Linksextremisten im Vatikan oder die Frage was wir als extrem definieren

Quelle - Fotograf: Frank Weber (CC BY 2.0)

Am gestrigen Montag erschien eine Studie, die den konservativen Politikern und Medien mal wieder Munition lieferte für ihren Kampf gegen den angeblichen „Linksextremismus“. Dabei gab die Studie, die im Auftrag Forschungsverbundes SED-Staat der Freien Universität Berlin, nichts wieder, was angesichts der zunehmenden Kriege und Verarmung weltweit, überraschen sollte.

Mehr als 60 der Bürger in Deutschland sind der Meinung, dass wir keine richtige Demokratie haben, weil wir nicht über wirtschaftliche Aspekte mitentscheiden können, damit haben sie vollkommen Recht, denn wirkliche Demokratie kann es nicht geben, solange die wirtschaftliche Macht in den Händen weniger liegt.

Jeder Dritte ist nach der Umfrage davon überzeugt, dass der Kapitalismus zwangsläufig zu Armut und Hunger führe. Bei fast einer Milliarde Menschen die an Hunger leiden, weil Konzerne ihnen zu niedrige Löhnen bezahlen/ ihre Agrarflächen aufgekauft haben oder sie keine Arbeit finden, scheint der Zusammenhang zum Wirtschaftssystem auf der Hand zu liegen . Drei von zehn Befragten gaben an, sie könnten sich eine wirkliche Demokratie nur ohne Kapitalismus vorstellen. 37 Prozent aller West- und 59 Prozent aller Ostdeutschen halten kommunistische und sozialistische Gesellschaftsformen für eine gute Idee, die bisher nur schlecht ausgeführt worden seien. Ein Fünftel fordert eine Revolution, da Reformen die Lebensbedingungen nicht verbesserten, eine Zahl, die die Auftraggeber der Studie wohl am meisten verstören dürfte. Wer mehr als der Hälfte der oben genannten Punkte zustimmt, ist nach Ansicht der Forscher ein „Linksextremist“. Das unter die Linksextremisten nicht nur 17% der Bundesbürger fallen, sondern auch der oberste Geistliche der Katholiken, der Papst, dürften die Macher der Studie wohl nicht im Blick gehabt haben. Dieser fordert, wie auch ein Großteil der Bundesbürger ein Leben ohne Armut, ohne Hunger und spricht sogar von einem revolutionären Programm. Viel entscheidender als die Frage ob der Papst linksextrem ist, ist allerdings die Frage: „Seit wann die Befürwortung der Idee von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Solidarität oder Nächstenliebe linksextremistisch ist?“ und wenn diese Werte darunter fallen, warum es etwas schlechtes sein soll, wenn man linksextrem ist?
Lieber Forschungsverbund SED-Staat, wir wüssten gerne von euch, wie es sein kann, dass der Kampf gegen Hunger, Krieg und Militarismus als extrem gilt, während Spekulationen mit Nahrungen, die Produktion von Waffen und die Ausbeutung der Menschen als nicht extrem gelten?

Die Mehrheit der Menschen in diesem Land hat vollkommen Recht, wenn sie eine Gesellschaft ohne Ausbeutung, Entrechtung der Mehrheit und Hunger fordern, wenn das als linksextrem gilt, dann kann man nur hoffen, dass die Zahl der Linksextremisten zunimmt und wir irgendwann eine Gesellschaft- und Wirtschaftsordnung erhalten, in der Hunger und Armut der Vergangenheit angehören.

Quelle – Fotograf: Frank Weber (CC BY 2.0)

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2 Antworten

  1. die bürger wollen einfach nicht verstehen, was die „demokratisierung der wirtschaft“ für konsequenzen hat. wenn sie jemandem die wirtschaftliche macht abnehmen wollen, müssen sie ihm die eigentumsrechte nehmen. diese müssen dann entweder
    1. an die menschen wieder anders (gleich) verteilt zurückgegeben werden. da die menschen jedoch verschieden sind, wird die alte verteilung (die pyramide) bald wieder erreicht. wenn sie das verhindern wollen, müssen sie dafür sorgen dass die menschen ihr eigentum nicht benutzen dürfen. wenn aber keine tatsächliche verfügung über das eigentum besteht, dann existiert dieses nur dem namen nach und es bedeutet, dass faktsch alles dem staat gehört.
    2. oder es muss alles verstaatlicht werden. wenn wir betrachten, dass 1) das schon impliziert, dann bleibt das als die einzige lösung. jetzt ist es aber so, dass ein auf dem gemeineigentum beruhendes system NICHT FUNKTIONIEREN KANN. das wurde von mises schon vor ca. 100 jahren bewiesen. ohne privateigentum können sich keine preise bilden, der staat wird nicht wissen was produziert werden soll und wie die produktion effizient gestaltet werden kann.
    das verlangen nach verstaatlichung aller produktionsmittel, was durch die „demokratisierung der wirtschaft“ (sozialistischer propagandabegriff, sollte vermiedern werden um verwirrung auszuschließen) impliziert wird, ist allen kriterien nach eine extremistische position. die geschichte hat gezeigt, dass enteignungen immer wie raub ablaufen, weil sie auch raub sind.
    leider kennen sich die meisten nicht mit der nationalökonomie aus, und so entsteht dann die zustimmung zum antikapitalismus. wenn man den bürgern vor augen führen sollte, wofür sie tatsächlich ihre stimme abgegeben haben (was ich hier gerade versuche), würden sie von sozialistischen ideen abstand nehmen. als kind von migranten aus einem ex-sozialistischen staat bin ich in der richtung viel weiter sensibilisiert…

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