Die Arbeiterklasse heute

Im Zuge der Debatte um das Grundsatzprogramm der Linken gab es zahlreiche Wortbeiträge, die sich gegen den starken »Erwerbsarbeitszentrierung« richteten . Damit sollte einerseits in Frage gestellt werden, dass die Erwerbsarbeit maßgeblich für die Stellung ist, die eine große Mehrheit der Gesellschaft im Kapitalismus einnimmt. Es soll aber auch die Bedeutung der von Erwerbsarbeit abhängigen Klasse als gesellschaftliches Subjekt zur Veränderung und Überwindung des Kapitalismus geschmälert werden. Stattdessen setzt beispielsweise Katja Kipping auf eine Mosaik-Linke oder auch eine Multitude. Das klassische Proletariat spielt somit höchstens noch eine Neben- oder untergeordnete Rolle im Kampf für eine bessere Gesellschaft.

Der Mythos vom Ende der Arbeitsgesellschaft

Solche Debatten sind keinesfalls neu. Spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird nicht nur in Deutschland davon gesprochen, dass es keine Klassen und somit auch keine Arbeiterklasse mehr gäbe oder diese keine so gewichtige Rolle mehr spielen würden. Stattdessen wird von Schichten, von »Mittelstandsgesellschaften« und ähnlichem gesprochen. In den 1950er Jahren verabschiedete sich die SPD mit dem »Godesberger Programm« von der Arbeiterklasse, um eine »moderne Volkspartei« statt eine »Klassenpartei alten Zuschnitts« sein. Eine Abkehr von der Arbeiterklasse oder auch die Theorie des Endes der Arbeiterklasse erfreuen sich seit Jahrzehnten anhaltender Popularität. Ob es Helmut Schelsky mit dem Begriff der »nivellierten Mittelstandsgesellschaft« in den 1950er Jahren4 oder der französische Sozialist André Gorz mit der Broschüre »Abschied vom Proletariat« zu Beginn der 1980er Jahre war, immer wieder befand sich die Arbeiterklasse nach diesen Theorien in Auflösung oder war zu einer marginalen Größe zusammengeschrumpft. Diese Ideen setzten sich zunehmend auch in den traditionellen Organisationen der Arbeiterklasse selbst durch. So begannen die sogenannten »Modernisierer« in der SPD in den 1990er Jahren der Theorie von der »Zweidrittelgesellschaft« zu folgen, nach der es zwei Drittel der Bevölkerung relativ gut geht und ein Drittel abgehängt ist. Die Sozialdemokratie wollte sich vor allem auf das mittlere Drittel konzentrieren, das später zu Schröders »neuer Mitte« wurde. Von einer gemeinsamen Interessenslage des unteren Teils der Gesellschaft mit dem mittleren wurde nicht mehr ausgegangen.

Auch in den Gewerkschaften begannen »Modernisierer« ihre Konzentration fast ausnahmslos auf de kleiner werdenden Stammbelegschaften in den großen Industriebetrieben zu richten und ansonsten einen Gegensatz zwischen Industrieproletariat und Angestellten zu sehen. Wobei der Organisationsaufwand zunehmend auf letztere konzentriert werden sollte.

Vielfach hängen diese Theorien und Einschätzungen damit zusammen, dass weniger die Rolle des Individuums im Produktionsprozess und die daraus resultierende Position gegenüber dem Klassenantagonisten im Mittelpunkt der Betrachtung stand, sondern vielmehr ein idealisiertes Bild des Arbeiters als männlichem Beschäftigten mit Blaumann und schweren Werkzeugen oder der Arbeiterin in der Textilfabrik. So wird vielfach in Anlehnung an Marx’ Definition von Lohnarbeit im Kapital7 ein Arbeiter nur dann als solcher definiert, wenn er direkt für die Kapitalisten profitabel ist. Wer die Arbeiterklasse so definiert, wird insbesondere in den westlichen Industrieländern bei oberflächlicher Betrachtung einen Rückgang der Arbeiterklasse zu verzeichnen haben.

