Seit Wochen begeht die sudanesische Armee Massaker an der Zivilbevölkerung. Obwohl die Militärregierung den Ausnahmezustand ausgerufen hat und die Pressefreiheit unterdrückt, gelangen über die sozialen Medien unvorstellbare Gräueltaten an die Öffentlichkeit. Weltweit versuchen Menschen mit Demonstrationen und blauen Profilbildern Aufmerksamkeit für die Situation der Bevölkerung im Sudan zu schaffen.
Auch nachdem es den Aufständischen im Sudan nach monatelangen Kämpfen gelang, einen Coup d’État gegen den ehemaligen Machthaber al-Bashir auszulösen, blieb das Militärregime selbst intakt. Mit fadenscheinigen Verhandlungen versuchte die Armee die Protestierenden hinzuhalten, die sich in Sitzblockaden auf den öffentlichen Plätzen Khartoums sammelten. Die Führung der Bewegung ließ sich nicht beschwichtigen und bestand auch nach der Ernennung weiterer Militärdiktatoren auf ihrer Forderung nach einer Zivilverwaltung und Demokratisierung. Der Generalstreik diente hierfür während der Verschärfung der Fronten als wichtiges Mittel, dessen volles Potential allerdings von der oppositionellen Führung nicht ausgeschöpft wurde.
Im Hintergrund muss die sudanesische Armee derweil bereits die brutale Zerschlagung der friedlich Protestierenden geplant haben.
Wie die Konterrevolution dann an einem blutigen Montag genau begann, ist durch das scharfe Vorgehen gegen die Presse, Telekommunikationsdienste und das zum Teil abgeschaltete Internet nicht sicher. Klar ist: In den frühen Morgenstunden schossen Soldaten plötzlich mehrere Minuten lang in die aufgescheuchte Menge. Dutzende Menschen starben und Hunderte wurden verletzt. Die exakten Zahlen sind kaum zu ermitteln und die Dunkelziffer ist hoch. Immer wieder ist die Rede auch von Massenvergewaltigungen. Damit ziehen die Kräfte hinter der Konterrevolution eine klare Grenze zu der Aufstandsbewegung, bei der Frauen mitten im Geschehen waren und eine wichtige Rolle spielten. Auf einen ähnlichen Vorfall bezieht sich auch der Hashtag #blueforsudan, durch den sich Aktivistinnen und Aktivisten weltweit mit den Protesten im Sudan solidarisieren und ihre Profilbilder blau färben. Laut seinen Freunden soll blau die Lieblingsfarbe des jungen Sudanesen Mohammed gewesen sein, der sich schützend vor zwei Frauen stellte und dafür von den Militärs ermordet wurde. Mohammed war nicht der einzige Tote und er wird nicht der einzige bleiben. Es ist auch die Unterstützung aus dem Ausland, die die brutale Repression der sudanesischen Armee ermöglicht. Die Waffen erhielten die RSF-Paramilitärs, die auch im Jemen-Krieg involviert sind, von Saudi-Arabien. Der logistischen Unterstützung durch die ägyptische Militärdiktatur kann sich das Regime im Sudan ebenfalls gewiss sein. Auch die EU legt Wert auf ihre guten Beziehungen zum sudanesischen Staat und anderen Ländern in der subsaharischen Region, weil diese für sie fliehende Menschen davon abhalten, in Europa Schutz zu finden. Genauso international wie die Unterstützung der Konterrevolution muss also auch die Solidarität mit dem gerechtfertigten Aufstand der sudanesischen Bevölkerung und ihrem Kampf für demokratische Selbstbestimmung ausfallen.
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