Wenn es denn etwas gibt was man mit Hemingway verbindet ist es Natur und Krieg, die zwei erbarmungslosesten und unerbittlichsten Erfahrungen des Menschen, von denen auch er selbst nicht verschont geblieben ist. Nackte objektive Realität, wie es Lukacs sagen würde, trifft die Leser*innen wie eine notwendige Backpfeife in Zeiten von Wohlfühlromanen und Ego-Literatur. Hemingway scheut es nicht hässliche Wahrheiten aufzuschreiben, wenn sie denn dazu gehören, er übertreibt nicht, das hat er nicht nötig. Die Realität ist manchmal härter als jede Fiktion.
Sobald man das Buch öffnet riecht es nach verbranntem Holz, Whiskey und Pökelfleisch, im Hintergrund rauscht ein Fluß im Wald und etwas entfernt hinter den Hügeln ist Donnern zu hören. Zu was das Donnern gehört, Natur oder Krieg, ist oft zu schwer auseinander zu halten, so ähnlich sind sie sich manchmal. Wir begleiten Nick, einen echten American Boy, auf seinen Streifzügen durch die Geschichte, USA und Europa. Uns werden Geschichten des Leids und der Freude zuteil die bei Hemingway wie im wahren Leben oft nicht so weit von einander entfernt liegen. Dabei ist es rau, warm und ehrlich, nicht allzu persönlich aber authentisch. Wir hören rasante Pferderennen, laute Schüsse, das Knistern des Schnees auf steilen Pisten der Schweiz, plätscherndes Wasser, das Rauschen des Waldes und das Knistern des Lagerfeuers. Das Feuer brennt weiter und während wir lesen will uns der Geruch von Holzrauch nicht aus der Kleidung gehen.
Man muss höchst beeindruckt von Hemingway sein. Der Man der immer die bessere Vorlage für seine Geschichten war. Kämpfer, Anti-Faschist, Agent, Schriftsteller. Trotzdem haben wir nicht den Eindruck die Geschichte eines Meisters der Literatur oder gar eines Nobelpreisträgers zu lesen sondern den Bericht eines Freundes, den man lange nicht sah. Seine Worte sind stets ernst, klar ohne Schmuck, die Realität bildet er in einer unglaublich ehrlichen Weise ab. Manchmal braucht eine gute Geschichte nicht mehr.