Für Marx sind das Verhältnis der Menschen zu den Produktionsmitteln und die Rolle des einzelnen bei der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit entscheidend. Entscheidend ist, ob ein Mensch Produktionsmittel besitzt oder nicht, ob die Person gezwungen ist, ihre Arbeitskraft (an den Kapitalisten) zu verkaufen. Marx hat somit einen relationalen Klassenbegriff. Das Proletariat definiert sich bei ihm im (Lohnarbeits-)Verhältnis zum Kapital. Der Arbeiter ist also nicht unbedingt mit Blaumann und Helm gekleidet. Vielmehr ist jeder, der darauf angewiesen ist, seine Arbeitskraft zu verkaufen, um sich und/oder seine Familie »durchzubringen«, ein Teil der Arbeiterklasse. In diesem Sinn sind auch Ingenieure, Beamte und andere Berufsgruppen, die sich selber eher als einen Teil des »Mittelstandes« begreifen, Teil der Arbeiterklasse.

Allerdings darf daraus nicht geschlossen werden, dass automatisch jeder, der abhängig beschäftigt ist, Teil der Arbeiterklasse ist. Marx rechnet beispielsweise Juristen und höhere Regierungsbeamte ebenso wie Chauffeure und Gärtner im Privathaushalt aus der Arbeiterklasse heraus. Dagegen ein Lehrer, eine Pflegekraft im Krankenhaus und auch Erzieherinnen sind heute notwendiger Teil der Produktivkraftentwicklung. Staatlich bedienstete und auch höhere Angestellte können erst dann nicht mehr zur Arbeiterklasse gezählt werden, wenn sie bestimmte Voraussetzungen erfüllen, wie einen Lohn, der höher ist als der von ihnen persönlich geschaffene Mehrwert und sie bestimmte Hierachiestufen und Entscheidungsbefugnisse erreicht haben. Hierauf wird im letzten Abschnitt noch näher eingegangen.

So definiert ist die Arbeiterklasse keineswegs ein kleiner werdendes Segment der Gesellschaft. Das Lohnarbeitsverhältnis ist vielmehr verbreiteter als jemals zuvor in der Geschichte Deutschlands (vgl.: Abb. 1). Gemessen an der Gesamtbevölkerung ist der Anteil der erwerbstätigen Arbeitnehmer, also der abhängig Beschäftigten ohne die Selbständigen, seit 1970 von 36,9 auf 45,2 Prozent gestiegen. Im Zeitraum 1991 bis 2012 hat auch die Zahl der erwerbstätigen Arbeitnehmer insgesamt zugenommen.

Arbeiterklasse, Angestellte und neue Mittelklassen

Die Zusammensetzung der Arbeiterklasse ist im ständigen Wandel, da die Entwicklung des Kapitalismus zum ständigen Auf- und Abstieg bestimmter Industrien führt. Diese ständige Dynamik führt dazu, dass nicht nur immer wieder auch die Existenz der Arbeiterklasse in Frage gestellt wird, sondern auch das Bewusstsein der Beschäftigten bisweilen weit hinter den realen Kräfteverhältnissen zurückfällt. Dies gilt natürlich insbesondere für die unteren Teile der Klasse.

Klaus Dörre hat die Situation im unteren Bereich so beschrieben, dass er von einer primären und einer sekundären Ausbeutung spricht. Durch Werkverträge und Leiharbeit wird ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der neben der »primären Ausbeutung«, also der direkten Aneignung des Mehrwerts durch den Kapitalisten, auch einen »sekundäre Ausbeutung« ermöglicht. Mit »sekundärer Ausbeutung« ist gemeint, dass durch politisch vermittelten Zwang der Arbeitslohn unter einen bestimmten Wert gedrückt wird. Sie fühlen sich also nicht nur in einer besonders schwachen Position – sie sind es objektiv auch. Die schwache Organisation und die weitgehende Resignation in diesem Bereich verstärkt diese Position allerdings noch. Es gibt aber Beispiele, wie die streikenden Gebäudereinigerinnen in 2009 und aktuell der Streik im Wach- und Sicherheitsbereich an den Flughäfen, die dafür sprechen, dass auch die Situation der Beschäftigten in den untersten Lohngruppen und mit der geringsten gesellschaftlichen Anerkennung durch kollektive Aktionen schnell verbessert werden kann.

Etwas anders sieht das bei denen aus, die zwar als »abhängig Beschäftigte« klassifiziert werden, die aber sowohl von ihrer Stellung in Produktion und Verwaltung wie auch von ihrem Einkommen nicht zur Arbeiterklasse gehören, sondern zu einer neuen Mittelklasse.

