ein kraftvolles, bewegendes und wichtiges Werk, das die Aufmerksamkeit auf den anhaltenden Kampf des saharauischen Volkes lenkt. Es regt uns dazu an, über den kolonialen Hintergrund und die systemischen Ungerechtigkeiten nachzudenken, mit denen viele Nationen heute konfrontiert sind, und inspiriert uns zu solidarischem Handeln.

Der Beitrag von Roser Gari Perez erschien zuerst bei The Left Berlin und wurde von der EtosMedia-Redaktion ins Deutsche übersetzt.

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