Antimuslimischen Rassismus bekämpfen

Ca. 160 Gäste nahmen an der Diskussion teil.

Muslime sind am Unglück der Welt schuld! Sie haben ein rückwärtsgewandtes Frauenbild, sind Homophob, per se Antisemitisch und wenn es nach Sarrazin geht auch genetisch bedingt dümmer als der durchschnittliche Europäer. Musliminnen und Muslime sind in Europa tagtäglich Rassismus ausgesetzt. In der Universität Duisburg-Essen fand die Veranstaltung „Feindbild Muslime?“ statt, in der sich die Beteiligten aus der Opferrolle befreien, mit Vorurteilen aufräumen und den antimuslimische Rassismus erklären wollten. Hat es funktioniert?

Der islamische Studierendenbund und die linksjugend ruhr haben gemeinsam zum Diskussionsabend geladen. Diskutiert haben Prof. Dr. Wolfgang Benz, Ehm. Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU Berlin, Ali Al-Dailami , Mitglied des Parteivorstandes und migrationspolitischer Sprecher DIE LINKE und Said Rezek, freien Journalisten und Integrationsexperte.

Der moderne antimuslimische Rassismus ist gefährlich

Warum luden die Veranstalter einen Antisemitismusforscher zum Thema antimuslimischer Rassismus ein? Das war die erste Frage, die Professor Benz beantworten wollte. Er beschrieb, wie der Antisemitismus in Deutschland lange salonfähig war. Es wurde an konstruierten, also erfunden oder ausgedachten Merkmalen, eine wir und ihr Gruppe erzeugt. Der „Freindgruppe“ werden dann negative Merkmale und der eigenen positive Zugeschrieben. Der Muslime oder die Muslimin habe ein „negatives Frauenbild“, unterstützte per se Terrorismus und sei gewaltbereit – solche und Ähnliche Vorurteile werden gehegt und gepflegt. Doch es gäbe Hoffnung. So wie der Antisemitismus nicht mehr Mehrheitsfähig sei, müsse auch der antimuslimische Rassismus in die Schmuddelecke gedrängt werden. Auf eine Nachfrage, wie man rassistischen Vorurteilen begegnen solle, sagte er: Nicht zurückweichen und keine Opferrolle einnehmen.

Als zweites Sprach der migrationspolitische Sprecher der Linkspartei Ali Al-Dailami. Der Hesse betonte, dass die wirtschaftsfreundliche Politik der etablierten Parteien sowie der Sozialabbau zu einer Entsolidarisierung der Gesellschaft geführt haben. Hinzu käme, dass Personen wie Sarrazin und Parteien wie CSU und CDU durch das Schüren von Vorurteilen Parteien wie der AfD den Weg geebnet haben. Die Debatte wurde damit in Deutschland nach rechts gerückt, entsachlicht und einem „postfaktischen“ Zeitalter angepasst. Ein erster Schritt müsse sein, dass etablierte Parteien aufhören, Vorurteilen weiteren Brennstoff zu geben und stattdessen ein echter Dialog zustande kommen müsse.

Said Rezek berichtete aus seinen Erfahrungen als freier Journalist. Er beschrieb wie in Deutschland, selbst nicht Muslime, mehrheitlich der Meinung seien, dass Menschen muslimischen Glaubens benachteiligt werden. Wie Medien anstelle von Wissenschaftlern, populistische und selbsternannte Experten zum Thema Islam einluden, die die gesellschaftliche Stimmung weiter aufheizen. Er verdeutlichte dies an einer Vorurteilskette.

Islam -> Geringe Bildung -> Arbeitslosigkeit -> Kriminalität?

Diese Schlussfolgerung wird gezogen, obwohl sie mit der Realität nichts zu tun hat. Materialistische Gründe, wie mangelnde Arbeitsstellen, Diskriminierung, schlechtere Chancen in der Schule und mehr werden wegdiskutiert. Alles Negative auf den Islam Projiziert.

Alles in allem fand die Veranstaltung in einem sehr harmonischen und kämpferischen Klima statt. Rassismus sei nicht zu tolerieren, egal gegen wen er geht. Und ob eine Muslima ein Kopftuch trägt, ist alleine ihre Entscheidung: Nicht die eines Mannes, egal welcher Staatsbürgerschaft oder Religion er angehört.

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