In den achtziger Jahren haben solche Theorien an Gewicht gewonnen, die in Anlehnung an den deutschen Soziologen Max Weber Klassenzugehörigkeit aus den durch Marktchancen vermittelten »Lebensstilen« ableiten, nicht aber aus der unterschiedlichen Stellung zu den Produktionsmitteln. Diese Tendenz zum »Subjektivismus«, d. h. die Ausblendung objektiver ökonomischer Strukturen zugunsten ideologischer Momente der Selbsteinschätzung und der persönlichen Qualifikation lässt weder die Unterscheidung von einer Klasse »an sich« und »für sich« zu, wie sie bei Marx zu finden ist, noch erlaubt sie, zwischen falschem und richtigem, d. h. der objektiven Lage angemessenem Bewusstsein zu unterscheiden. Nimmt man nicht die Stellung im Produktionsprozess als entscheidendes Kriterium, um die Stellung einer Berufsgruppe zu charakterisieren, dann kann es passieren, dass diejenigen Angestellten, die sich nur einbilden, »etwas Besseres zu sein«, es aber gar nicht sind, mit denen in einen Topfgeworfen werden, die gegenüber der Masse der Lohnarbeiter wirklich eine herausgehobene Stellung einnehmen. In den Debatten über die Angestelltenpolitik der Gewerkschaften führt diese Verwischung tatsächlicher Klassendifferenzen zu dem Versuch, standesbewussten höheren Angestellten Positionen in den Betriebsräten und in gewerkschaftlichen Strukturen auf einem silbernen Tablett anzubieten und die gewerkschaftliche Angestelltenpolitik an deren »individualistischen« Bedürfnissen auszurichten.

Die neue Mittelklasse sind die Schichten höhergestellter und gut bezahlter abhängig Beschäftigter, die die mittleren Positionen der bürokratischen Strukturen besetzen, die für den reifen Kapitalismus typisch geworden sind. Sie unterscheiden sich von den Spitzenbürokraten, die diese Strukturen anführen.

Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder und Direktoren von Großkonzernen zählen nicht zur neuen Mittelklasse. Diese »Top-Manager« sind praktisch nicht unterscheidbar von den Kapitalisten selbst, sind ebenso wie diese fest auf die Ausbeutung der Arbeitskräfte orientiert und daher, wie Marx es ausdrückte, »personifiziertes Kapital«.

Unterhalb der eigentlichen Führungsebene von Vorständen und Geschäftsführern beginnt die Ebene der neuen Mittelklasse , zu der die Masse der »leitenden Angestellten« und der AT-Angestellten (Außertariflich Eingestuften) zählen, darüber hinaus aber auch ein Teil der obersten Gehaltsgruppen der Angestelltentarife.

Die neue Mittelklasse unterscheidet sich auch von der Klasse der Lohnarbeiter, seien es Angestellte oder Arbeiter. Lohnarbeiter erhalten nicht mehr als den Wert ihrer Arbeitskraft als Bezahlung, während die Mitglieder der neuen Mittelklasse ein wesentlich höheres Einkommen erhalten, als es dem Wert ihrer Arbeitskraft entspräche oder sogar als den Wert, den ihre Arbeitskraft schaffen würde, wenn sie im produktiven Bereich der verarbeitenden Industrie eingesetzt würden. So können sie sogar an der Ausbeutung der Lohnarbeit teilhaben.

Das bedeutet nicht, dass die neue Mittelklasse sich automatisch mit dem Kapital identifiziert. Wie das alte Kleinbürgertum von Kleinbesitzern und selbstständigen Professionen befindet sich die neue Mittelklasse in einer widersprüchlichen Lage. Sie nimmt eine untergeordnete, abhängige Stellung im System ein. Besonders in Krisenzeiten besteht für die Mitglieder der neue Mittelklasse das Risiko, vom Kapital ins soziale Nichts gestürzt zu werden. (Das alte, »besitzende« Kleinbürgertum riskierte den Bankrott, die neue Mittelklasse den Abstieg durch Verlust gesellschaftlicher Anerkennung und Privilegien.)

Zugleich gewinnt sie beträchtliche Privilegien, indem sie der herrschenden Klasse beisteht, die Arbeiterklasse zu kontrollieren und auszubeuten. (Das Kleinbürgertum beutete teilweise seine eigenen Beschäftigten aus, die neue Mittelklasse, indem sie hohe Gehälter dadurch »verdient«, dass sie die Notwendigkeiten der Kapitalakkumulation gegenüber den Lohnarbeitern durchzusetzen hilft.)

