Als Strafmaßnahme für seine guten Beziehungen zum Iran gräbt Saudi-Arabien als nächste Eskalationsstufe der Katar-Krise einen Kanal, der Katar effektiv von der Arabischen Halbinsel abschneidet. Neben Yachthäfen und Luxusresorts sollen im Hafen auch eine Militärbasis und eine Atommülldeponie gebaut werden.
Saudi-Arabiens Pläne, entlang der Grenze zur Halbinsel Katar einen Kanal auszuheben, schreiten weiter voran, wie arabische jüngst Medien berichteten. Ein solcher Kanal würde Katar von der Arabischen Halbinsel abschneiden und effektiv in eine Insel verwandeln.
Zusammen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Ägypten hat Saudi-Arabien vor über einem Jahr Katar unter eine Luft- und Landblockade gezwungen – aus Protest gegen die vermeintlich von Doha verfolgte Politik.
Eine von Riad initiierte internationale Ausschreibung, den 60 km langen „Salwa Canal“ auszuheben, verstrich am 25. Juni. Laut Gulf News haben bereits fünf internationale Unternehmen ihre Hüte in den Ring geworfen.
Saudi-Arabien wird den Gewinner der Ausschreibung innerhalb von 90 Tagen nach Ablauf der Frist bekannt geben (bis spätestens 23. September also), berichtete die saudische Tageszeitung Makkah. Das Unternehmen, das den Zuschlag erhält, soll das Projekt daraufhin innerhalb eines Jahres fertigstellen.
Die Kosten des Projekts werden auf 746 Millionen US-Dollar geschätzt. Der Kanal wird sich vom Grenzübergang Salwa im Westen bis zum See Khor al-Adeed im Osten erstrecken und 200 Meter breit und 15 bis 20 Meter tief sein.
Es wurde berichtet, dass Schiffe mit einer Breite von bis zu 33 Metern und einer Länge von 295 Metern durch den Kanal navigieren können.
Luxusresorts, Militärbasen und atomarer Giftmüll
Abgesehen vom Umstand, dass Katar – ein winziges, gasreiches Emirat – von den Saudis von seiner einzigen Landgrenze abgeschnitten wird, sieht Riad mehrere weitere Nutzungen für den Kanal vor.
Laut Gulf News sind in Salwa, Sakak, Khor al-Adeed und Ras Abu Qamees luxuriöse Strandresorts geplant.
Sowohl in Salwa als auch in Aqlat al-Zawayed sollen Schiffshäfen gebaut werden, ebenso Privathäfen an beiden Ufern für Yachten und Wassersportaktivitäten.
Weniger attraktiv für Besucher sind jedoch eine geplante Militärbasis sowie eine Deponie, in der die Saudis Atommüll versenken wollen.
Der Kanal wird Berichten zufolge vollständig innerhalb der saudischen Seite der Grenze liegen, so dass Katar über keinerlei Wasserstraßenrechte verfügen wird. Die Kosten werden vollständig von saudischen und emiratischen Privatinvestoren getragen.
Es wird angenommen, dass ägyptische Unternehmen mit Erfahrung im Ausbau des Suez-Kanals zur Unterstützung der Bauarbeiten herangezogen werden.
Kontext: Im Juni 2017 verhängten Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Ägypten gegen Katar ein umfassendes Embargo und Boykott des Landes. Grund war der Vorwurf, Katar würde den Terrorismus unterstützten und habe zu gute Kontakte zum regionalen Erzfeind Iran. Das geplante Abschneiden Katars von der Arabischen Halbinsel ist demnach als Strafmaßnahme für dessen gute Beziehungen zum Iran zu verstehen.
Dieser Artikel erschien zuerst auf Middle East Eye und wurde von Jakob Reimann für Die Freiheitsliebe übersetzt.
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