Die Grenzen der neuen Mittelklasse können weder nach oben noch nach unten scharf gezogen werden. Nach oben geht sie in die Klasse der Kapitalisten über, nach unten in die der Lohnarbeiter. Insofern ist sie wie das alte Kleinbürgertum keine unabhängige Klasse, sondern eine, die sich hin- und hergedrückt sieht, je nachdem, woher der Druck kommt.

Trotzdem ist es wichtig, Grenzen zu ziehen. Es macht keinen Sinn, eine Krankenschwester mit einem Bruttomonatsgehalt von 2.374 Euro (nach sechs Jahren!) zur neuen Mittelklasse zu zählen, nur weil sie eine Berufsausbildung (»Profession«) besitzt und »Angestellte« ist. Das gleiche gilt für den Fachlehrer einer allgemeinbildenden Schule, der mit einem Monatsgehalt von 3.897 Euro (6. Dienstaltersstufe) im Jahr 2013 nur 1.350 Euro mehr als ein Industriemechaniker (2.547 Euro) verdient.

Eine sinnvolle Unterscheidung unternimmt das Statistische Bundesamt, welches aus Analysezwecken fünf »Leistungsgruppen« gebildet hat, um »eine grobe Abstufung der Arbeitnehmertätigkeiten nach dem Qualifikationsprofil des Arbeitsplatzes« darstellen zu können. In der Leistungsgruppe 1 finden sich »Arbeitnehmer in leitender Stellung«. Sie machen 10,5 Prozent der Arbeitnehmer aus und bekommen monatlich durchschnittlich ein Bruttoverdienst von 6.525 Euro. Diese wären nicht der neuen Mittelklasse zuzuordnen, sondern die Leistungsgruppe 2, die als »Herausgehobene Fachkräfte« beschrieben wird und folgendermaßen definiert wird:

Arbeitnehmer mit sehr schwierigen bis komplexen oder vielgestaltigen Tätigkeiten, für die i. d. R. nicht nur eine abgeschlossene Berufsausbildung, sondern darüber hinaus mehrjährige Berufserfahrung und spezielle Fachkenntnisse erforderlich sind. Die Tätigkeiten werden überwiegend selbstständig ausgeführt. Dazu gehören auch Arbeitnehmer, die in kleinen Verantwortungsbereichen gegenüber anderen Mitarbeiter(n) Dispositions- oder Führungsaufgaben wahrnehmen (z. B. Vorarbeiter, Meister). nur eine abgeschlossene Berufsausbildung, sondern darüber hinaus mehrjährige Berufserfahrung und spezielle Fachkenntnisse erforderlich sind. Die Tätigkeiten werden überwiegend selbstständig ausgeführt. Dazu gehören auch Arbeitnehmer, die in kleinen Verantwortungsbereichen gegenüber anderen Mitarbeiter(n) Dispositions- oder Führungsaufgaben wahrnehmen (z.B. Vorarbeiter, Meister).

Zu dieser Leistungsgruppe werden 22,8 Prozent der Beschäftigten gezählt. Ihr durchschnittliches Bruttomonatsverdienst beträgt 4.116 Euro. Die unteren drei Leistungsgruppen, die insgesamt 77 Prozent der Arbeitnehmer ausmachen, wären somit Teil der Arbeiterklasse. Sie werden als »Fachkräfte«, »Angelernte Arbeitnehmer« und »Ungelernte Arbeitnehmer« überschrieben.

Das bedeutet umgekehrt, dass die Arbeiterklasse sich zwar in den letzten zwanzig Jahren beträchtlich verändert hat, aber ihr Anteil an der gesamten Bevölkerung heute mit etwa drei Viertel aller Erwerbstätigen eher größer ist als damals.

Insofern wäre es fahrlässig, wenn Die Linke die Arbeiterklasse abschreiben oder ihre Bedeutung geringschätzen würde. Vielmehr sollte sie ins Zentrum der strategischen Überlegungen der Partei gestellt werden. Das bedeutet nicht, dass die Partei ausschließlich ökonomische Themen behandeln sollte, in denen es beispielsweise um die Verteilung des erarbeiteten Reichtums geht. Es bringt auch nichts, Themen wie Rassismus, Frauenunterdrückung oder auch das Prekariat zu negieren oder zumindest als unwichtig abzutun. Diese Themen sollten aber keinesfalls als isolierte Probleme behandelt werden, die nichts miteinander zu tun haben. Stattdessen sollten gerade diese Fragen auch aus einer Klassenperspektive untersucht und auch bekämpft werden. Rassismus ist immer auch ein Ergebnis der versuchten Spaltung der Arbeiterklasse, um besser nach dem Prinzip »Teile und Herrsche« eigene wirtschaftliche Interessen durchsetzen zu können. Auch die Prekarisierung hat nicht nur eine ökonomische Auswirkung. Es ergeben sich auch demokratische und sozialgesellschaftliche Auswirkungen. Dagegen gemeinsam mit möglichst der gesamten Arbeiterklasse vorzugehen, sollte das entscheidende Ziel der Linken sein.

Ein Gastbeitrag von Nils Böhlke, Verdi Sekretär in NRW.

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3 Antworten

  1. Danke , das ist eine gute Darstellung der Situation in der wir leben .
    Das nicht alle leitenden Mitarbeiter von Gewerkschaften , und der Partei die LINKE die dargelegten Tatsachen wie eine Bibel vor sich hertragen , zeigt wie korumpiert sie alle sind .
    Korrumpiert von den Honigtöpfen an denen sie naschen dürfen , korrumpiert von der eigenen Stellung innerhalb der Arbeiterklasse .
    bonnie

  2. Mit dem politisch-ökonomisch wie soziologisch bestimmten Begriff der „Arbeiterklasse“ kann man ausserhalb bestimmter Kreise nichts anfangen. Das gesellschaftliche Sein bestimmt jedoch immer das Bewusstsein. An der Bewusstseinsformung der abhängig Beschäftigten arbeitet das Besitzbürgertum seit seinem Entstehen mit verschiedenen Mitteln und Methoden, die Teil ihres Herrschaftswissens und ihre Herrschaftstechnik sind. Das ist die eine Seite. Die andere Seite wird für die privatwirtschaftliche Tätigkeit dadurch beschrieben, dass man Unternehmer, Selbständige, Freiberufler und eben abhängig Beschäftigte hat. Letztere werden durch das BGB in ihrer Funktion eingeteilt in Personen, die das Unternehmen nicht nach aussen vertreten, oder die im Auftrag [i.A.], in Vollmacht [i.V.] oder anstellte des Unternehmers handeln [ppa = Prokura] oder dessen Geschäfte führen. Funktionsträger in Behörden handeln stets im Auftrag [i.A.] der für sie massgeblichen Verwaltungseinheit, nämlich Stadt, Kreis, Land oder Bund; indirekt handeln sie immer im Auftrag des Souveräns, eben der Bürger. Die Linke mag erfolgreich versuchen, bestimmte Funktionsträger einzubinden. In privatwirtschaftlichen Unternehmen wird das bei einfachen Funktionsträgern gelingen [Vorarbeiter, Meister] sowie bei Funktionsspezialisten wie Technikern, Ingenieuren und tariflich bezahlten Akademikern ohne Leitungsfunktion, nicht jedoch bei Personen mit echten und nach aussen gerichteten Leitungsaufgaben. Da hat man aber schon alle Hände voll zu tun. Mit angestaubten, überkommenen und/oder verpönten Begriffen kommt man da allerdings nicht weit. Es geht um echte Kapitalismuskritik, die nicht einzelne „Ausbeuter“ oder deren als „Mitausbeuter“ bezeichneten Angestellten als solche angreift, was ein von maoistischen K-Grupplern [bei den Grünen und als Ex-Grüne bei der Linken anzutreffen] bekannter kruder und verbalradikalistischer „Marxismus“ wäre, sondern das System kapitalistischen Wirtschaftens kritisiert, von dem eben auch Freiberufler, Selbständige und kleine Gewerbetreibende betroffen sind. Übrigens sind „Mittelständler“ immer Unternehmer, man gucke mal in die Mittelstandsdefinition des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn.

    1. Erinnert doch alles sehr an den „Ameisenstaat“

      Der Ameisenstaat

      Arbeitslosigkeit ist gewollt. Karl Marx, der Erfinder und Entwickler von perfekten Ausbeutungssystemen sagte damals schon, daß man einen Menschen mit eingeschränktem Bewußtsein als glücklichen Sklaven (analog zur Ameise) in der Fabrik braucht und ein weiteren Menschen mit volleingeschränktem Bewußtsein, als unglücklichen Sklaven durch soziale Ausgrenzung per gemachter Arbeitslosigkeit vor der Fabrik braucht um sie gegenseitig zu erpressen.

      Und weiter …

      https://aufgewachter.wordpress.com/2016/04/03/der-ameisenstaat/

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